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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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Seine Mutter und Nestor hatten gelacht, und er hatte sich geschämt, dass er so schreckhaft gewesen war. Er mochte es nicht, wenn man ihn auslachte. Er hasste den Gedanken, dass sich jemand über ihn lustig machte, fast noch mehr, als eingesperrt zu sein.
    Nachdem Naphal die Rampe einige Zeit beobachtet hatte, entschloss er sich, einen anderen Weg zu nehmen. Es gab eine enge Treppe unweit der Rampe, die auch an die Oberfläche führte und an den Klippen herauskam. Es war ein selten benutzter Ausgang, den er nur kannte, weil er einmal seiner Amme gefolgt war, die sich dort mit einem Mann getroffen hatte. Warum sie das heimlich tat, verstand er zwar nicht, und sie hatte alles abgestritten, als er sie am Tag darauf angesprochen hatte, aber er hatte es ja mit eigenen Augen gesehen. Er hatte seiner Mutter nichts von seiner Entdeckung erzählt, weil sie wieder einmal keine Zeit für ihn gehabt und er es dann vergessen hatte. Dieser unglückliche Umstand kam ihm jetzt zugute. Wie lange sich Naphal unterdessen auf der Flucht befand, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen, doch wusste er, dass ihm nicht mehr allzu viel Zeit blieb, daher trieb er sich selbst zur Eile an und versteckte sich nicht mehr hinter jedem möglichen Gegenstand, der zufällig im Weg herumstand. Er legte die letzten Meter zu dem Treppenschacht in Rekordzeit zurück, wie er vermutete.
    Vorsichtig lugte er in den Vorraum des Treppenhauses und lauschte, ob er etwas Verdächtiges hören konnte. Nichts. Weiter. Im Treppenhaus roch es muffig und salzig. Er kannte den Geruch nur allzugut. So roch es in Häusern, die alt waren und am Meer lagen. Er mochte den Duft. Er versprach Abenteuer und Geheimnisse. Ein kurzer Blick nach unten verriet Naphal, dass der Schacht sich weit in die tieferen Ebenen der Unterstadt schraubte. Da unten war er noch nicht gewesen, und er machte sich eine geistige Notiz, dieses Versäumnis bei einem seiner nächsten Ausflüge nachzuholen. Über ihm glomm ein matter Schein, und der Junge war sich nicht sicher, ob er vom Licht des heraufziehenden Tages rührte oder von einer der zahlreichen Lampen, die die Finsternis in der Unterstadt verdrängen sollten. Egal. Langsam und immer dicht an der rauen, grauen Wand des Treppenhauses entlang schlich die kleine Gestalt Stufe für Stufe nach oben. Naphal war so mit dem Aufstieg beschäftigt, dass er beinahe die Stimmen überhört hätte, die von oben zu ihm hinabdrangen. Mitten in der Bewegung hielt er inne und lauschte. Kamen sie näher? Wie viele waren es? Waren es nur Männer oder auch Frauen? Hektisch suchte Naphal nach einem Versteck, fand in dem kargen Schacht aber keines, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als auszuharren, bis die Stimmen sich wieder entfernten oder er wusste, wohin sie sich sonst bewegten, damit er unter Umständen rechtzeitig fliehen konnte.
    Glücklicherweise traf Letzteres nicht ein, und der Junge entspannte sich langsam wieder. Nach einigen Minuten bangen Wartens wagte Naphal es endlich, sich zu bewegen und seinen Aufstieg fortzusetzen. Schließlich erreichte er den obersten Absatz und konnte erkennen, dass drei Wachen den Ausgang bemannten, der ihn in die Freiheit führen sollte. Er saß in der Falle. Was hatte er sich nur dabei gedacht, hierherzukommen? Wie sollte er es nur schaffen, an den Wachen vorbeizukommen? Er kauerte nur drei Meter vom Ausgang entfernt hinter dem steinernen Geländer und war mit seiner Weisheit am Ende. Wenn einer der Männer auch nur einen Schritt in seine Richtung machte, würden sie ihn entdecken, und er konnte damit rechnen, dass ihn mehr als nur ein Donnerwetter erwartete. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn die Traumsaat die Wachen just in diesem Moment angriffe. Würde die Ablenkung genügen, um ihn durch die Tür schlüpfen zu lassen?
    Ein jäher Aufschrei, gefolgt von einem knirschenden Geräusch, riss Naphal aus seinen Gedanken. Einer der Wächter flog rückwärts auf ihn zu. Wild mit den Armen rudernd versuchte er, ein schwarzglänzendes Ding von seiner Brust zu stoßen, welches sich offenbar mit großer Wucht aus der Luft auf ihn gestürzt hatte. Hektisch fuchtelnd schlug der Mann auf dem harten Boden auf, und seiner Kehle entrang sich ein dumpfes Ächzen, als etwas in ihm brach. Naphal wäre vor Schreck beinahe rückwärts die Treppe hinuntergestürzt, als er versuchte, dem wütenden Bündel auszuweichen, das sich auf dem Boden wälzte. Die beiden anderen Männer standen wie vom Donner gerührt in der Tür und

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