Arabellas Geheimnis
heirate. Wer hätte geahnt, dass du eine königliche Hoheit geehelicht hast?“
Tristan konnte sein glückliches Schicksal nicht bestreiten, denn der junge Regent Richard hatte Arabella in einem offiziellen Brief als Mitglied einer ausländischen königlichen Familie anerkannt und ihr Frieden zugesichert. Überrascht und erfreut hatte Arabella darüber gelacht, während Tristan fast erwartete, dass ihre Familie versuchen würde, sie zurückzuholen.
Nicht dass er das je erlauben würde.
Wochenlang hatte er warten müssen, bis seine Brandwunden verheilt waren. Die Zeit reichte aus, um Arabella zu überzeugen, dass sie in sein Bett zurückkehren musste, wo sie doch hingehörte. Und sie hatte zugestimmt, dass sie heute Nacht seine Genesung und ihre Ehe feiern würden.
„Zumindest taucht König Wenzel nicht in deinem Burghof auf, um die Lebensbedingungen seines Mündels zu überprüfen.“ Tristan sah jetzt die Frauen, die den Hügel herunterschritten. Die Bauern brachen in bewundernden Jubel aus.
„Heiliger Jesus.“ Simon starrte in die Ferne. Der Anblick, der sich ihnen bot, nahm Tristan genauso gefangen wie seinen Freund.
Arabella und Maria gingen Arm in Arm. Arabella war in Silber gekleidet und trug das dunkle Haar offen. Maria hatte einen goldenen Surcot an, der die Farbe ihres hellen Haares spiegelte.
In den Händen hielten sie kleine weiße Blumen, die Arabella während eines langen Spaziergangs am Tag zuvor gepflückt hatte. Währenddessen war Tristan die ganze Zeit bis zur ihrer Rückkehr im Burgsaal besorgt auf und ab gelaufen.
Würde er je in seiner Wachsamkeit nachlassen dürfen? In seinen Träumen hatte er immer wieder den Tag erlebt, an dem sie ihm entrissen worden war. Heute, nach der Hochzeit, wollte er ihr sein Leben und seine Liebe zu Füßen legen.
Arabella war so sehr damit beschäftigt gewesen, die Heilerin für ihn zu spielen und Pläne für die Hochzeit zu schmieden, dass keine Zeit gewesen war, über Liebe zu sprechen. Und wenn, dann war er zu sehr von Schmerzen gequält gewesen oder – manchmal – von seiner klugen Frau mit Kräutermedizin betäubt worden, sodass er sich an ein Gespräch noch nicht einmal hätte erinnern können. Doch jetzt, nachdem seine Haut geheilt war, war er wieder zu Kräften gekommen. Und heute Nacht würde er mit Arabella über ihre Zukunft reden und über seine Liebe zu ihr.
Liebe.
Immer noch überraschte ihn das Wort, wenn er es dachte. Doch als er jetzt Arabella betrachtete, die auf ihn zukam, wusste er, dass er das, was er fühlte, mit keinem anderen Wort zu beschreiben vermochte.
Arabella trat zur Seite, als sie mit Maria die Stufen der Kapelle erreichte. Sie konnte den Blick nicht von ihrem Gatten lassen. Er sah so stark aus, so lebendig. Wochenlang hatte sie darauf gewartet, dass es ihm wieder besser ging. Die Vorfreude auf die gemeinsame Nacht ließ sie vor Erwartung fast zittern. Sie wusste nicht, ob er sich noch an ihr Bekenntnis erinnerte, das sie in dem Augenblick abgelegt hatte, als er vor dem in sich zusammenstürzenden, hell lodernden Holzturm zusammengebrochen war.
Es schmerzte sie zu sehr, die Nacht wieder aufleben zu lassen. So sehr hatte sie während Tristans Genesung die Erinnerung daran verdrängt. Ihr stieg die Röte ins Gesicht, als er sie anlächelte und mit einem Nicken zeigte, dass ihr Surcot ihm gefiel. Er ließ seinen Blick voll Anerkennung über sie gleiten und an den unpassendsten Stellen innehalten. Was für eine Unverfrorenheit, dachte Arabella und genoss den wohlbekannten Schauer, den sie meistens in seiner Gegenwart verspürte.
Und weil sie sich darüber bewusst war, wie intensiv er sie musterte, hörte sie kaum etwas von den feierlichen Worten des Priesters. Ihr Puls raste vor Vorfreude auf den Augenblick, da sie beide allein sein würden.
„Und so erkläre ich Euch zu Mann und Frau.“
Zur großen Freude aller Festgäste, umarmte Simon Maria stürmisch, nachdem der Priester die Zeremonie beendet hatte. Arabella freute sich so sehr für die beiden. König Wenzel würde noch Geschenke schicken. In der Zwischenzeit hatte König Richard Simon mit einer Burg belohnt, die etliche Hundert Meilen entfernt lag. Der König hatte es zu würdigen gewusst, dass er Ivan als Gefangenen erhielt, zusammen mit dem früheren Burgvogt von Ravenmoor, der ein Landesverräter war. Simon hatte die Gefangenen persönlich nach London gebracht und war mit einem königlichen Rittergut nach Northumbria zurückgekehrt. Die Güter lagen nahe
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