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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Ein Metzger. Ein Halbtier.
    Ja, dort gehörst du hin: in deine dunkle Höhle, zwischen die aufgehängten Tierkadaver, von denen unschuldiges Blut zu Boden tropft. Dort gehörst du hin, du erbärmliche Kreatur! Laß meine Meisterschöpfung in Ruhe, ich beschwöre dich! Nicht einmal mit deinen Blicken sollst du sie verunglimpfen.
    Vorausgesetzt, daß so einer überhaupt lesen kann. Wer weiß, vielleicht tut er nur so. Vielleicht ist das nur ein Täuschungsmanöver, mit dem er von einem haarsträubenden Verbrechen abzulenken versucht. Der Mann ist zu allem fähig. Man muß nur seine Augen ansehen, diese flackernden, blutrünstigen Augen. Und diese brutal gekrümmte Habichtsnase. Selbst um seine Ohren spielt ein grausamer Zug. Und schon der bloße Anblick seines fetten, schwammigen Körpers würde zehn Jahre Zuchthaus rechtfertigen.
    Was macht der Kerl überhaupt hier, auf dieser Bahnhofstation? Was heckt er aus hinter seiner niedrigen Stirn?
    Ist er am Ende ein Spion?
    Gut möglich. Denn eines steht fest: ein Mensch, der meine meisterhafte Geschichte liest, ohne daß sie ihm auch nur ein Lächeln entlockt, kann kein Jude sein! Da haben wir's.
    Du hast dich gut getarnt, mein Junge, aber meinen Instinkt kannst du nicht irreführen.
    Ich muß die Polizei verständigen. Im Wartesaal eines strategisch wichtigen Bahnhofs treibt sich ein Individuum herum, das bei der Lektüre meiner Geschichten nicht lacht.
    Schicken Sie sofort ein Überfallauto ... Was war das jetzt? Er hat gelacht? Er hat nicht nur gelacht, er hat buchstäblich gejauchzt vor Vergnügen. Nun ja, vielleicht war er bis jetzt nicht so recht bei der Sache. Er ist ja auch nur ein Mensch, nicht wahr? Ein zerstreuter Professor vielleicht, ein Gelehrter, dessen Gedanken um irgendwelche Atomprobleme kreisen. Obwohl sein Habitus nicht unbedingt der eines Professors ist. Eher gleicht er einem Mitglied des Obersten Gerichtshofs, oder einem Admiral in Zivil, oder sonst einer prominenten Figur des öffentlichen Lebens.
    Aber das spielt ja keine Rolle. Wer so von Herzen über meine Geschichte lachen kann, ist jedenfalls ein ehrenwerter Bürger. Gott segne ihn. Da sieht man wieder einmal, wie oberflächlich die ersten Eindrücke sind. Wo gibt es heute noch Menschen mit so markanten Gesichtszügen? Geradezu klassisch. Die klugen Augen strahlen Wärme und Verständnis aus, die makellosen Zähne blitzen im Sonnenschein. Er ist ein Dichter. Ein Humanist. Ein Wohltäter der Menschheit. Am liebsten würde ich seine erhabene Denkerstirne küssen, die Stirne meines Lesers. Ich liebe diesen Mann. Ich liebe sein perlendes Gelächter. Das nenne ich Persönlichkeit!
    Glücklich der Staat, der Söhne hat wie ihn und mich. Erlauben Sie, mein Herr, daß ich Sie Vater nenne ...
     
     
     
    »Alle Juden sind Brüder«, sagte der legendäre Schnorrer zu Rothschild und wollte damit andeuten, daß er und der Baron eigentlich Verwandte wären. Rothschilds Antwort wird von der Geschichte nicht überliefert. Vermutlich ist er seiner inneren Bewegung Herr geworden.
    In Israel treten diese verwandtschaftlichen Bande sehr stark zutage. Zu den Dingen, die uns brüderlich vereinen, gehört auch die Liebe zur Musik. Wir sind geradezu verrückt nach Musik. Er macht uns geradezu wahnsinnig, dieser ewige Krach.
     

ÜBERWÄLTIGUNG IN A-DUR
     
    Gestern nacht ging ich zeitig zu Bett, weil ich am Morgen schon um halb zehn aufstehen mußte. Es glückte mir, verhältnismäßig rasch einzuschlafen. Aber nach etwa einer Stunde wurde ich rüde geweckt.
    »Wir wollen schlafen!« brüllte eine haßerfüllte Stimme.
    »Es ist zehn Uhr vorbei. Stellen Sie das Radio ab, Sie Idiot!«
    Ich setzte mich im Bett auf. Von fern, aus der äußersten Ecke unseres Häuserblocks, glaubte ich leise Musikklänge zu vernehmen. Ganz sicher war ich nicht, weil das zornig anschwellende Stimmengewirr alles übertönte:
    »Wir wollen schlafen! Ruhe! Das Radio abdrehen! Ruhe!«
    Nach und nach erwachten auch die Bewohner der angrenzenden Häuser. In vielen Fenstern wurde es hell. Der Delikatessenhändler uns gegenüber formte aus seiner Zeitung einen Schalltrichter und verlangte Respekt vor der neuen AntiLärm-Verordnung. Der jemenitische Eisverkäufer Salah im
    Stockwerk unter uns stieß mehrmals den Namen Ben Gurion hervor, was bei ihm ein sicheres Zeichen hochgradiger Erregung ist. Ich selbst schlüpfte rasch in meinen Schlafrock, um mich besser hinausbeugen zu können. Ich liebe es über alles, Leute streiten zu sehen.
    Das ist ein

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