Apocalypsis 3.11 (DEU): Die Botschaft. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
schlug die Hände vors Gesicht, um sich zu schützen, aber das Licht durchdrang seine Hände, seinen ganzen Körper, schien jede Zelle durch Licht zu ersetzen. Er empfand keinen Schmerz, nur die Angst, sich vollkommen aufzulösen, für immer zu vergehen. Genau wie in dem Kokon. Neben sich hörte er Bühler beten.
Keine schlechte Idee.
Aber ehe er mit dem Vaterunser, dem einzigen Gebet, das ihm überhaupt einfiel, beginnen konnte, erlosch das blaue Gleißen schlagartig, und wie kurz zuvor in dem Kokon hatte Peter das Gefühl, in vollkommene Finsternis zu stürzen. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass er immer noch stand. Als er die Hände vom Gesicht nahm, peitschte ihm kalter Regen ins Gesicht. Peter schätzte, dass die Temperatur um mindestens zwanzig Grad gefallen sein musste. Die Nacht wirkte dunkler als noch vorhin, und der starke Regen verbunden mit dem scharfen Wind ließen ihn frösteln. Sie standen immer noch auf dem deutschen Friedhof, aber Nikolas war nicht mehr zu sehen. Aus der Ferne hörte Peter Gesang, wie von einer großen Menschenmenge. Ein beißender Gestank aus Rauch und noch etwas anderem lag in der Luft, legte sich mit dem Regen auf ihre Kleidung und ließ Peter erschaudern.
Bühler brauchte ebenfalls einen Moment, um sich zu orientieren. Er schien sich zu wundern, dass er noch lebte.
»Ehrlich gesagt, hab ich was anderes erwartet. Irgendwas mit Engeln. Wirkt aber eher wie die Hölle.«
»Wieso?«, fragte Peter alarmiert.
»Riechen Sie das nicht? Verbrannte Leichen. Eine Menge davon.«
Die Friedhofsmauer wies eine große Lücke auf, als habe man versucht, sie auf einer Seite wegzusprengen.
»Lassen Sie uns nachsehen«, sagte Peter.
Bühler deutete auf den Tesserakt. »Und das Ding ?«
»Holen wir später. Hier fällt er weniger auf, als wenn wir ihn mit uns rumschleppen.«
Da sie auf die Schnelle kein besseres Versteck fanden, buddelten sie den Tesserakt bis zur Hälfte unter dem dichten Efeu an einer Natursteinmauer ein. Da der Hyperwürfel kaum Licht reflektierte, musste man jetzt schon über die Gräber treten und das Gebüsch durchforsten, um ihn dort zu entdecken.
Gemeinsam kletterten sie über die geborstene Friedhofsmauer. Viel war nicht zu erkennen. Die Wache der vatikanischen Gendarmerie war nicht besetzt, die Wache der Schweizergarde an dem großen Tor dahinter ebenfalls nicht.
»Gefällt mir nicht«, sagte Bühler und zog seine Waffe.
Peter legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich glaube nicht, dass Sie die brauchen.«
»Was macht Sie da so sicher?«
»Na, achten Sie mal darauf, was die singen!«
Mit jedem Schritt hörte er den Gesang nun deutlicher. Ein altes Weihnachtslied, mit Inbrunst aus Tausenden von Kehlen gesungen. Ohne dass ihn irgendjemand aufhielt, verließ Peter das Gelände des Vatikans, zwängte sich links durch die Absperrung an den Kolonnaden und trat auf den Petersplatz.
Und verstand, was sich verändert hatte.
Alles.
Auf dem Petersplatz hatten sich Hunderttausende von Menschen versammelt. Die Menge füllte den ganzen Platz aus, reichte weit bis in die Via della Conciliazione hinein. Die Menschen hielten Kerzen und Fackeln in der Hand, sangen gemeinsam auf Italienisch dieses alte Lied. Das berühmteste Weihnachtslied der Welt. Stille Nacht, heilige Nacht .
Der Petersdom selbst lag im Dunkeln, aber im Schein der Kerzen und Fackeln sah Peter, dass sich an seiner Stelle nur noch ein großer Trümmerhaufen erhob, aus dem ein riesiges Holzkreuz emporragte, wie ein trotziger Engel, der schützend seine Flügel ausbreitete. Auch die Sixtinische Kapelle dahinter war zerstört, sowie Teile des Apostolischen Palastes. Um das große Holzkreuz herum übersäten Tausende von kleineren Kreuzen den Trümmerberg. Ein ganzer Wald aus Kreuzen, dessen Anblick sich mit dem Gestank verbrannter Leichen zu einer furchtbaren Vorstellung verband.
Fassungslos und ergriffen starrten Peter und Bühler auf diesen Kreuzberg und die singende Menge davor. Erst jetzt bemerkte Peter, dass viele der versammelten Menschen große Bilder und Transparente mit dem Bild einer jungen Nonne vor sich her trugen oder in die Höhe hielten. Peter erkannte nicht gleich, wer die Nonne war. Bis eine kleine Gruppe an ihnen vorbeieilte und das Transparent, das sie mit sich trugen, kurz von einer der wenigen funktionierenden Straßenlaternen beleuchtet wurde.
Maria! Das ist Maria!
Kein Zweifel.
»Was zum Teufel ist hier los?«, fragte Bühler neben ihm.
Peter antwortete nicht, starrte nur
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