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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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gerissen? Sobhanallahl«, stieß er wütend hervor, ehe er sich zum Gehen wandte.
    »Wartet! Nein, wartet!«
    Sie hastete ihm nach, konnte aber nicht mit ihm Schritt halten. Als er hinter einem Vorhang verschwand, blieb sie stehen. Hatte er sich durch ihren Gruß tatsächlich geschmäht gefühlt? Oder war er ärgerlich, weil sie seine Gastfreundschaft zurückgewiesen hatte - in diesem Land der Gipfel an Beleidigung?
    Aus dem Nichts packte eine Hand ihren Oberarm von hinten. Mit einem Aufschrei fuhr sie herum und sah das eindrucksvolle Gesicht des Hind Div direkt vor sich.
    »Bismallah!«, flüsterte sie erschrocken; irgendwie schien es unmöglich, dass er so rasch kehrtgemacht haben konnte.
    Er lächelte, ohne dass es seinen durchdringenden Blick beeinträchtigte. »Ihr seid sehr ungestüm.«
    »Und Ihr sprecht Englisch!« Genauer gesagt, war es die gepflegte Aussprache eines Londoner Aristokraten.
    »Nun fangt Ihr an, mich zu langweilen, ayah«, erwiderte er, wieder ins Persische übergehend. Und ließ ihren Arm los. Diesmal verschwand er nicht einfach, sondern querte gemächlich den Hof.
    Ihr erster Impuls war es, zu fliehen, während er ihr den Rücken kehrte. Sie fing zu zittern an. Sein Tigerblick und seine geschmeidige Verstohlenheit jagten ihr Angst ein. Wie aber sollte der Viscount aus Bagdad hinausgelangen, wenn sie jetzt die Flucht ergriff? Nein, sie durfte nicht versagen. Doch wie konnte sie sich mit der Kühnheit eines Wesens messen, das nicht sterblich zu sein schien? Weder verfügte sie über Zauberkraft, noch verstand sie sich auf List. Sie besaß nur den enormen Antrieb der Angst.
    Japonica folgte ihm ein paar Schritte und rief aus: »Ungeduld macht sich nur selten bezahlt, burra sahib ! «
    Er ging weiter, als hätte er sie nicht gehört. Doch ehe er den Zeltpavillon am anderen Ende der Terrasse betrat, warf er einen Blick zurück. »Seid Ihr meine Geduld wert, ayah?«
    Sie tat einen tiefen Atemzug und sog den ersten Duft des sich in der Nacht öffnenden Jasmins ein. Aha, er sprach sie an wie eine niedrige Dienerin. Ihre Angst verflüchtigte sich unter einer der seltenen Attacken ihres Fortnom-Zorns. Als er im Pavillon verschwand, sprang sie hinterdrein. Mann oder Zauberer, so leicht ließ sie sich nicht abwimmeln!
    Unsichtbare Hände teilten die Vorhänge, als sie den Eingang erreichte; doch war sie vor Tricks auf der Hut und ließ sich kein Erstaunen anmerken. Ein zweites Mal würde er sich nicht auf ihre Kosten amüsieren. Den Mann, der von Fackeln beleuchtet in der Mitte des Raumes stand, konnte man allerdings unmöglich zur Rede stellen. Abgestoßen und zugleich angezogen von seinem exotischen Aussehen, musste sie sich eingestehen, dass er faszinierend wirkte und einen wahrhaft in Erstaunen versetzte.
    In einer Zeit von wenigen Sekunden, die an sich schon an ein Wunder grenzte, hatte er die schwarzen Gewänder gegen eine abe aus reich bestickter goldener Seide über weiten Hosen eingetauscht. Sein Turban war verschwunden. Langes, seidiges schwarzes Haar fiel ihm auf die Schultern, ohne dass es ihn weibisch aussehen ließ. Er wandte sich ihr zu, und sie sah, dass die verführerische Linie seines Mundes sich nach oben zog - ein Zeichen dafür, dass sie wieder auf die Probe gestellt wurde.
    Als er sich näherte, empfand sie keine Furcht. Sie spürte nur das Vorhandensein einer Macht, die jeden Widerstand auslöschte. Die Katzenzeichnung vereitelte es, die wahren Züge ihres Trägers zu erkennen. Diese Doppelgesichtigkeit machte ihn zum abstoßendsten, aber auch männlichsten Vertreter seiner Art, dem sie je begegnet war ... wenn er denn ein Mensch war.
    Als er näher vor ihr stand, als es sich ziemte, beugte er sich ihr zu, und flüsterte mit einem von Nelken gewürzten Atem: »Ich frage mich, wann du mich in Erstaunen versetzen wirst, bahia ? «
    Einen seltsamen Moment lang spürte sie die lockende Wärme seiner Haut durch den dünnen Seidenschleier, als er seine Wange katzengleich an ihrer rieb. Sein rauer Bart kratzte ihren Nasenrücken, ehe er sich zurückzog. Sein Lächeln verminderte ihr Unbehagen nicht. »Du duftest köstlich, bahia.«
    »Es ist ein Parfüm, das ich selbst schuf«, gab sie zurück und wünschte sofort, sie hätte es nicht gesagt.
    »Ach, das ist also die Quelle deines Zaubers.« Er berührte sie - ein winziger Kontakt, während er mit einem Finger den oberen Rand ihres Schleiers entlangstrich. Ein Wonneschauder lief ihr über die Wange.
    Japonica zuckte zurück in der

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