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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einen Sinn haben?«
    Das war mir zuviel. Das darf man einem Fachmann wie mir nicht sagen. Seit dreißig Jahren lese ich so gut wie ununterbrochen Bücher - und dann kommt so ein Stümper und sagt »lächerlich«.
    »Sagten Sie >lächerlich<, Sie Stümper? Und Ihr idiotisches Kamelwettrennen ist vielleicht nicht lächerlich? Was sage ich: lächerlich. Ekelhaft ist es! Ich hatte Mühe, nicht zu erbrechen!« »Ausgezeichnet. Genau das lag in meiner Absicht. Ein Mensch, dem vor sich selber übel wird, lernt sich wenigstens kennen. Und ich meine Sie!«
    Wir hatten uns auf das unabsehbar weite Feld persönlicher Beleidigungen begeben. Tola'at Shani war gelb vor Ärger.
    Sein Atem keuchte.
    »Ich werde Ihnen sagen, was Ihnen an meinem Buch mißfällt«, gurgelte er. »Daß ich gewagt habe, auf banale Lösungen zu verzichten! Daß ich Boris nicht in der Überschwemmung zugrunde gehen lasse! Stimmt's?«
    Boris! Der hat mir gerade noch gefehlt.
    »Scheren Sie sich zum Teufel mit Ihrem Boris!« schnarrte ich.
    »Sie sind diesem Lumpen ja geradezu verfallen! Und wenn Sie es wissen wollen: seine Liebesaffäre mit Abigail ist ganz und gar unwesentlich!«
    »Unwesentlich!« stöhnte der vielversprechende junge Autor. »Zu irgend jemandem muß sie doch gehören!«
    »Aber doch nicht zu Boris! Gibt es denn keinen ändern?«
    »Wen?« Tola'at Shani sprang mich an, packte mich am Rockaufschlag und schüttelte mich. »Wen?!«
    »Meinetwegen den Zoologen - wie heißt er gleich - Kronstadt!«
    »Kronstadt ist kein Zoologe.«
    »Er ist ein Zoologe! Und wenn nicht Kronstadt, dann der Sturmtruppenkommandant.«
    »Kronstadt ist der Sturmtruppenkommandant!«
    »Da haben Sie's! Von mir aus kann er sein, was er will! Und von mir aus kann es jeder sein, nur Boris nicht! Sogar der Marine-Attache wäre logischer! Oder Peter! Oder Birnbaum!«
    »Wer ist Birnbaum?«
    »Er ist um nichts schlechter als Kronstadt, das garantiere ich Ihnen! Sie glauben offenbar, daß es schon genügt, Papier zu bekritzeln, damit ein Buch daraus wird. Hüten Sie sich! Wie steht's mit der Handlung, Sie Patzer? Mit den Charakteren? Mit den inneren Konflikten? Mit der Tiefe?« Jetzt war es ich, der ihn würgte. »Auf die Tiefe kommt es an - nicht auf Bla-bla und Abrakadabra, wie bei Ihnen! Boris! Boris! Das soll ein Buch sein? Für wen? Für das Publikum gewiß nicht! Kein Mensch liest so ein Buch! Auch ich habe es nicht gelesen!«
    »Sie haben es nicht gelesen?«
    »Nein. Und ich denke auch gar nicht daran!«
    Damit ließ ich ihn sitzen.
    Wahrscheinlich sitzt er immer noch dort, der Idiot. Recht geschieht ihm.
     
     
     
     

 
    Die Wissenschaft hat alle erdenklichen Meßapparate erfunden. Es gibt Instrumente, um die Intensität ultravioletter Strahlen zu messen, oder den Feuchtigkeitsgehalt der Luft, oder den Erfolg eines Raketenabschusses. Meßapparate für gesellschaftlichen Erfolg gibt es noch nicht. Der einzige, den es gibt, ist ein israelisches Erzeugnis und nicht exportfähig.
     
MENASCHE WEISS ES GANZ GENAU
     
    An jenem trüben, regnerischen Abend saßen Jossele und ich wieder auf unserem Beobachtungsposten im Cafe, als der Dichter Tola'at Shani sich den Weg an unsern Tisch bahnte und seine Nägel zu beißen begann.
    »Ich bin fürchterlich nervös«, sagte er. »Das erweiterte Dramaturgenkomitee, das auch mit der Spielplangestaltung betraut ist, berät gerade über das Schicksal meines Stücks.«
    Wir wandten ihm unsere aufrichtige Anteilnahme zu. Die Situation war ja auch wirklich spannungsgeladen. Wurde sein Stück abgelehnt, dann hatte er's hinter sich. Wurde es aber angenommen, dann ließ sich die Möglichkeit, daß es infolge eines technischen Versehens auch zur Aufführung käme, nicht gänzlich ausschließen. Wir versuchten den hartgeprüften Autor zu beruhigen, aber er hörte uns kaum zu, brach von Zeit zu Zeit in ein hysterisches Kichern aus und drohte zu emigrieren.
    Plötzlich geschah etwas Merkwürdiges. Ein großer, hagerer Mensch kam am Tisch vorbei, grüßte Jossele mit einem freundlichen Winken seiner Hand, hielt direkt vor Tola'at Shani inne, legte den Kopf schräg und schien in die Luft zu schnuppern, wobei seine Nasenflügel sich blähten und sein
    Gesicht den Ausdruck konzentriertester Nachdenklichkeit annahm. Das Ganze dauerte höchstens eine Sekunde. Dann entspannte sich der Mann, stach mit spitzem Finger nach Tola'at Shani und ließ ein eiskaltes »Hallo« hören.
    Gleich darauf verschluckte ihn der dichte Rauchvorhang, der über dem

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