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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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gehört nicht hierher!«
»Euer Ehren, ich möchte mit allem Respekt darauf hinweisen, daß es sehr wohl hierher gehört. Ich habe die Absicht, zu beweisen, daß die Beziehung, die Mr. Menzies zu Miss Moorland unterhielt, nicht eine rein geschäftliche, sondern eine höchst private war.«
»Ich lasse die Frage an den Angeklagten zu«, entschied der Richter.
Menzies sagte nichts, als Sir Humphrey vor ihm das Blatt Papier emporhielt und es aufmerksam betrachtete.
»Lassen Sie sich ruhig Zeit, denn ich will die exakte Anzahl«, sagte Sir Humphrey und schaute dabei über den Rand seiner Brille hinweg.
Sekunden verstrichen, während wir alle warteten.
»Hm – drei, glaube ich«, sagte Menzies schließlich mit kaum hörbarer Stimme. Die Herren von der Presse fingen an, wie verrückt Notizen zu machen.
»Drei«, sagte Sir Humphrey und blickte ungläubig auf sein Blatt Papier.
»Nun ja, vielleicht vier.«
»Und war die vierte Miss Carla Moorland?« fragte Sir Humphrey. »Denn Sie hatten doch an jenem Nachmittag Geschlechtsverkehr mit ihr, nicht wahr?«
»Nein, hatte ich nicht«, entgegnete Menzies, aber inzwischen glaubten ihm nur noch wenige im Gerichtssaal.
»Also schön«, fuhr Sir Humphrey fort, während er das Blatt Papier vor sich hinlegte. »Aber bevor ich zu Ihrer Beziehung mit Miss Moorland zurückkehre, lassen Sie uns die Wahrheit über die anderen vier erfahren.«
Ich starrte auf das Blatt, von dem Sir Humphrey vorgelesen hatte. Von meinem Platz aus konnte ich sehen, daß darauf überhaupt nichts geschrieben stand. Vor ihm lag ein leeres weißes Blatt.
Es fiel mir schwer, ein Grinsen von meinem Gesicht fernzuhalten. Menzies’ ehebrecherisches Vorleben war ein unerwarteter Bonus für mich und die Presse – und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wie Carlas Reaktion gewesen wäre, wenn sie davon gewußt hätte.
Sir Humphrey verbrachte den Rest des Tages damit, Menzies Einzelheiten über seine Beziehungen zu seinen vier Geliebten zu entlocken. Das Gericht lauschte gespannt, die Journalisten schrieben eifrig mit, sie wußten, dieser Tag brachte ihnen fette Beute. Als das Gericht sich erhob, hatte Mr. Scott die Augen geschlossen.
Ich fuhr an diesem Abend selbstzufrieden nach Hause, wie ein Mann, der einen erfolgreichen Arbeitstag hinter sich gebracht hatte.
Mir fiel am nächsten Morgen beim Betreten des Gerichtssaals auf, daß die Zuschauer anfingen, andere Stammzuhörer wiederzuerkennen und ihnen zuzunicken. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihrem Beispiel folgte und einige Leute still grüßte, als ich meinen gewohnten Platz am Ende der Bank einnahm.
Sir Humphrey brachte den Morgen damit zu, sich mit einigen von Menzies’ anderen Verfehlungen zu beschäftigen. Wir erfuhren, daß er in der Landwehr nur fünf Monate gedient und die Truppe nach einer Meinungsverschiedenheit mit seinem Vorgesetzten wieder verlassen hatte. Bei diesem Streit war es darum gegangen, wie viele Stunden er an Wochenenden mit Exerzieren hätte verbringen sollen und wieviel Spesenersatz er für diese Stunden gefordert hatte. Wir hörten auch, daß seine Bemühungen, in den Stadtrat zu kommen, mehr aus Ärger darüber erfolgt waren, daß man ihm die Baugenehmigung für ein an sein Haus angrenzendes Stück Land verweigert hatte, als aus dem selbstlosen Verlangen, seinen Mitmenschen zu dienen. Man muß allerdings zugeben, daß Sir Humphrey es auch geschafft hätte, den Erzengel Gabriel wie einen Fußballrowdy aussehen zu lassen; dabei sollte er seine Trumpfkarte erst noch ausspielen.
»Mr. Menzies, ich möchte jetzt zurückkehren zu Ihrer Version dessen, was an dem Abend, als Miss Moorland getötet wurde, geschah.«
»Ja«, seufzte Menzies mit müder Stimme.
»Wenn Sie einen Klienten zur Erörterung einer Ihrer Policen besuchen, wie lange, würden Sie sagen, dauert eine solche Beratung?«
»Gewöhnlich eine halbe Stunde, höchstens eine Stunde.«
»Und wie lange dauerte die Beratung bei Miss Moorland?«
»Eine gute Stunde«, erwiderte Menzies.
»Und Sie verließen sie, wenn ich mich Ihrer Aussage recht erinnere, kurz nach sechs Uhr.«
»Das stimmt.«
»Und um wieviel Uhr waren Sie verabredet?«
»Um fünf Uhr, wie aus meinem Schreibtischkalender zu ersehen ist«, sagte Menzies.
»Also, Mr. Menzies, wenn Sie gegen fünf ankamen, um pünktlich bei Miss Moorland zu sein, und kurz nach sechs wieder wegfuhren, wie haben Sie es dann geschafft, einen Strafzettel zu bekommen?«
»Ich hatte gerade kein Kleingeld für die Parkuhr«, sagte Menzies

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