Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
mit dem Hut und der alten Sonnenbrille konnte ihn jemand unterwegs leicht erkennen. Dennoch fuhr er diesmal lieber selbst, obwohl er in den letzten Jahren nur noch selten, und wenn dann heimlich gefahren war. Eine Art Laster, das wahrscheinlich mehr Kopfschütteln ausgelöst hätte als Kettenrauchen. Er fuhr einfach gerne Auto.
Er parkte den Alfa direkt in der Seiteneinfahrt neben der Basilica di Santa Maria Sopra Minerva und ahnte bereits, dass etwas passiert sein musste, als er die Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge auf dem nahen Platz vor dem Pantheon sah. Die Einsatzkräfte wirkten ratlos und sperrten den Platz weiträumig ab.
Voller Vorahnung schlich Laurenz sich in die Basilica, nahm den Aufzug hinter dem geheimen Seiteneingang und stürmte durch den unterirdischen Verbindungsgang und die letzte Schleuse zum Labor unter dem Pantheon. Der Anblick, der ihn dort erwartete, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Das Labor war vollkommen verwüstet. Überall lagen geborstene, geschmolzene und verkohlte Reste der Einrichtung herum, die es offenbar regelrecht auseinandergerissen hatte. Genauso wie die Mitarbeiter. Laurenz sah Blut, zerfetztes und teilweise verkohltes menschliches Gewebe. Von Leichenteilen konnte man nicht mehr sprechen. Seltsamerweise schien die Lüftung immer noch zu funktionieren, denn außer einem stechenden Geruch gab es keinen Rauch und auch keinerlei Schwelbrände.
»Das war keine Explosion, sondern eine Implosion«, sagte Pater Anselmo tonlos, der verstört und wie verloren inmitten des Grauens stand. »Die Hitze war nicht einmal besonders hoch, aber die Druckwelle hat den ganzen Stadtteil erschüttert.«
Laurenz verstand, was mit ihm los war, trat durch die blutigen Trümmer und zog ihn behutsam am Arm. »Kommen Sie. Wir können hier nichts mehr tun.«
»Ich war nur kurz weg auf einen Caffé «, murmelte der junge Jesuit unter Schock. »Nur fünf Minuten. Höchstens zehn.«
»Haben Sie das Amulett?«
Pater Anselmo griff in seine Hosentasche, zog das Amulett mit dem Triskelensymbol hervor und reichte es Laurenz.
»Wir müssen noch die Daten retten.«
»Hier ist nichts mehr zu retten. Wir müssen raus, und zwar schnell.«
Als sie aus der Kirche traten, sah Laurenz, dass die Einsatzkräfte bereits wieder abrückten. Offenbar hielt man die Erschütterung für ein lokales Erdbeben, das keinen Schaden angerichtet hatte. Die Piazza della Rotonda füllte sich schon wieder mit Touristen. Laurenz schob den bleichen Anselmo hastig auf den Beifahrersitz des Alfa, bevor sie jemand erkennen konnte, wendete den Wagen und lavierte dann kreuz und quer durch den dichten römischen Verkehr.
»Haben Sie Ihren Laptop dabei, Pater?«
Anselmo, immer noch bleich wie der Peccorino seiner Heimatstadt, klopfte auf die Messengertasche, die er immer bei sich trug.
»Gut. Sie müssen jemanden finden.«
»Ich kann das nicht«, wimmerte der junge Pater. »Ich halt das alles nicht mehr aus. Das waren meine Freunde. Ich will nach Hause. Ich will nicht sterben.«
»Schauen Sie mich an, Anselmo! Schauen Sie mich an!« Laurenz fuhr, so schnell es der Verkehr zuließ, und rüttelte den Pater, bis er Blickkontakt hatte. »Ich weiß, was Sie durchgemacht haben. Aber ich brauche Sie jetzt.«
Anselmo schüttelte weinend den Kopf, aber Laurenz ließ nicht locker. »Sie müssen Kardinal Santillana für mich finden. Sie müssen die Schweißspur seiner Daten im Internet erschnüffeln, seine Fährte aufnehmen und mich zu ihm führen, verstehen Sie?«
Anselmo nickte, trank einen Schluck und sah aus dem Fenster. »Wo fahren wir eigentlich hin?«
»Zum Flughafen. Wir fliegen nach Jerusalem.«
Sofort blitzte wieder die Angst in Anselmos Augen auf.
»Was? … Aber dann fahren wir in die falsche Richtung.«
Laurenz beruhigte ihn. »Wir fliegen von Urbe aus. Der kleine Flugplatz im Norden. Das ist sicherer. Da wartet bereits eine Maschine.«
»Ich will aber nicht nach Jerusalem.«
»Vertrauen Sie mir, Pater«, sagte Laurenz und bog in die schnurgerade Viale Tiziano ab. »Solange Sie bei mir sind, sind Sie sicher.«
Er hatte den Satz kaum beendet, als sie gerammt wurden. Ein heftiger Schlag traf den Alfa hinten rechts. Nicht stark genug, um ihn ins Schleudern zu bringen, aber doch so heftig, dass Laurenz Mühe hatte, die Spur zu halten. Fluchend gab er Gas. Anselmo schrie auf. Im Rückspiegel sah Laurenz einen schwarzen SUV hinter ihnen, der ebenfalls beschleunigte und sie im nächsten Moment erneut rammte.
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