Archer Jeffrey
Wochen verstrichen, kam im Klub die Debatte über Recht und Unrecht im Fall Gilmour gegen Masters nicht zum Stillstand.
Klubmitglieder flüsterten sich verstohlen zu, ob man sie wohl auffordern würde, bei dem Prozeß auszusagen. Einige von ihnen hatten bereits Briefe von Lomax, Davis & Lomax erhalten, in denen sie um Angaben darüber gebeten wurden, was die beiden Männer ihrer Erinnerung nach an jenem Morgen gesagt hatten. Ziemlich viele von ihnen beriefen sich auf Gedächtnisschwund oder Taubheit, aber einige reichten doch anschauliche Schilderungen des Streites ein. Derart ermutigt, drängte Michael, sehr zu Carols Kummer, auf weitere Schritte.
Ungefähr einen Monat später erhielt Michael Gilmour eines Morgens, Carol war schon zur Arbeit in die Bank gefahren, einen Anruf von Reginald Lomax. Die Anwälte des Beklagten, wurde ihm mitgeteilt, hätten um eine Beratung »ohne Obligo« gebeten.
»Das überrascht Sie doch wohl nicht, bei all dem Beweismaterial, das wir zusammengetragen haben?« entgegnete Michael.
»Es geht lediglich um eine Beratung«, erinnerte ihn Lomax.
»Beratung hin oder her, ich werde mich nicht mit weniger als einhunderttausend Pfund zufriedengeben.«
»Nun, ich weiß noch nicht einmal, ob sie –« begann Lomax.
»Aber ich weiß es, und ich weiß auch, daß ich wegen dem Scheißkerl in den letzten elf Wochen noch nicht einmal einen Vorstellungstermin für einen Job bekommen habe«, sagte Michael voller Verachtung. »Gehen Sie auf keinen Fall unter einhunderttausend Pfund, haben Sie mich verstanden?«
»Ich glaube, Sie sind unter den gegebenen Umständen ein wenig zu optimistisch«, sagte Lomax. »Aber ich rufe Sie wieder an und lasse Sie die Antwort der anderen Seite wissen, sobald das Treffen stattgefunden hat.«
Am Abend berichtete Michael Carol von der guten Nachricht, aber sie war – ebenso wie Reginald Lomax – skeptisch. Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre Diskussion über dieses Thema. Während Carol neben ihm stand, hörte Michael Lomax’ Bericht aufmerksam zu. Anscheinend war Philip bereit, fünfundzwanzigtausend zu zahlen und hatte sich einverstanden erklärt, alle Kosten zu tragen.
Carol nickte dankbar ihr Einverständnis, aber Michael wiederholte nur einmal mehr, Lomax solle ja auf nicht weniger als einhunderttausend bestehen. »Sehen Sie denn nicht, daß Philip sich schon ausgerechnet hat, was es ihn kostet, wenn dieser Fall vor Gericht kommt? Und er weiß nur zu gut, daß ich nicht klein beigeben werde.«
Carol und Lomax waren nach wie vor nicht überzeugt. »Das Ganze ist viel riskanter, als Sie annehmen«, sagte der Anwalt. »Die Geschworenen könnten der Ansicht sein, die Worte seien nur als Frotzelei gemeint gewesen.«
»Als Frotzelei? Und was ist dann mit der Schlägerei, die auf die Frotzelei folgte?«
»Die Sie angefangen haben«, machte ihn Lomax aufmerksam.
»Fünfundzwanzigtausend sind unter diesen Umständen keine schlechte Summe« fügte er hinzu.
Michael weigerte sich einzulenken und beendete das Gespräch damit, auf seiner Forderung nach einhunderttausend Pfund zu bestehen.
Zwei Wochen verstrichen, bevor die andere Seite als Gegenleistung für eine schnelle Beilegung des Streits fünfzigtausend anbot. Diesmal war Lomax nicht überrascht, als Michael kurzerhand ablehnte. »Zum Teufel mit einer schnellen Schlichtung. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich werde keine Summe unter einhunderttausend akzeptieren.« Inzwischen war Lomax klar, daß er mit jeglichem Appell an die Vernunft auf taube Ohren stoßen würde.
Es bedurfte weiterer drei Wochen und ein paar weiterer Telefongespräche zwischen den Anwälten, bis die andere Seite einsah, sie würde die vollen einhunderttausend Pfund zahlen müssen. Reginald Lomax rief Michael eines späten Abends an, um ihm die Nachricht mitzuteilen, und bemühte sich dabei, es so klingen zu lassen, als habe er einen persönlichen Sieg errungen. Er versicherte Michael, die nötigen Papiere könnten sofort aufgesetzt und die Schlichtungsurkunde in wenigen Tagen unterzeichnet werden.
»Natürlich bekommen Sie alle Verfahrenskosten erstattet«, fügte er hinzu.
»Natürlich«, sagte Michael.
»Alles, was Ihnen zu tun bleibt, ist, Ihre Zustimmung zu einer Erklärung zu geben.«
Eine kurze Erklärung wurde verfaßt und mit dem Einverständnis beider Parteien an den Hazelmere Chronicle geschickt. Die Zeitung druckte den Inhalt am darauffolgenden Freitag auf ihrer Titelseite ab. »Die Strafanzeige wegen übler Nachrede im Fall
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