Apocalypsis 3.09 (DEU): Arche. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Hubschrauber flog direkt auf sie zu, sein Suchscheinwerfer fingerte über den Boden, glitt über die kleinen Häuser und Dächer. Auch unten auf der Straße war jetzt Bewegung. Anselmo konnte erregte Stimmen hören. Autos, die heranrasten.
»Mein Onkel mobilisiert die Nachbarn«, rief Amal und duckte sich hinter einen Wassertank auf dem Dach des anliegenden Hauses. »Die blockieren jetzt die Straße.«
Aber die Gefahr kam von oben. Der Hubschrauber stand jetzt über dem Haus von Amals Onkel und leuchtete in den Hof. Anselmo hörte von unten ein metallisches Krachen. Dann Schüsse im Hof.
»Wer sind die?«, schrie Amal ihm zu. »Israelis? Amerikaner?«
»Nein, Amal!« Anselmo überlegte immer noch, ob Yoko Tanaka ihn vor den ›Trägern des Lichts‹ oder ihren eigenen Leuten gewarnt hatte, entschied sich jedoch wie immer für die wahrscheinlichste Erklärung. »Das sind … Diener Satans.«
Das schien Amal ihm sogar zu glauben. Er stieß einen arabischen Fluch aus.
»Was wollen die?«
»Den Untergang der Menschheit«, presste Anselmo hervor.
»Und mit dem Handy könntest du sie aufhalten?"
»Ich? Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
Amal schien nachzudenken, mit sich zu ringen. Dann wandte er sich wieder an Anselmo. »Ich hab immer gedacht, die Israelis oder die verdammten USA wären das Böse, aber was wir da auf den Videos gesehen haben – das war Dschahannam , die Hölle, nicht wahr? Die richtige Hölle.«
Anselmo nickte.
»Du musst mir was versprechen. Wenn du hier rauskommst, musst du sie aufhalten.«
»Ich weiß nicht, ob ich …«
»Du bist der beste Hacker der Welt, Bruder. Kein Scheiß. Du bist mein Idol. Als ich vorhin deine Nachricht bekam, war das, als wenn Allah mich riefe, verstehst du? Du bist ein Mann Gottes, ein Krieger Gottes. Wer, wenn nicht du, könnte sie aufhalten?«
»Eh, Amal, ich glaube, du überschätzt mich da.«
»Siehst du das Haus da hinten mit der hellen Mauer?« Amal deutete in eine Richtung, wo Anselmo in der Ferne einen hellen Fleck erkennen konnte, und drückte ihm einen kleinen Schlüssel in die Hand. »Dahinter liegt eine Straße, da steht ein Moped. Wenn du der Straße folgst, kommst du zur Silwan-School. Von dort kannst du den Zion dann schon sehen.«
Anselmo nickte. »Und du?«
»Ich lenke sie solange ab.«
»Verdammte Scheiße, nein!«
Doch Amal stand bereits.
»Allāhu akbar.« Er wollte sich aus der Deckung des Wassertanks lösen, aber Anselmo zog ihn wieder zurück.
»Was denn noch?«, rief Amal.
Anselmo nahm seinen ganzen Mut zusammen und küsste ihn auf den Mund.
Amal grinste ihn an. »Ich hab was gut bei dir.«
Er rannte los, zurück zum Haus. Sofort erfasste ihn der Suchscheinwerfer des Hubschraubers. Anselmo sah, wie Amal wie erschrocken stehen blieb und die Hände hob. Dann wandte sich Anselmo ab, löste sich aus der Deckung des Wassertanks und sprang auf das nächste Dach hinab. Als er die helle Mauer erreichte und sich ein letztes Mal umsah, schwebte der Hubschrauber immer noch über Amals Haus und beleuchtete die Szenerie. Anselmo hatte keine Ahnung, was diese Leute mit Amal machen würden. Nach allem, was er in den letzten Wochen erlebt hatte, befürchtete er nur das Schlimmste und bereute, dass er Amal nicht zurückgehalten hatte. Aber das Gefühl, dass ihn in diesem Augenblick wirklich ganz und gar erfüllte, war pure Erleichterung, dass es ihn selbst nicht erwischt hatte. Und gleichzeitig quälende Scham und Schuld. Er flehte seinen Herrn um Vergebung an - aber er kehrte nicht um. Er sprang die Mauer hinab auf die Straße. Aber da war kein Moped.
XLII
27. August 2013, Insel Poveglia, Lagune von Venedig
E r konnte immer noch sehen, so ziemlich die einzige Körperfunktion, die ihm verblieben war, und Peter erkannte das Böse in seiner ganzen abartigen Substanz. Er wurde eins mit ihm. Löste sich auf im Ozean des Bösen. Überall war Licht, aber durch dieses Licht wucherte ein faseriges, leuchtendes, hektisch pulsierendes Geflecht, wie ein zähes Gespinst aus Nervensträngen und Ganglien, die sich unaufhörlich miteinander verwoben, auflösten und neu verbanden. Regungslos gefangen in einem Netz aus Nervengewebe schwebte Peter in dem Kokon und spürte, wie sich die Fasern von allen Seiten mit seinem Körper verbanden, als hätten sie endlich ihre Bestimmung gefunden. Dabei feuerten sie jedes Mal Lichtblitze in einem scheinbar chaotischen Takt, der sich manchmal zu einem kurzen Rhythmus synchronisierte und dann wieder auflöste. In der
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