Archer Jeffrey
sich erinnern könne, hätten sie jeden Samstagmorgen eine Runde Golf gespielt und dabei sei bekanntlich nie ein böses Wort gefallen.
»Schade«, sagte der Colonel. »Ich hatte gehofft, ich würde Philip Masters dazu bewegen können, das diesjährige Jugendturnier zu finanzieren.«
»Gute Idee, aber ich sehe es nicht, wie Sie das jetzt noch zustandebringen.«
»Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen, was plötzlich in sie gefahren ist.«
»Könnte es nicht einfach daran liegen, daß Philip so ein Erfolgsmensch ist und Michael harte Zeiten durchmacht?« vermutete der Kapitän.
»Nein, da steckt mehr dahinter«, erwiderte der Colonel. »Der kleine Vorfall von heute morgen bedarf einer etwas ausführlicheren Erklärung«, fügte er weise hinzu.
Jedermann im Klub wußte, daß Philip Masters sein Geschäft von den ersten Anfängen an ganz allein aufgebaut hatte, nachdem er seinen ersten Job als Vertreter für Einbauküchen aufgegeben hatte.
»Ready-Fit«-Küchen hatten ihren Anfang in einem Schuppen am Ende von Philips Garten genommen und waren schließlich in einer Fabrik auf der anderen Seite der Stadt gelandet, die über dreihundert Leute beschäftigte. Als »Ready-Fit« eine Aktiengesellschaft wurde, mutmaßten die Börsenblätter, daß allein Philips Aktien mehrere Millionen wert sein müßten. Nach der fünf Jahre später erfolgten Übernahme der Firma durch die John-Lewis-Handelsgesellschaft wurde öffentlich bekannt, daß Philip nach dem Handel mit einem Scheck über siebzehn Millionen Pfund und einem Fünfjahresvertrag, der einem Popstar Freude bereitet hätte, nach Hause gegangen war. Ein Teil dieses unverhofften Gewinns war in einem prächtigen, im klassizistischen Stil erbauten Haus am Stadtrand von Hazelmere angelegt worden, das auf sechzig Morgen bewaldetem Grund stand. Von seinem Schlafzimmer aus konnte Philip sogar den Golfplatz sehen. Philip war seit über zwanzig Jahren verheiratet, und seine Frau Sally war Vorsitzende der örtlichen Zweigstelle des »Save the Children Fund« und ehrenamtliche Friedensrichterin. Ihr Sohn hatte gerade einen Platz am St. Anne’s College in Oxford bekommen.
Michael war der Pate des Jungen.
Michael Gilmour hätte zu alldem kein größerer Kontrast sein können. Nach dem Verlassen der Schule, wo Philip sein engster Freund gewesen war, hatte er sich von Job zu Job treiben lassen. Er fing an als Lehrling bei Watney’s, wo es ihn jedoch nur ein paar Monate hielt, und arbeitete dann als Handelsvertreter für einen Verlag. Ebenso wie Philip heiratete er seinen Schwarm aus der Kinderzeit, Carol West, die Tochter des örtlichen Arztes.
Als ihre Tochter geboren wurde, klagte Carol darüber, daß er so viele Stunden außer Haus sei, daher gab er die Verlagsarbeit auf und unterschrieb einen Vertrag als Vertriebsleiter bei einer Firma für alkoholfreie Getränke. Dort hielt er ein paar Jahre durch, bis sein Stellvertreter über seinen Kopf hinweg befördert wurde. Diese Entscheidung kränkte Michael so sehr, daß er sofort kündigte. Nachdem er zum ersten Mal in seinem Leben stempeln gegangen war, fand er eine Anstellung in einer Getreideverpackungsfirma, mußte aber entdecken, daß er allergisch gegen Hafer war. Er ließ sich, um dies belegen zu können, ein ärztliches Attest ausstellen und holte sich dann seinen ersten Abfindungsscheck ab. Anschließend ging er als Handelsvertreter zu »Ready-Fit«-Küchen, verließ die Firma jedoch ohne Begründung innerhalb eines Monats nach der Übernahme durch John Lewis. Es folgte eine weitere Phase der Arbeitslosigkeit, bevor er eine Stelle als Verkaufsleiter bei einer Firma annahm, die Mikrowellenherde herstellte. Endlich schien er zur Ruhe gekommen zu sein, bis man ihn dort ohne Vorankündigung aus Rationalisierungsgründen entließ. Es stimmte, daß das Unternehmen in jenem Jahr nur die Hälfte seiner gewohnten Profite erzielt hatte, und seine Direktoren hatten sich nur ungern von Michael getrennt – jedenfalls wurde es so in der Firmenzeitung dargestellt.
Carol konnte ihre Besorgnis nicht mehr verbergen, jetzt, da Michael zum vierten Mal entlassen worden war. Sie konnten seine Einkünfte gut brauchen, um so mehr, als man ihrer Tochter einen Platz an einer Kunstschule angeboten hatte.
Philip war der Pate des Mädchens.
»Was wirst du jetzt machen?« fragte Carol bekümmert, als Michael ihr berichtete, was sich im Klub abgespielt hatte.
»Es gibt nur eins, was ich tun kann«, antwortete er. »Schließlich muß ich an meinen Ruf
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