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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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hole inzwischen Nevyn.«
    Kisrah wirkte erleichtert. »Gute Idee. Nevyn ist ja ein Traumwandler. Er wird wissen, wie man Eurem Bruder helfen kann. Ich werde einen der Stalljungen – die ja endlich begriffen haben, das hier was nicht stimmt – bitten, ihn hinauf auf Nevyns Zimmer zu schaffen, nachdem Ihr ihm berichtet habt, was ihn erwartet.«
    »Gut«, sagte Aralorn und verzichtete darauf, Kisrah ihren Verdacht mitzuteilen, dass Nevyn weniger die Lösung als vielmehr die Ursache für Gerems Zustand darstellte. Indem er ihren Bruder vor dem Jauler gerettet hatte, hatte Kisrah ihren letzten Zweifel, er könne tiefer in die Sache verwickelt sein, als er behauptete, zerstreut. Gerem würde von Kisrah nichts zu befürchten haben.
    Sie ließ die beiden stehen und rannte los, obwohl ihre verletzte Schulter bei jedem Schritt protestierte. In ihrer menschlichen Gestalt musste sie den Weg in die Burg hinein zu Fuß zurücklegen, da sie die Fenster im ersten Stock ohne Flügel nicht erreichte. Doch nach Gestaltwandeln stand ihr momentan nicht der Sinn.
    Wie sie gehofft hatte, war Kisrah durch einen der nahen Seitenausgänge in den Hof gelangt, der für gewöhnlich verschlossen war, sodass sie wenigstens nicht ganz um die Feste herumlaufen musste. Sie hörte, dass inzwischen ein paar Leute auf den Beinen waren, offenbar aufgeschreckt durch den Krach bei den Ställen, aber auf dem Weg hinauf in ihr Zimmer begegnete sie niemandem.
    Sie sollte hineingehen und Wolf zur Sicherheit mitnehmen. Aralorn blieb vor ihrer Zimmertür stehen, hatte schon die Hand auf der Klinke. Wolf würde es mit Nevyn aufnehmen können, falls es ihr nicht gelang, ihn mit Worten zu überzeugen.
    Andererseits wusste sie sehr genau, was Wolf tun würde, wenn jemand es wagen würde, sie anzugreifen. Solange man ihm Zeit gab, sich zu beruhigen und zu verstehen – vorausgesetzt, es gab etwas zu verstehen –, solange würde er vernünftig handeln. Doch im Angesicht einer vermeintlichen Gefahr … war es wohl für alle Beteiligten sicherer, wenn sie dies allein erledigte.
    Sie zog die Hand wieder zurück und ging weiter.
    Nevyn und Freyas Flügel lag gleich über der Etage, auf der sie heute auf Gerem getroffen war. Aralorn verzichtete darauf anzuklopfen und trat einfach ein.
    Das Erste, was sie sah, war Freya, die tief und fest in ihrem Bett schlief, ihre friedlichen Züge erleuchtet durch das flackernde Kaminfeuer. Doch die sich öffnende Tür hatte auch Nevyn nicht erschreckt; er erwartete sie schon in einem Sessel sitzend neben der Feuerstelle. Die Flammen erhellten eine Seite seines Gesichts, die andere lag im Schatten.
    »Ich habe dich erwartet«, sagte er leise. Dann, als er sah, wie Aralorn ihre schlafende Schwester anstarrte: »Keine Sorge, sie wird bis morgen früh durchschlafen.«
    Der Klang seiner Stimme beunruhigte Aralorn. Nevyn sprach Rethisch mit einem schweren darranischen Akzent, den sie bisher noch nie an ihm wahrgenommen hatte.
    »Lass Gerem in Ruhe, Nevyn«, sagte sie.
    »Du bist nicht schön«, erwiderte er, als hätte sie nichts gesagt. »Mithilfe welcher Magie kannst du einen Mann so sehr an dich binden? Zehn Jahre – und der Gedanke, dich zu sehen, war ihm wichtiger als ihn dafür zu bestrafen, dass er Geoffrey getötet hat. Geoffrey, der mein Lehrer war, mein Schöpfer – der mir Leben und Einsicht schenkte, als Nevyn mich schon tot geglaubt hatte.«
    »Wolf bestrafen?«, fragte sie.
    Er nickte ruckartig. Selbst im gedämpften Licht des Raums konnte Aralorn die Röte in seinem Gesicht aufsteigen sehen, als er sich vorbeugte. Jeder Muskel seines Körpers schien angespannt. Doch im Gegensatz zu seiner Haltung war seine Stimme noch immer weich und leise. »Wie konntest du dich nur auf ihn einlassen? Jahr um Jahr warteten wir auf deine Rückkehr. Und dann starb Geoffrey, und ich erfuhr, dass sein Mörder dein Liebhaber ist.«
    »Wie hast du davon erfahren?«, wollte sie wissen.
    Nevyn holte tief durch die Nase Luft. »Geoffrey erzählte mir, dass Cain ihn getötet hat. Cain ist böse, verstehst du das denn nicht?«
    Er hätte ihre Beziehung zu Cain aufdecken können, indem er traumwandelte, dachte sie.
    »Cain hat Geoffrey nicht getötet«, sagte Aralorn. »Und alles, was er über schwarze Magie weiß, hat Geoffrey ihn gelehrt. Genau wie in deinem Fall.«
    Nevyn schüttelte den Kopf. »Nein, Geoffrey war gut. Er half mir. Es war Cain … in der Nacht, während Nevyn schlief. Ich sah es – sah alles. Nacht für Nacht, er rief mich, um

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