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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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kraftlos stürzte der Junge mit den
zerzausten blonden Locken vor dem leblosen Geschöpft der Länge nach auf den
Waldboden und rang keuchend nach Atem. Aran eilte zu ihm, half ihm auf und
suchte den Jungen nach Verletzungen ab. Dessen ohnehin abgetragene, aber
gepflegte Kleidung, hatte einige Löcher und Risse abbekommen und war über und
über mit Grasflecken bedeckt.
    Nachdem Aran außer einigen Schürfwunden keine weiteren Verletzungen an
dem Jungen feststellen konnte, furchte er die Stirn und sagte mit dem Versuch,
ein Grinsen zu unterdrücken:
    "Na, das ist ja noch einmal gut gegangen. Wo kommst Du denn her?
Und was machst Du hier allein in der Wildnis?"
    Der Junge wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und beruhigte sich
allmählich.
    "Ich wohne nicht weit von hier, in einem kleinen Dorf, einen halben
Tag südöstlich unter Arant gelegen, und wollte Beeren und Pilze für meine
Familie sammeln. Ich muss die Zeit vergessen haben, und dann hab ich den Weg
nicht wiedergefunden. Auf einmal kam dieses Ungeheuer. Ihr habt
mein Leben gerettet, edler Herr . Ich weiß gar nicht, wie ich dem Vieh
allein hätte entkommen können. Ich danke Euch unendlich."
    Aran nickte abwesend und überlegte. Er hatte eigentlich so schnell wie
möglich weiter seinem Ziel folgen wollen, konnte aber andererseits den Jungen
nach diesem Erlebnis hier nicht einfach allein lassen. Er musste sich wohl oder
übel um ihn kümmern, ihn zumindest sicher nach Hause geleiten.
    "Also gut", sagte Aran leicht mürrisch, "dann lass uns
mal aufbrechen, bevor sich Deine Familie sorgt. Ich bin übrigens Aran."
    Er streckte dem Kleinen die Hand hin, der diese stolz ergriff und
erwiderte:
    "Ich bin Kalidas, meine Eltern betreiben die kleine Schänke in
unserem Dorf. Aber es verirren sich nicht viele Reisende zu uns. Wir sind nicht
viele, und bis auf meine Eltern leben dort nur fünf weitere Familien mit ihren
Kindern, der Schmied und ein Barde. Wir leben von dem, was wir im Wald finden, selbst
anbauen oder jagen und alle helfen sich gegenseitig. Manchmal verkaufen wir
etwas auf dem Markt in Arant."
    Kalidas war etwa sieben Jahre alt und in seinem hübschen Gesicht unter
seinem blonden Schopf erschien ein spitzbübisches Lächeln. Aran hatte keine
Erfahrung mit Kindern, konnte sich aber dem freundlichen bescheidenen Wesen des
Jungen nicht entziehen. Er entschloss sich, ihn zu seiner Familie zu bringen,
auch wenn ihn dies ein gutes Stück Zeit kosten würde.
    Der Sarein war nicht sehr schwer, als Aran ihn sich über die Schulter
warf und sich mit Kalidas auf den Weg in die vermeintliche Richtung des Dorfes
machte. Den Pfeil hatte er in dem Waldschwein steckenlassen, um sich unterwegs
nicht seine Kleidung mit Blut zu besudeln. Es reichten ihm schon die Ausdünstungen,
die dem schlaffen Körper entquollen.
    Der Weg nach Arant war Aran bekannt. So wusste er zumindest die Richtung,
in der sie ziehen mussten. Auch war der Tag weiter fortgeschritten, als Aran
lieb war. In der Ferne grollte Donner und ein leichter Wind kam auf. Er
seufzte:
    "Wir sollten uns beeilen, wenn wir vor dem Gewitter Deine Familie
erreichen wollen. Kannst Du gehen?"
    Tapfer nickte der Kleine trotz der vielen abgeschürften Stellen an
seinem Körper, die Aran schnell mit einigen zerriebenen Blutkräutern aus dem
Wald und etwas Heilmoos abgetupft hatte. Die Wunden hatten sofort aufgehört zu
bluten und Kalidas sagte tapfer:
    "Es brennt nicht mehr. Wir können gehen. Ich wünschte, auch so mit
dem Bogen umgehen zu können! Ich übe schon seit einiger Zeit den Kampf mit
einem Holzdolch, den ich mir geschnitzt habe."
    Bewunderung für seinen Retter glomm in den großen Augen des Jungen, als
er zu Aran und dessen Last hochschaute. Arans Herz wurde weit.
    Als sie ein Stück gegangen waren, erkannte Kalidas anhand eines
abgebrochenen alten Baumes mit dem großen Stein zu dessen Füßen den Weg, der zu
seinem Dorf führte. Nicht lange danach betraten sie einen kaum sichtbaren
verschlungenen Pfad. Dichte Büsche ließen ihn gerade so erahnen und die Zweige
kratzten Aran über das Gesicht. Tatsächlich erblickte er nach einigen Minuten ein
paar kleine Hütten rund um einen Brunnen. Auf dessen Rand saß in zerrissenen
Kleidern ein junger Mann mit ungepflegten langen blonden Haaren. Auf einer
Laute spielte er eine süße Melodie. Obwohl sich Aran in seinem Land recht gut
auskannte, war ihm dieses abgeschiedene Dorf nicht vertraut.
    Als der Barde Kalidas sah, verstummten die Klänge abrupt und er

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