Aratani
lief eilig
auf die beiden Ankömmlinge zu.
"Kalidas, endlich, Deine Eltern sind in größter Sorge, den Göttern
sei Dank, dass Dir nichts passiert ist", rief er mit seiner angenehmen
Stimme.
Es dauerte keinen Augenblick, da strömten mehrere Menschen in ihre
Richtung. Eine etwas dickliche kleine Frau riss Kalidas an sich und
unterdrückte nur mit Mühe die Tränen des Glücks, ihren Sohn wieder in den Armen
halten zu können. Kalidas zappelte sich frei und sprudelte kaum Atem holend los:
"Aran hat mir das Leben gerettet, ein Sarein hat mich angegriffen,
als ich vom Weg abkam. Er hat ihn mit einem Schuss erledigt!"
Die Frau streckte ihre Hand aus:
"Ich bin Mata, die Mutter von Kalidas, und das ist mein Mann, Kirdes."
Sie zeigte auf einen grobschlächtigen Mann mit einer gewaltigen
Leibesfülle. Der lächelte gutmütig, reichte ihm ebenfalls die Hand und sagte:
"Wir sind Euch zu allergrößtem Dank verpflichtet. Sagt, was Ihr
braucht und wir geben Euch, was wir Bescheidenes besitzen."
Inzwischen neigte sich der Tag wohl oder übel dem Ende. Das Gewitter
stand kurz bevor und der leichte Wind hatte sich zu einem Sturm entwickelt.
Aran sagte:
"Bitte behaltet Eure Habe, es war mir eine Freude, helfen zu
können. Ich benötige nichts außer einem Schlafplatz und einem Krug Bier.
Eigentlich müsste ich heute noch meinen Weg fortsetzen, aber weit würde ich sicher
nicht kommen."
Die ersten Tropfen fielen bereits.
"Ihr könnt gern eines unserer Gastzimmer nutzen und eine
Erfrischung zu Euch nehmen. Wir haben nicht viel, aber wir teilen gern",
sagte Mata.
Aran war müde und erschöpft, hatte er doch in der vergangen Nacht fast
gar keinen Schlaf finden können. Daher nahm er dankbar das Angebot an und begab
sich in Kalidas' Elternhaus. Vorher zog er den Pfeil aus dem getöteten Sarein und
reichte Kirdes das Tier.
"Bestimmt könnt Ihr dies gut gebrauchen?" fragte er freundlich
lächelnd.
Kirdes grinste über das ganze Gesicht und rieb sich den struppigen Bart:
"Das wird ein Festessen! Wir hatten lange kein Glück beim Jagdwerk.
Ab und an einmal ein Karaninchen oder eines der anderen kleinen Geschöpfe, die
gerade einmal einen Mann satt
bekommen. Meistens ernähren wir uns im Sommer von den Früchten des Waldes."
Er machte sich sogleich daran, dem Sarein das borstige Fell abzuziehen.
Mata zeigte Aran unterdessen das Haus mit den vier Zimmern und der
kleinen, gemütlichen Schankstube, die zugleich als Wohnzimmer und Küche der
Familie diente. Ein Zimmer wurde als Elternschlafzimmer genutzt und eines
bewohnte Kalidas. Zwei weitere Zimmer waren als Gastzimmer hergerichtet. Mata
wies auf die linke der beiden Türen:
"Hier könnt Ihr schlafen."
Das Zimmer war einfach hergerichtet und außer einem Bett, einem Stuhl
und einer Holztruhe, stand nur ein kleiner Schrank mit einer Waschschüssel und
einem Krug Wasser in dem Zimmer. An der Wand hinter der Tür war ein Holzofen
für die kalte Jahreszeit aufgestellt.
Aran hatte die Möglichkeit, sich zu waschen und einen Schlafplatz, das
genügte ihm. Während dessen stellte Mata ihm in der Schankstube einen großen
Krug Bier, Brot und etwas Speck auf einen Tisch, und nachdem Aran sich etwas
erfrischt hatte, nahm er dankbar die Gaben an.
Der Wirt hatte das Waldschwein inzwischen draußen auf einem Spieß über
einem Feuer befestigt, und der Geruch von versengten Borsten stieg Aran in die
Nase.
In seinem Rücken hörte er die Tür knarren und wendete den Blick. Kirdes
kam polternd herein und trat zu ihm an den Tisch.
"Darf ich mich zu Euch setzen?"
Aran war froh über die Gesellschaft und nickte dem Wirt lächelnd zu. Kirdes
setzte sich ihm gegenüber und Aran befürchtete schon, die Bank würde dem
Gewicht des Mannes nicht standhalten. Nach einem verdächtigen Knarren, schien
sie es aber mit ihm aufzunehmen. Recht bald waren Aran und Kirdes in ein
anregendes Gespräch vertieft. Kirdes erzählte ihm die Geschichte seines Dorfes
und der wenigen Menschen, die in ihm lebten. Sie waren hier seit vier
Generationen ansässig. Ursprünglich lebten ihre Vorfahren in Forontan. Sie
waren aber immer mehr Richtung Norden gezogen, nachdem die Ausbeute an Nahrung
dort spärlicher wurde, und das Klima hier oben für etwas mehr Abwechslung auf
dem Teller sorgte.
„Aber was führt Euch in diese Gegend?“ fragte er freundlich.
Aran war grundsätzlich ein eher in sich gekehrter Mensch, der lieber
ohne viele Worte auskam.
Dass er ein Halbelf war, brauchte nicht jeder sofort zu
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