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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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vor mir zu agieren, um mich zu lehren … Ich zeigte dir alles, schenkte dir Träume, auf dass du sehen konntest, was er war. Und was ich tat.« Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Und wozu er mich zwang.«
    »Daran erinnere ich mich nicht«, sagte sie. »Ich träumte nur von Wolf.« Doch sobald sie dies gesagt hatte, fragte sie sich, ob das auch stimmte. Die Geschichte, Nevyns Geschichte, war ihr auf dem Rückweg von Ridanes Tempel so gegenwärtig gewesen – konnte es sein, dass sie all dies aufgrund eines unterbewussten Traums gewusst hatte?
    »Du hast nur die Träume von ihm in Erinnerung behalten«, sagte Nevyn, und seine Stimme klang mit einem Mal dunkel und böse. »Du bist nichts weiter als eine gestaltwandlerische, magieverdorbene Hure. Ich hab’s ihm immer wieder gesagt, aber er liebt dich. Liebt dich, wogegen er seine Magie hasst, hasst mich, weil er nicht aufhören kann mit der Magie, weil er mich nicht ganz aufgeben kann.«
    Er lachte verschlagen. »Aber du hast es zerstört … in dem Moment, da er euch beide das erste Mal zusammen sah. Er hat lange gebraucht, um zu begreifen, dass dein Wolf Cain war – aber andererseits war Nevyn schon immer ein bisschen schwer von Begriff.«
    »Aber du bist Nevyn«, sagte sie, doch er ignorierte ihren Einwand.
    »Er schickte dann den Jauler, eine spontane Entscheidung. Und er grämte sich und grämte sich, bis die Bestie schließlich getötet wurde. Der dumme Hund hatte vergessen, dass er Cain braucht, um den Löwen zu befreien. Wenn dem Löwen etwas zustößt, wird er nie glauben, dass es nicht seine Schuld war.«
    »Du weißt genug über schwarze Magie, um den Zauber zu wirken«, sagte sie, um das Thema zu wechseln, denn es erschien ihr sinnlos, mit Nevyns Schatten über Nevyns Schuld oder Unschuld zu streiten. »Warum kannst du ihn nicht selbst aufheben?«
    »Wenn er es geschafft hätte, Cain zu töten, könnte ich Nevyn genug erzählen , auf dass er den Zauber wirke – aber er wäre nie imstande, dies auch zu tun. Er hat nicht den Schneid dazu, tut mir leid. Kisrah könnte es, aber er liebt den Löwen dafür nicht genug.« Er klang gleichermaßen belustigt und verärgert.
    »Und warum sollte Gerem getötet werden?«, fragte Aralorn.
    »Der Zauber erfordert ein menschliches Opfer«, sagte er. »Gerem ist schon von Magie verdorben, und ich brauchte jemanden, den Nevyn tot sehen konnte. Ich konnte die Wahl nicht Cain überlassen. Aber ich brauche Gerem nicht mehr.« Beim letzten Wort erhob er sich aus dem Sessel und holte mit dem Schwert aus, dass er im Schatten verborgen hatte.
    Doch Aralorn hatte dieses Vorhaben schon einen Moment bevor er sich geregt hatte in seiner Miene abgelesen, weshalb sie zurückwich und der Hieb sein Ziel verfehlte.
    Schwerter , dachte sie, als sie rückwärts taumelte. Pest und Verdammnis, warum müssen es immer Schwerter sein. Sie machte einen weiteren Ausfallschritt, während sie Ambris zog.
    Schon beim ersten geführten Schwerthieb war klar, wer der bessere Klingenkämpfer war, und es war nicht Aralorn. Er war schon gut gewesen, als sie die Feste verlassen hatte, und er hatte das Training offenbar nicht eingestellt. Er mochte in Sachen Schwertkampf sogar Wolf noch einiges vormachen. Sie blockte seinen Schlag mit Ambris’ Klinge ab.
    Selbst wenn sie ihren gesunden Arm hätte einsetzen können, hätte sie keine Chance gegen ihn gehabt. Ja, selbst wenn sie eine herausragende Schwertkämpferin gewesen wäre, hätte sie ein Problem gehabt: Sie führte Ambris. Sie wollte Nevyn nicht verletzen, und sie wollte ihm ganz gewiss nicht seine Magie rauben. Sie war sich zwar nicht sicher, dass das auch geschah – schließlich war Nevyn nicht darauf aus, gottgleich zu werden, so wie einst Geoffrey. Aber das war nun mal der Ärger mit alten Artefakten – niemand wusste genau, was sie bewirkten.
    Es gab da dieses Spiel, das ihr Onkel ihr mal beigebracht hatte. Es hieß Taefil Ma Deogh – Stiehl den Drachen. Strategie und Können waren bei ihm gleichermaßen vonnöten, aber wer gewann und verlor, darüber entschied letztlich der Grad an Hinterlist. Das letzte Mal, als Aralorn bei der Sippe ihrer Mutter gelebt hatte, hatte sie den Onkel bei diesem Spiel acht Mal in Folge geschlagen.
    Hinterlist , dachte sie, während sie wie wild seine Schläge parierte. Tu das Unerwartete.
    Sie wirbelte herum und rannte los. Durch die Tür, den Gang hinunter und in den nächsten leeren Raum. Das Zimmer war dunkel, was Aralorn gerade recht war. Sie

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