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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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weiter übrig als ein freundlicher, weltfremder alter Mann, der Menzies nur von dessen gelegentlichen Besuchen des Sonntagsgottesdienstes her kannte.
Der zweite Zeuge war Menzies’ Vorgesetzter bei der Firma, für die sie beide in der City arbeiteten. Er erwies sich als ein bei weitem beeindruckenderer Zeuge, konnte aber nicht nachweisen, daß Miss Moorland jemals eine Klientin der Firma gewesen war.
Mr. Scott benannte keine weiteren Zeugen und informierte Richter Buchanan, daß der Fall für die Verteidigung abgeschlossen sei. Der Richter nickte, wendete sich Sir Humphrey zu und sagte ihm, es sei nicht erforderlich, daß er vor dem folgenden Morgen sein Schlußwort halte.
Damit war für das Gericht das Zeichen gegeben, sich zu erheben.
Noch ein langer Abend und eine noch längere Nacht mußten von Menzies und mir ertragen werden. Wie an jedem bisherigen Tag des Prozesses sicherte ich mir rechtzeitig meinen Platz, bevor der Richter eintrat.
Sir Humphreys Schlußrede war meisterhaft. Jede kleine Unwahrheit wurde zerpflückt, und man begann der Meinung zuzuneigen, daß auf Menzies’ Zeugenaussage nur wenig Verlaß war.
»Wir werden nie mit Sicherheit erfahren«, sagte Sir Humphrey, »aus welchem Grund die arme junge Carla Moorland ermordet wurde. War es wegen ihrer Weigerung, Menzies’ Annäherungsversuchen nachzugeben? War es ein Wutausbruch, der mit einem Schlag endete, der sie hinfallen und später allein sterben ließ? Es gibt jedoch einige Dinge, meine Damen und Herren Geschworenen, die für uns mit Sicherheit feststehen.
Wir können – auf Grund der Beweislage hinsichtlich des verhängnisvollen Strafzettels – davon ausgehen, daß Menzies an jenem Tag vor vier Uhr sechzehn bei der Ermordeten eintraf.
Wir können davon ausgehen, daß er kurz nach sechs wieder ging, da wir eine Augenzeugin haben, die ihn wegfahren sah, und er selbst das ja auch nicht bestreitet.
Und wir können davon ausgehen, daß er einen gefälschten Eintrag in seinen Terminkalender gemacht hat, um uns glauben zu machen, er habe einen Geschäftstermin mit der Ermordeten gehabt und nicht etwa ein privates Stelldichein.
Und wir können jetzt weiter davon ausgehen, daß er bei der Frage, ob er mit Miss Moorland Geschlechtsverkehr gehabt habe, kurz bevor sie getötet wurde, gelogen hat, obwohl wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob dieser Verkehr stattgefunden hat bevor oder nachdem der Kiefer gebrochen war.«
Sir Humphreys Blick ruhte auf den Geschworenen, bevor er fortfuhr.
»Schließlich können wir, was die Todeszeit betrifft, auf Grund des gerichtsmedizinischen Gutachtens jenseits aller berechtigten Zweifel davon ausgehen, daß Menzies die letzte Person war, die Carla Moorland lebend gesehen hat.
Es gibt also sonst niemanden, der Carla Moorland getötet haben könnte – und vergessen Sie dabei nicht die Zeugenaussage von Inspektor Simmons –, und wenn für Sie das klar ist, dann kann für Sie auch kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß nur Menzies für die Tat verantwortlich sein kann. Wie belastend muß es doch erscheinen, daß er die Existenz seiner ersten Frau verheimlichte, die ihn wegen seiner Grausamkeit verlassen hatte, und die der vier Geliebten, von denen wir nicht wissen, warum und unter welchen Umständen sie ihn verlassen haben. Eine ähnliche Zahl wie bei Blaubart«, fügte Sir Humphrey mit Nachdruck hinzu.
»Um all der jungen Mädchen willen, die allein in dieser Stadt leben, müssen Sie Ihre Pflicht tun, so schmerzlich das auch sein mag, und Menzies des Mordes für schuldig befinden.«
Als Sir Humphrey sich wieder setzte, hätte ich am liebsten applaudiert.
Der Richter schickte uns zu einer weiteren Pause hinaus. Überall um mich herum ließen sich Stimmen vernehmen, die Menzies für schuldig hielten. Ich hörte ihnen zufrieden zu, äußerte jedoch keine eigene Meinung. Soviel war mir klar: Falls die Jury Menzies für schuldig erklärte, war der Fall abgeschlossen, und kein Blick würde je auf mich gerichtet sein. Ich saß bereits an meinem Platz, als der Richter um zehn nach zwei erschien. Er rief Mr. Scott auf.
Menzies’ Anwalt hielt eine schwungvolle Verteidigungsrede zugunsten seines Klienten, in der er darauf hinwies, daß das gesamte Beweismaterial, das Sir Humphrey präsentiert habe, lediglich auf Indizien beruhe, und es sei sogar denkbar, daß noch jemand anders Carla Moorland besucht habe, nachdem sein Klient an dem Abend gegangen sei. Mr. Scotts buschige Augenbrauen begannen förmlich ein Eigenleben zu

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