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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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dem alten Verbündeten gegenüber hatte der Samaelit mit seiner Anschuldigung des Hochverrats gegen Arbogast wohl nicht ganz unrecht gehabt. Die Quellen des Kardinals hatten durchblicken lassen, der Ab der Ramieliten sähe es tatsächlich lieber, wenn das Konsistorium verschwände und der Beraterstab Seiner Heiligkeit sich auf ihn beschränkte. Zu Gemmingen lachte leise in sich hinein. Wenn dieser arme Irre gewusst hätte, dass seine Heiligkeit nichts anderes als eine Marionette für den Stier, den Löwen und den Adler war. Welche Ironie. Wäre er erfolgreich gewesen, hätte er ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut, dessen war sich zu Gemmingen ziemlich sicher.
    Auf der anderen Seite kannte er wenige Machthaber, die ehrgeiziger waren als Arbogast. Also würde er sich niemals aus einer so großen Sache wie der alles entscheidenden Schlacht um das Wohl und Wehe der Welt heraushalten. Selbst wenn er über seinen Schatten springen musste, um sein Ziel zu erreichen. Zu Gemmingen durfte es nur nicht zu einem Zusammentreffen zwischen Midael und Arbogast kommen lassen. Doch unter den gegebenen Umständen, musste er sich eingestehen, war das leichter gesagt als getan.
    Midael war stets für eine Überraschung gut. Nach allem, was seine Informanten ihm berichtet hatten, war es ein Wunder, dass er das Attentat der schwarzen Engel überlebt hatte. Der Idiot di Terni hatte es vermasselt. Wenigstens hatte er sich dabei gleich selbst aus dem Weg geräumt und so sämtliche Spuren zu seinen Hintermännern verwischt. Irgendwie war Midael aus der Sache herausgekommen. Zwar war er seiner Flügel verlustig gegangen, doch ansonsten schien er sich bester Gesundheit zu erfreuen. Zunächst hatte zu Gemmingen noch Hoffnung gehabt, dass der Engel das Zeitliche gesegnet hätte, weil von ihm über sechs Monate jegliche Spur gefehlt hatte, doch dann war er plötzlich wieder aufgetaucht, und außer ein paar Narben und dem Verlust seiner Flügel war ihm nichts anzumerken.
    Wieder ein Fehler, musste zu Gemmingen gestehen. Anstatt diesen Juviel, der bis vor einem Jahr die rechte Hand seiner Nemesis dargestellt hatte, bevor er plötzlich unter noch ungeklärten Umständen verschwunden war, gleich davon zu überzeugen, die Angelegenheiten seines Ordens wieder in berufenere – nämlich seine – Hände zu übergeben, hatte er sich zunächst, wie er dachte, dringlicheren Aufgaben gewidmet. Er hatte eine einmalige Chance vertan, und der Herr allein wusste, welche Konsequenzen sein Fehler nach sich ziehen würde.
    Wie so oft in diesen Tagen schüttelte der Konsistorialkardinal die Müdigkeit ab, erhob sich von seinem schweren, gepolsterten Stuhl und strebte dem Ausgang entgegen.

Kapitel 2
    23. Juli 2047
    Keine weiteren Himmelssäulen nach Atlas-Katastrophe
    Heute räumte die Samsung E&C Bilfinger AG kleinere Planungsfehler bei der Abwicklung des Atlas-Projektes ein. Als direkte Konsequenz des tragischen Einsturzes von Atlas 5 in Griechenland vor einem Jahr, so kündigte die Konzernleitung des chinesischen Megakonzerns CSCEC an, sei an eine weltweite Ausweitung des Projekts nicht zu denken.
    Kaum zehn Jahre nach dem ersten Spatenstich ziehen die Verantwortlichen des Atlas-Projekts bereits wieder die Reißleine. Die Untersuchungen an dem jüngst in sich zusammengestürzten Superwolkenkratzer Atlas 5 in Griechenland haben „Mängel sowohl in der Planung als auch in der Ausführung“ ergeben, so der Pressesprecher der Samsung E&C Bilfinger AG.
    Dennoch lässt die Konzernleitung keinen Zweifel daran, dass die übrigen Himmelssäulen plangemäß fertiggestellt werden sollen. Man spricht von umfassenden Nachbesserungen im Verlauf der Bauarbeiten.
    Inzwischen hat die chinesische Konzernmutter CSCEC den Hinterbliebenen der 348 Todesopfer des Einsturzes von Atlas 5 großzügige Unterstützung und Wiedergutmachung zugesichert. [oc]

    2664
    L âle hatte geglaubt , bereits alles erlebt zu haben, was sie erschüttern konnte, doch auf das, was ihre Gegenüber ihr in den vergangenen Stunden offenbart hatten, war sie nicht vorbereitet gewesen. Einzig Schawâ zeigte sich weitgehend unbeeindruckt von den Ausführungen des Wanderers und seiner Gefährten. Nachdem sie einige Zeit am Rockzipfel ihrer Mutter gehangen und andächtig mit einer Locke ihres kastanienbraunen Haars gespielt hatte, die sie immer wieder um den Zeigefinger kreisen ließ, hatte sie die Scheu vor den Besuchern beinahe vollständig aufgegeben und eroberte nun Zentimeter um Zentimeter ihrer gewohnten

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