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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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vorbei.
    »Nach dem Theater bei Putzi!« rief er zu Jossele herüber.
    »Bring mindestens eine Flasche und mindestens ein Mädchen!«
    »Leider!« rief Jossele zurück. »Ich muß morgen um halb elf aufstehen.«
    »Bleib liegen!« klang Gyuris Stimme ihm nach.
    »Ich kann dort nicht hingehen, weil ich schon zu einer andern Party eingeladen bin«, erklärte mir Jossele. »Wenn man zur verlorenen Generation gehört, gehört man sozusagen einer Weltorganisation an. Früher einmal hätte sich ein junger Mann meines Alters gesagt: >Am Tag faulenzen, bei Nacht saufen - wo soll das hinführen, wie soll das enden?< Aber wir Angehörigen der verlorenen Generation wissen, wie es enden wird: mit einem großen Knall und einer pilzförmigen Rauchwolke, wenn die Atombombe fällt ...«
    »Und wenn sie nicht fällt?«
    »Das wäre ein Pech. Aber vorläufig darf man noch hoffen.
    Ohne diese Hoffnung wäre das Leben nicht mehr lebenswert.
    Wenn ich erst einmal anfangen muß, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich morgen oder gar übermorgen machen soll, oder wenn ich mir vorstellen müßte, als zahnloser Greis mein Ende abzuwarten, dann werde ich verrückt. Das alles ist vollkommen überflüssig. Früher war das anders. Früher mußte man seiner Angebeteten etwas von Kindersegen ins Ohr flüstern und mußte ihr ein sicheres Heim und Wärme und Geborgenheit versprechen, damit man etwas bei ihr erreicht. Heute sagt man ganz einfach: >Was soll ich dir viel von morgen erzählen, wo wir doch gar nicht wissen, ob wir den morgigen Tag überhaupt erleben werden?< Und damit ist die Sache geregelt.«
    Ein Taxichauffeur hupte wild, weil wir bei rotem Licht die Straße überquerten.
    »Hast du keine Augen im Kopf, du Idiot?« brüllte Jossele ihn an. »Siehst du nicht, daß du fahren kannst? Wir gehen ja bei rotem Licht!«
    Dem Chauffeur blieb der Mund offen. Verwirrt murmelte er etwas von Vorschriften und Gesetzen. Jossele langte mit der Hand nach seinem Kopf und zerraufte ihm das Haar.
    »Vorschrift?« sagte er. »Gesetze? Mann, nächstes Jahr hat China die Atombombe. Gesetze, sagt er! Fahr ab!«
    Plötzlich blieb Jossele stehen. Seine Stirn verfinsterte sich:
    »Gestern nacht - oder vormittag - also kurz und gut: während meiner Schlafenszeit fuhr ich plötzlich hoch, und ein fürchterlicher Gedanke zuckte mir durch den Kopf: was geschieht, wenn sie plötzlich Frieden machen und alle Atombomben vernichten? Dann stehe ich, ein einsamer Beatnik, mitten auf der Dizengoff-Straße, ohne die geringste moralische Grundlage, ohne Beruf, ohne Geld, nur mit einer Zukunft vor mir ... Es ist ein entsetzlicher Albtraum.«
    »Nun, nun. So schlimm wird's schon nicht sein.«
    »Halt's Maul«, fauchte Jossele. »Die sind imstande und ziehen mir den Boden unter den Füßen weg. Plötzlich werde ich im praktischen Leben stehen und einen bürgerlichen Beruf ergreifen müssen ... und womöglich Kinder kriegen und einen Bauch ... und meine kläglichen Ersparnisse mit 3 3/4 Prozent Zinsen anlegen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln wird plötzlich Disziplin herrschen. Die jungen Leute werden aufstehen und ihre Sitze den älteren anbieten. Sie werden Bücher lesen und bei Nacht schlafen. Ihre Kleider werden gebügelt und gepflegt sein, und von den Mädchen wird man nichts mehr haben können. Grauenhaft. Wirklich grauenhaft.«
    Jossele schauderte zusammen und stieß mit dem Fuß einen Abfallkübel um, so daß der Inhalt sich aufs Straßenpflaster ergoß.
    »Es ist sehr leicht für ein paar Schwachköpfe, von Abrüstung zu reden«, sagte er. »Aber wer übernimmt die Verantwortung für die Folgen?«
     
     

 
    Josseles Befürchtungen sind begreiflich, aber nicht begründet. Die Gefahr, daß es zur Vernichtung der Atomwaffen, zu einer allgemeinen Abrüstung und zum Ausbruch des kompletten Weltfriedens käme, ist verhältnismäßig gering.
     
KEINE SORGE
     
    USA: Also?
    USSR: Eben.
    USA: O.k.
    USSR: Es gibt nur eines: friedliche Koexistenz. Sonst werden wir alle von der Atombombe vernichtet.
    USA: Sehr richtig.
    USSR: Das bedeutet: Abrüstung.
    USA: Rüsten wir ab.
    (Schweigen)
    USSR: Wie viele Atombomben habt ihr?
    USA: Wie viele habt ihr?
    USSR: Ich habe zuerst gefragt.
    USA: Vor zwei Jahren hatten wir eine bestimmte Menge.
    USSR: Und heute?
    USA: Doppelt soviel.
    USSR: In Ziffern?
    USA: Nein, in Reserve.
    USSR: Die müßt ihr vernichten.
    USA: Natürlich.
    (Schweigen)
    USA: Und wie viele habt ihr?
    USSR: Ungefähr so viele wie ihr.
    USA: Aber ich habe ja

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