Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
Peter«, keuchte Kelly neben ihm. » Micama isaro lonu-sahi-toxa . Lass mich los.«
»Halt die Schnauze, Kelly. Ich werde dich nicht loslassen, hörst du? Du musst leben!«
Kelly gurgelte etwas auf Henochisch.
Immer wieder glitten Peters Finger an der glitschigen Kette ab. Immer wieder musste er Kelly hochzerren, der kraftlos unter Wasser sank, und Peter verstand, dass ihm mit jeder Minute an der Boje mehr Kraft fehlte, jemals noch mit Kelly das rettende Ufer zu erreichen. So hingen sie beide hilflos an der Kette, dazu verdammt, wie Fische an einem vergessenen Haken zu verenden. Als Peter die Hand wechselte, um sich besser festzuhalten, entglitt ihm Kelly.
Schneller als Peter reagieren konnte, versank der ausgezehrte Engländer. Peter stieß einen verzweifelten Fluch aus, steckte sich Seths Medaillon wieder in den Mund, holte tief Luft und tauchte Kelly hinterher.
Oben und Unten lösten sich auf. Alles löste sich auf. Die ganze Welt. Peter löste sich auf. Übrig blieben nur Dunkelheit, vollkommene Dunkelheit, Schmerz und Angst. Dennoch tauchte Peter tiefer, tastete im großen Nichts nach Kelly und fand doch nur Leere. Unendliche Leere.
Häschen in der Grube.
Und noch ein Gedanke blitzte auf wie der letzte Funke einer ersterbenden Maschine. Delphine .
Delphine können eine Viertelstunde lang tauchen und das bis in achthundert Meter Tiefe. Menschen nicht. Peters Körper reagierte bereits in den ersten Sekunden unter Wasser und schaltete sein Herz umgehend auf Sparflamme. Von siebzig Schlägen auf fünfundvierzig Schläge pro Minute. Nach dreizehn Sekunden unter Wasser fühlte Peter den Druck in seiner Lunge. Er wollte ausatmen. Einfach nur ausatmen. Peter zwang sich, diesem Drang zu widerstehen. Wer ausatmete, musste auch einatmen. Nach einundvierzig Sekunden unter Wasser begann Peters Bewusstsein zu schwinden. Sein ganzer Körper schrie vor Schmerz und Angst, er verspürte ein Brennen in allen Muskeln. Peter hörte auf zu denken, hörte auf, nach Kelly zu suchen, hörte auf zu sein. Er wollte nur noch ausatmen.
Ausatmen. Hoathahe Saitan !
Jetzt!
LXIII
16. Mai 2011, Castel Sant’Angelo, Rom
I m Gegensatz zu Franz Laurenz stammte Antonio Menendez aus wohlhabenden Verhältnissen. Seine Familie gehörte zu den reichsten und ältesten in ganz Spanien und hatte im 15. Jahrhundert schon die Beutezüge der spanischen Krone in der Neuen Welt finanziert. Armut war etwas, das Menendez geradezu verachtete. Armut und Bedeutungslosigkeit. Obwohl er sich persönlich eine strenge Askese auferlegte – er aß nur zweimal am Tag, und zwar vegetarisch, und gönnte sich nur vier Stunden Schlaf –, war der Kardinal stolz auf seine vornehme Herkunft. Den Reichtum seiner Familie betrachtete er jedoch nicht als Geschenk, das man nach Belieben verplempern durfte, sondern als Verpflichtung, sich würdig zu erweisen. Als sichtbaren Ausdruck eines geerbten und verdienten Anspruches auf höchste Ämter. Allerhöchste Ämter.
Seit er vor zwanzig Jahren zum Kardinal ernannt worden war, residierte er standesgemäß in einer prächtigen fünfhundert Quadratmeter Wohnung in der Via Giulia, der vornehmsten Adresse Roms, gleich neben dem Haus, in dem Raffael gewohnt hatte. Dazu beschäftigte er eine Haushälterin, zwei Putzhilfen, einen Hausmeister, zwei Bodyguards und einen Kammerdiener. Mit einem Gehalt von kaum 3000 Euro, das ihm als Kardinal zustand, wäre das natürlich nie möglich gewesen, aber Menendez war nicht bereit, seine Ansprüche an eine repräsentative Lebensführung der kurialen Besoldungstabelle unterzuordnen. Sein Erbe und gewisse Finanzgeschäfte sicherten ihm ein Vermögen in zweistelliger Millionenhöhe, das stetig wuchs. Dennoch atmete die Wohnung des Kardinals die Strenge eines spanischen Großinquisitors: dunkle, schwere Eichenholzmöbel aus dem 16. Jahrhundert unter düsteren Gemälden von Goya, Tintoretto und M.C. Escher aus Familienbesitz. Alte Steinböden aus grauem Terrazzo mit Rissen wie schlecht vernarbte Wunden. Schwere Brokatvorhänge vor den Fenstern, die jeden Sonnenstrahl zermalmten und als dämmerigen Dunst in die Wohnräume spieen. Selbst im Winter ließ Menendez niemals heizen. Ein licht- und freudloser Palast, der vor allem eine Funktion hatte: einzuschüchtern.
Kardinal Menendez hatte Machiavelli, Sun Tu und von Clausewitz gelesen und war überzeugt, dass der Mächtige einer anderen Moral verpflichtet war, die teilweise im Widerspruch zu den Geboten der Kirche stehen konnte. Das Ausmaß
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