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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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umbrafarbige Schluchten unter einem Himmel, dessen Azurblau sich immer mehr verdunkelte.
    Schließlich musste sie innehalten und sich zu einer Steinmauer in einem öffentlichen Hof umdrehen, als eine Abteilung von Männern in reich bestickten Gewändern, angeführt von einem Weihrauchträger, die Menge zerteilte. Die Ehrerbietung, die Würdenträgern entgegengebracht wurde, war groß, und wer sie nicht zollte, musste mit rascher Bestrafung rechnen.
    Als die Prozession vorüber war, blickte sie verwirrt nach rechts und links, da die Straßen wie Radspeichen vom Platz ausgingen. Sich ihrer Intuition und dem Schicksal überlassend, schlug sie den Weg ein, den die vornehmen Männer genommen hatten. Am Ende der Gasse angelangt, befand sie sich zu ihrer Freude plötzlich im Herzen des suq.
    Im Basar um die große Al-Kazimayn-Moschee herrschte lautes Leben und Treiben. Die Stimmen der Händler verschmolzen mit dem Gehämmer der Kupferschmiede und dem Trompeten ungeduldiger Kamele. Genau hier war auf ihrer Karte die Markierung!
    Rasch ging sie an den Ständen vorüber, die Teppiche, Gebetsperlen und fein gedruckte, in Leder gebundene und mit Goldschrift versehene Koranausgaben feilboten. Andere Händler verkauften heiliges Wasser aus Tongefäßen. Wieder andere handelten mit irdischeren Genüssen wie Datteln, Mandeln und Kat - einer Pflanze, deren mild anregende Wirkung sich am besten entfaltete, wenn man sie kaute. Normalerweise wäre sie stehen geblieben und hätte die Gefäße mit Gewürzen und Kräutern geprüft, die ihren Duft in einer verwirrenden Vielfalt von Gerüchen verströmten; denn sie tat nichts lieber, als zu handeln. Wie gern hätte sie den Gebetskompass ausprobiert, mit dem man sich an jedem Punkt der Erde nach Mekka orientieren konnte; doch winkte sie dem eifrigen Händler ab, der ihr diesen mit hoffnungsvollem Lächeln hinhielt. Die Zeit wurde immer knapper.
    Dann durchquerte sie eine weiße Wolke süßen Kopalbalsamduftes, der von einem Räucherbecken aufstieg. Ihr Schritt stockte. Das war kein gewöhnlicher Weihrauch. Wenn ihre Nase sie nicht trog - eher unwahrscheinlich bei ihrem ausgeprägten Geruchssinn - war sie auf eine Rarität gestoßen.
    Rasch drehte sie sich zu dem Händler um, hielt aber den Blick gesenkt, als sie auf eine Schüssel mit ambrafarbenen Kügelchen deutete. »Wie viel?«, fragte sie.
    »Vierhundert Tomans, holde Dame!« Die enorme Summe, fast achtzig englische Pfund, ließen sie nach Luft schnappen. Rasch wandte sie sich ab und schüttelte den Kopf.
    Wie erwartet, lief er ihr nach und rief: »Was würde die memsahib bieten?«
    Langsam, als zögere sie, wiegte sie den Kopf. »Woher kommt dein Weihrauch?«
    »Aus Dhofar«, gab er prompt zurück.
    Japonica lächelte hinter ihrem Schleier. Aus Dhofar stammte der beste Weihrauch der Welt. Daher behauptete dies jeder Händler von seiner Ware. Nur ein erfahrener Käufer erkannte das typische Aroma. Stumm zog sie mehrere Münzen aus der Tasche.
    Als der Alte das Gold schimmern sah, nahm er die Münzen und schüttete ihr eine Hand voll durchscheinender goldener Perlen in die Handfläche.
    Sie verstaute den kostbaren Weihrauch in der Tasche, als von einem Minarett in der Nähe der klagende Ruf an die Gläubigen erscholl. Die Sitte gebot, dass alle Frauen beim muslimischen Gebet von den Straßen zu verschwinden hatten.
    In heiserem Ton, von dem sie hoffte, dass man ihn in der Umgebung des Standes nicht hörte, fragte sie: »Wo kann ich das Haus des Hind Div finden?«
    Die Augen des Händlers wurden so rund, dass sie schon glaubte, er würde in Ohnmacht fallen. »Nein, nein, teure Dame! Dorthin könnt Ihr nicht. Dort haust der Teufel!«
    Ganz offensichtlich wusste er, dass es ein >Dort< gab. Da er bereits den Glanz ihres Goldes gesehen hatte, griff sie in die Tasche und zog einen Betrag hervor, der dem Kaufpreis des Weihrauchs entsprach.
    Sein entsetzter Blick verwandelte sich rasch, er kniff berechnend die Augen zusammen. »Wartet«, sagte er, drehte sich um und lief zu einem Stand in der Nähe, um sich mit zwei Nachbarn zu beraten. Diese beäugten sie argwöhnisch, während sie in einem ihr unbekannten Gebirgsdialekt mit Lispel-und Nasallauten verhandelten. Das lebhafte Gespräch erregte die Neugierde der Kollegen, bis die Dreiergruppe auf ein Dutzend angeschwollen war.
    Mit dem Verstreichen der Sekunden fragte sie sich, ob es ein Fehler gewesen war, ihr Ziel zu verraten. Schließlich aber kam der Händler wieder zurück.
    Er deutete auf ihr

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