Apocalypsis 3.06 (DEU): Tesserakt. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
auch sein Raum- und Zeitempfinden auf. Peter verlor jede Vorstellung, wie lange oder wie tief sie überhaupt hinabstiegen. Irgendwann wurde der Gang schließlich flacher und endete an einer Wand mit einer Vertiefung für das Medaillon. Ein weiterer Durchgang. Kurz dahinter der nächste.
Eine Schleuse.
Peter spürte es an dem Druck auf den Ohren. Die Luft war nun kühl und dünn wie auf einem Alpengipfel. Fröstelnd gingen sie den Gang weiter entlang, der bald darauf in eine große, kuppelförmige Halle von den Ausmaßen des Pantheons in Rom mündete. Die Halle bildete eine perfekte Halbkugel, von allen Seiten strahlend hell beleuchtet. Eine Kuppel aus Licht, in der sich Oben und Unten aufzulösen schienen.
»Was ist das hier?«, fragte er Nikolas und hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne. Die Halle schien sämtliche Geräusche zu dämpfen.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, Peter.«
»Und wo ist Raymond?«
Nikolas deutete in die Mitte der Halle. »Da! Vor diesem Ding.«
Raymond ging langsam und fast ehrfürchtig auf eine etwa zwei Meter hohe, leicht bikonkave goldene Stele zu, die wie aus dem Boden gewachsen wirkte. Mit seiner weißen Kleidung wurde er in der überstrahlten Halle fast unsichtbar. Beim Nähertreten sah Peter, dass die Stele auf beiden Seiten vollständig und in akkuraten Längsreihen mit Zeichen und Symbolen einer Art Text bedeckt war. Aber nicht die Stele fesselte Peters Aufmerksamkeit, sondern die Frau, die davorstand.
Die Frau aus seinen Träumen.
Maria .
Sie fuhr mit den Fingern über die Symbole und Zeichen, versuchte offenbar, den Text zu entschlüsseln oder zumindest Anhaltspunkte zu finden. Sie wirkte so konzentriert, dass sie die beiden Männer und den Jungen nicht gleich bemerkte. Der alte Mann, der einige Schritte hinter ihr stand, aber schon. Er berührte die Frau an der Schulter und sagte etwas zu ihr. Erschrocken wandte sich die junge Frau um und folgte seinem Blick. Als sie Peter entdeckte, stieß sie einen lautlosen Schrei aus, ihre Lippen formten seinen Namen, und dann stürzte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
»Peter! Mein Gott, Peter! Ich hab die ganze Zeit gewusst, dass du noch lebst!«
Perplex über die stürmische Begrüßung ließ Peter sich umarmen und küssen. Dann schob er die junge Frau sanft von sich und sah sie an.
Kein Zweifel.
»Sie … heißen Maria, nicht wahr?«
Irritiert starrte sie ihn an, wollte etwas sagen, doch dann schien sie zu spüren, wie fremd sie ihm war, und ließ verlegen von ihm ab.
»Ja.« Sie deutete auf den alten Mann. »Und das ist Shimon Bar-Kleophas. Der Hüter dieses Ortes.«
Peter warf dem Mann nur einen kurzen Blick zu.
»Ich bin Peter Adam.« Er deutete auf Nikolas. »Und das ist mein Bruder Nikolas.«
»Ich weiß doch«, sagte Maria sanft. »Ich kenne dich. Euch.«
Peter schluckte. »Ich habe von Ihnen … ich meine, dir geträumt.« Er kam sich dämlich vor, an diesem seltsamen Ort so ein Gespräch zu führen. »Wir … waren uns sehr nah. Ich meine, sehr nah.«
Was redest du da? Du hast sie geliebt in deinen Träumen!
Maria wirkte plötzlich traurig. »Oh ja, das waren wir.« Etwas gefasster wandte sie sich an Nikolas. »Ich habe eine Nachricht von Marina für dich. Ich soll dir sagen, sie wusste, dass du bei ihr warst, als sie im Koma lag. Sie konnte dich hören, die ganze Zeit.«
Nikolas wirkte irritiert und überraschenderweise verlegen.
»Ich kenne keine Marina.«
Maria wandte sich nun zu Raymond um, der wie träumend neben der Stele stand: »Sie wurde vor einigen Tagen bestialisch ermordet. Aber dazu kannst du bestimmt mehr sagen. Ich nehme ohnehin an, dass du uns jetzt ebenfalls töten wirst, nicht wahr? So wie Don Luigi vorhin.«
»Moment!«, rief Peter lebhaft dazwischen. »Wir sind nur wegen des Gefäßes hier. Niemand wird sterben. Und welcher Don Luigi soll vorhin gestorben sein?«
»Schweig.« Raymond sah von Peter zu Maria, ausdruckslos wie immer, und wandte sich dann an den alten Mann, der sich die ganze Zeit über nervös im Hintergrund gehalten hatte.
»Gib mir das Amulett.«
Bar-Kleophas wich einen Schritt zurück. In seinen Augen lag Todesangst. Peter stieß Nikolas an. »Falls noch ein Funke Menschlichkeit in dir ist, dann hilf mir!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er Raymond in den Weg.
»Stopp!«
Raymond sah ihn an. »Geh mir aus dem Weg, Peter.«
»Nein, so läuft das nicht. Wir holen dieses Gefäß und gehen wieder. Keine Drohungen, niemand wird verletzt,
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