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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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Curricle, ich sehe einen Wal.«
    Miss Curricle lächelte beinahe kokett. »Also wirklich, Mr.   Hoppo …«
    Aber Mr.   Hoppo runzelte die Stirn. »Jedenfalls glaube ich …«
    Und im selben Moment geschah es. Das Schiff erbebte. Das ganze
Universum flog davon wie eine Fahrstuhlkabine, deren Seil gerissen ist. Alles
war zu einem einzigen gewaltigen Schlag geworden, in dessen Herzen die
zerberstenden Cocktailgläser klirrten.
    Was Mr.   Hoppo gesehen hatte, war kein Wal gewesen.

Kapitel 2
    »So dürfte den Abderiten zumute gewesen sein, als sie in ihrer
Nußschale zur See fuhren.« Miss Curricle schlitterte bei diesen Worten
ängstlich über das Fensterglas und blickte neugierig in die Tiefe. »Und ringsum
ist nichts zu sehen?«
    Der Schwarze, der hoch hinauf auf die gefährlich schwankenden
Überreste der Theke geklettert war, schüttelte den Kopf. » Od’
und leer das Meer. «
    »Einer noch unpassenderen Sprache können Sie sich kaum bedienen.«
    »Die Sprache der Schildbürger.«
    »Kann ich jemanden«, fragte Mr.   Hoppo, »mit einer Gilded Lady oder
einem Raspberry Spider erfreuen?«
    Die Sonnendeckbar – davon abgesehen, daß sie nun auf dem Kopf stand – sah noch fast so aus wie vorher. Doch der Dampfer, von dem sie einmal ein so
unbedeutender Teil gewesen war, war verschwunden, und nur dies eine groteske
Bruchstück schwamm noch auf dem leeren Ozean unter dem leeren Himmel.
Angespannt und seltsam übermütig hatten die sechs, die über Wasser geblieben
waren, einen Umgangston gefunden, der kultiviert und leicht ironisch war. Es
war ein in aller Eile errichteter Notmast für die Gefühle. Gewiß fragte sich
jeder einzelne von ihnen, wie lange er wohl halten würde.
    Colonel Glover inspizierte ihr Gefährt. »Seinerzeit in Spanien hat
man von den unglaublichsten Vorfällen mit schweren Bomben gehört«, sagte er.
»Leute, die auf Kirchendächer geschleudert wurden und unverletzt oben
hängenblieben. Solche Sachen. Aber nichts so Kurioses wie das hier.« Er
stocherte an dem Glasdach zu seinen Füßen. »Das Gerüst ist aus Chromstahl,
das Glas ist Panzerglas mit Einfassungen aus Gummi. Das dürfte halten. Schwimmt
ausgezeichnet. Wahrscheinlich noch besser, wenn wir es ausbalancieren. Hoppo,
schieben Sie die Kiste Vichy-Célestins ein Stück Richtung Steuerbord – neben
Mr.   …«
    »Appleby«, sagte der stille junge Mann.
    »Appleby. Mein Name ist Glover. Lancers.«
    »C. I. D.«
    Colonel Glover blinzelte in der gleißenden Sonne mit den Augen. »Wie
bitte?«
    »Ich bin bei der Polizei.«
    »Donnerwetter. Höchst unerwartet. Da werden Sie wohl hier nicht viel
Verkehr zu dirigieren haben, fürchte ich.« Colonel Glover lachte abschätzig,
den Blick – vielleicht auf der Suche nach gesellschaftlicher Orientierung – auf
den Horizont geheftet. »Kennen Sie zufällig meinen Neffen, Rupert Ounce?«
    »Er war letztes Jahr mein Assistent.«
    »Ah.« Glover war erleichtert. »So, nun haben wir uns alle bekannt
gemacht. Außer …« Er blickte hinauf zu dem Schwarzen im Ausguck.
    »Unumunu«, sagte der Schwarze mit Nachdruck.
    »Mr.   Unumunu.«
    Mrs.   Kittery hatte auf einer großen Panzerglasscheibe auf dem Bauch
gelegen und den Fischlein zugesehen, die nur Zentimeter unter ihrer Nase
vorüberflitzten. Nun drehte sie sich auf den Rücken. »Womöglich sind Sie ein
Prinz?« fragte sie.
    Der Schwarze lächelte strahlend. »Früher war ich sogar einmal ein
König. Später wurde ich dann zum Ritter geschlagen. Darf ich mich vorstellen:
Sir Ponto Unumunu.«
    »Sir Ponto!« rief Colonel Glover verblüfft. »Ich hatte einmal …«
Aber er bekam sich rechtzeitig in die Gewalt.
    »In meiner Sprache bedeutet Ponto soviel wie ›umsichtig im Kampfe‹.
Vielleicht verträgt es sich nicht recht mit einem englischen Adelstitel, dessen
Träger heute eher umsichtig im Geschäft gewesen ist. Miss Curricle, hier habe
ich noch einen bequemen Stuhl für Sie.«
    »Ich danke Ihnen, Sir Ponto.«
    Auf stählernen Kufen, auf Streifen aus leuchtend rotem Leder
schaukelte Miss Curricle auf dem Pazifischen Ozean. Das Meer war still, nur das
Auf und Ab der Wogen war zu spüren; es war wie eine große Achterbahn, nur
flacher und langsamer, eingerichtet für einen wohlhabenden Herzpatienten. Das
Blau des Himmels war schwer wie Bronze, die Sonne stand als uneingeschränkte
Herrscherin am Firmament. Die auf dem Kopf stehende Glaskuppel trieb dahin in
unbekannte Gewässer – ein Traumaquarium, an dessen Wände

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