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Arabellas Geheimnis

Arabellas Geheimnis

Titel: Arabellas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNE ROCK
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Anwesenheit der Edeldame Arabella Rowan, Tochter von Ritter Karl Vallia und der Edeldame Luria Rowan in der nächsten Woche in Prag.“
    „Aber mein Vater hat mich nie anerkannt.“ Diese Tatsache hatte sie nie sonderlich bekümmert. Ihr Leben verlief glücklicher als das vieler Leute um sie herum. Doch wenn die Entfremdung von ihrem Vater ihr in diesem Falle helfen konnte, musste sie darauf hinweisen.
    „Erwähne nie deinen Vater auf deiner Reise, Liebes.“ Zaharias Stimme war ungewöhnlich scharf. „Dein Erbe ist weit wichtiger, als du glaubst. Aber das ist eine Familienangelegenheit.“
    Selbst Arabellas Mutter blickte unter Tränen auf, um der Großmutter zuzustimmen. „Sprich nicht über deine Vergangenheit, Arabella. Die königliche Familie weiß, wer du bist. Es ist nicht nötig, dass du dich gegen irgendein Geschwätz verteidigst.“
    Verwirrt dachte Arabella zum ersten Mal seit langer Zeit über ihren Vater nach. Sie war dem Edelmann, von dem man sagte, dass er ihrer Mutter das Herz gebrochen habe, nie begegnet. Doch sie hegte den Verdacht, dass er sich manchmal im Geheimen mit ihrer Mutter traf. Vielleicht war das einer der Gründe, warum die Rowan-Frauen sich vor Männern so in Acht nahmen. Doch Zaharia redete bereits über andere Dinge.
    „Du musst morgen packen, damit du Prag rechtzeitig erreichst und genug Zeit hast, dich auf die Reise vorzubereiten, mein liebes Kind. Du hast keine Wahl. Du musst von uns ziehen.“
    Arabella traute ihren Ohren nicht. Ihr war, als hätte sie ein schwerer Schlag getroffen. Sie war von Schmerz erfüllt.
    In der dumpfen Luft der Hütte rang sie nach Atem. Sie musste hier raus, musste mit dem Herbstwind um die Wette laufen und Erde unter den Füßen spüren.
    Zaharia streckte die Arme aus und drückte ihre Enkelin an sich. „Sei stark, Arabella. Zeige deinen Landsleuten, dass das Blut der Rowan genauso stolz fließt wie das irgendeines Ritters.“
    „Wie kann ich alles, was mir je vertraut war, aufgeben, um jemand zu werden, der ich nicht bin? Wie soll ich das Vermächtnis antreten, das du mir prophezeit hast?“ Sie bewunderte ihre Großmutter, weil sie eine so berühmte Heilkundige war und hatte sich vorgestellt, dass auch ihren Fähigkeiten eines Tages der gleiche Respekt gezollt werden würde.
    „Du kannst keine weise Frau sein, ohne etwas von der Welt gesehen zu haben, Bella. Ich wusste immer, dass einmal der Tag kommen wird, der dich deinem Schicksal zuführt und dir die Weisheit bringt, die du zusätzlich zu dem brauchst, was ich dich gelehrt habe.“ Ihre Worte klangen sanft und beruhigend und waren gleichzeitig von einer ehernen Unerbittlichkeit. Es war der Ton, in dem sie üblicherweise Arabella in all dem unterrichtete, was sie über die Heilkunst wusste. „Denk an deine Ehre. Denk an die Ehre deiner Familie. Du wirst diese Verpflichtung erfüllen und wieder nach Hause zurückkehren. Es ist nicht so, als müsstest du für immer in England bleiben.“
    Etwas an den Worten „England“ und „für immer“, die Zaharia im gleichen Atemzug erwähnt hatte, erweckte einen heißen Zorn in Arabella und veranlasste sie, in Richtung Tür zu laufen. Das alles war zu viel, ging zu schnell, und sie fürchtete, sie würde sich selbst Schande machen, indem sie vor ihrer Familie ihre Wut zum Himmel schrie. Sie musste fliehen, bevor das geschah.
    Ein letztes Mal hielt sie aber inne. „Ich werde stark sein“, versicherte sie ihrer Großmutter mit kerzengerader Haltung, auch wenn ihr die Augen brannten bei dem Gedanken, dass ihr das eigene Schicksal aus den Händen glitt. „Irgendwie.“
    „Arabella.“ Luria stand auf und wollte ihre Tochter hindern davonzurennen, doch Zaharia hielt sie zurück.
    Zaharias letzte Worte noch in ihren Ohren, eilte Arabella den staubigen Pfad hinunter. Jeder Schritt dieses einsamen Gangs erinnerte sie daran, dass ihre Zeit als freie Frau bald vorbei sein würde.

1. KAPITEL
    „Hier halten wir“, rief Tristan Carlisle, zügelte sein Pferd und schwang sich vom Rücken des schwarzen Streitrosses, damit er und seine Begleiter sich die Nacht über ausruhen konnten.
    Er verfluchte die Reise, obwohl er diese letzte Rast genoss. Denn danach würde er Prag erreichen und somit auch die kreischenden Frauen, die ihn erwarteten – das größte Gefolge, dass je eine Prinzessin zu ihrer Hochzeit begleitet hatte. Eine ziemlich zweifelhafte Ehre für einen Krieger.
    „Eskorte“, murmelte er. Schon allein der Klang des Wortes ekelte ihn an.

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