Arams Sündenbabel
er sich dunkelrote Strähnen hineinfärben lassen. Es gefiel ihm, auch wenn andere darüber den Kopf schüttelten. Die gingen ihn nichts an. Aram de Fries wollte und würde sein Leben allein durchziehen.
Er lachte bitter auf, als er an das Wort allein dachte. Mein, allein war er nicht. Auch wenn es hier so aussah, aber er war nicht allein. Es gab andere, die er zwar nicht sah, die trotzdem vorhanden waren. Das Hotel stand nicht leer. Jemand hatte es besetzt, und es waren keine normalen Gäste. Sie alle hielten zusammen, und sie alle waren gegen ihn. Sie ließen es auch nicht zu, dass er floh. Er sollte in diesen alten Mauern bleiben.
Aram wünschte sich die Zeiten zurück, in denen er normal erwacht war. Da war er kein Hotelbesitzer gewesen, sondern ein Mann mit Plänen und Vorsätzen. Nun aber fühlte er sich an manchen Tagen wie ein Greis, dem jeder Knochen schmerzte.
Seine Schuhe standen vor dem Bett. Es war leicht, in sie hineinzuschlüpfen. Er stand auf.
Mit müden, schlurfenden Schritten näherte er sich dem Fenster. Langsam zog er den Vorhang zur Seite. Die Scheibe war von innen beschlagen. Wie immer. In dieser Bude war es feucht. An manchen Tagen klebte alles.
Viel sah er nicht. Es würde kein Sonnentag werden und auch kein richtiger Wintertag. Mal Regen, mal Nebel, kein Schnee.
Aram de Fries wischte einen Teil der Scheibe frei. Endlich gelang ihm der Blick nach draußen. Was er sah, war nicht viel. Ein freies Gelände, kein Haus, kein Dorf. Der Bach, die Wiesen. Niederholz, Gestrüpp, in der Ferne ein Waldstück, aber auch die Spitze eines Kirchturms. Der Bau gehörte zum nächsten Ort. Er lag ein paar Meilen entfernt. Das Besondere an ihm war, dass es nichts Besonderes gab. Da war alles eingeschlafen. Die Menschen, die dort wohnten, kamen nicht zu ihm, und er ging auch so gut wie nicht hin.
Er zog sich vom Fenster zurück. Der trockene Geschmack im Mund war nicht verschwunden. Er hatte das Gefühl, Sand im Mund zu haben.
Die Nacht war vorbei. Der neue Tag hatte begonnen. Wieder ein Tag, der ihm lang werden würde, das wusste er. Er verfluchte ihn schon jetzt, aber er konnte einfach nichts dagegen tun. Die anderen Mächte waren stärker.
Langsam näherte er sich der Tür. Aram wirkte wie ein Mensch, der den Schlaf noch vor, aber nicht hinter sich hat. Auch jetzt noch waren seine Lider schwer.
Die Luft im Zimmer kam ihm zum Schneiden dick vor. Dabei hatte niemand geraucht. Sie war nicht normal. Etwas hatte sich in sie hineingestohlen, wie in seine Träume.
Noch zögerte Aram, die Tür zu öffnen. Er kannte das Spiel. Er hasste es, aber er wusste auch, dass er nicht daran vorbeikam. Er konnte nicht immer hier in seinem Schlafzimmer hausen. Ihm gehörte das Haus, und er war auch dafür verantwortlich.
Für alles, was hier passierte...
Aram zog die Tür auf. Schon jetzt beschlich ihn das bedrückende Gefühl. Über seinen Rücken kroch ein Schauer. Er fror plötzlich, obwohl es in seiner , Nähe nicht kalt war.
Behutsam setzte er den ersten Schritt über die Schwelle und trat in den Flur hinein. Der Boden bestand aus Holzdielen, die in den Jahren dunkel geworden waren. Er blieb auf der Schwelle stehen und schaute auf die nach unten führende Treppe. Die ersten Stufen wurden noch vom Licht berührt, das durch das Fenster rechts an der Wand drang. Ansonsten tauchten sie ab in die Dunkelheit.
Obwohl Aram immer das Gefühl hatte, jemand würde vor der Tür auf ihn warten, wurde er auch diesmal enttäuscht. Es gab keinen, der ihn in Empfang nahm, und so konnte er wieder einmal tief durchatmen. Auch sein Herzschlag beruhigte sich.
Ich bin allein! redete er sich ein. Ich bin wirklich allein! Das musste er sich jeden Morgen sagen, obwohl er wusste, dass es nicht so war. Es gab die anderen, und sie hielten sich auch in seiner Nähe auf. Manchmal sah er sie oder glaubte, sie gesehen zu haben. Hier ein Huschen, dort ein Schatten, eine Stimme, die flüsternd mit ihm sprach. Anschließend war er wieder allein.
Es stimmte nicht. Es gab die Kontrolle. Jemand gab genau auf ihn Acht. Keine Menschen, aber möglicherweise Wesen, die einmal Menschen gewesen waren.
Aram de Fries ging einen Schritt vor. Dann schloss er die Tür hinter sich.
Es gab noch zwei Zimmer hier oben, die von ihm bewohnt wurden. Hinter einer Tür lag das kleine Bad, hinter der anderen ein Wohnzimmer, in dem auch der Fernseher stand.
Aram wollte zuerst ins Bad. Einen Schluck Wasser trinken und sich dann unter die Dusche stellen, um sich den
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