Archer Jeffrey
jetzt schon seit fast sieben Minuten um keinen Drink mehr gebeten worden, und mittlerweile taten nur noch wenige Klubmitglieder so, als hörten sie dem Wortwechsel zwischen den beiden Männern nicht zu. Einige von ihnen starrten sogar mit unverhohlener Verblüffung herüber. »Aber ich kannte sie doch kaum!« protestierte Michael.
»Wie ich schon sagte: das ist nicht die Version, die ich gehört habe. Und darüber hinaus hat man mir erzählt, das Kind habe eine auffallende Ähnlichkeit mit –«
»Das geht zu weit –«
»Nur, wenn du nichts zu verbergen hast«, sagte Philip erbarmungslos.
»Du weißt, daß ich nichts zu verbergen habe.«
»Auch nicht die blonden Haare, die Carol überall auf dem Rücksitz des Mini gefunden hat? Das Mädchen im Büro war doch eine Blondine, oder?«
»Ja, aber diese Haare stammten von einem hellblonden Setter.«
»Du hast keinen hellblonden Setter.«
»Ich weiß, aber der Hund gehörte dem früheren Besitzer des Wagens.«
»Die Hündin gehörte nicht dem früheren Besitzer, und ich lehne es ab, zu glauben, daß Carol auf dieses uralte Märchen hereingefallen ist.«
»Sie hat es geglaubt, weil es tatsächlich so war.«
»Ich fürchte, zur Wahrheit hast du schon lange keinen Bezug mehr. Du bist gefeuert worden, erstens, weil du nicht die Hände lassen konntest von allem, was unter vierzig war und einen Kittel trug, und zweitens, weil du die Finger nicht von der Kasse lassen konntest. Ich sollte es doch wissen. Vergiß nicht, daß ich dich aus denselben Gründen loswerden mußte.«
Michael sprang auf, und seine Wangen hatten fast die Farbe von Philips Tomatensaft. Er hob seine geballte Faust und wollte gerade zu einem Schlag gegen Philip ausholen, als Colonel Mather, der Klubpräsident, neben ihm auftauchte.
»Guten Morgen, Sir«, sagte Philip in aller Ruhe und erhob sich, um den Colonel zu begrüßen.
»Guten Morgen, Philip«, bellte der Colonel. »Glauben Sie nicht, daß Sie es mit Ihrer kleinen Meinungsverschiedenheit jetzt weit genug getrieben haben?«
»Kleine Meinungsverschiedenheit?« protestierte Michael. »Haben Sie nicht gehört, was er alles über mich gesagt hat?«
»Ich habe leider, wie auch alle anderen anwesenden Mitglieder, jedes Wort mit angehört«, sagte der Colonel. Indem er sich wieder an Philip wandte, fügte er hinzu: »Vielleicht sollten Sie sich wie zwei gute Freunde die Hand geben und für heute Schluß machen.«
»Diesem Schürzenjäger und Betrüger die Hand geben? Kommt nicht in Frage!« rief Philip aus. »Ich sage Ihnen, Colonel, er verdient es nicht, Mitglied dieses Clubs zu sein, und dabei kennen Sie, das kann ich Ihnen versichern, nur die Hälfte der Geschichte.«
Bevor der Colonel einen weiteren Versuch machen konnte, der Sache mit Diplomatie beizukommen, stürzte Michael sich auf Philip, und es bedurfte dreier Männer, die jünger als der Klubpräsident waren, um sie voneinander zu trennen. Der Colonel wies beide Männer sofort aus dem Klub und machte sie darauf aufmerksam, daß ihr Verhalten dem Klubkomitee bei dessen nächster monatlichen Sitzung gemeldet werden würde. Bis zu dieser Sitzung hätten sie beide Hausverbot.
Der Klubsekretär, Jeremy Howard, begleitete die beiden Männer zur Haustür und sah zu, wie Philip in seinen Rolls Royce stieg und durch das Tor hinausfuhr. Er mußte mehrere Minuten auf der Eingangstreppe warten, bis auch Michael in seinem Mini abfuhr. Es schien, als habe er auf dem Vordersitz sitzend etwas aufgeschrieben. Als der Mini schließlich das Eingangstor passiert hatte, machte der Sekretär auf dem Absatz kehrt und ging zurück an die Bar. Was die zwei einander antaten, nachdem sie das Grundstück verlassen hatten, ging ihn nichts an.
Wieder im Klubhaus, stellte der Sekretär fest, daß die allgemeine Unterhaltung sich nicht wieder den Fragen nach dem voraussichtlichen Gewinner des »President’s Putter«, der Spieleraufstellung im »Ladies’ Handicap Cup« oder wer dazu gebracht werden könnte, sich als Sponsor für das diesjährige Jugendturnier zur Verfügung zu stellen, zugewendet hatte.
»Sie schienen mir eigentlich recht guter Dinge zu sein, als ich sie heute morgen beim Loch 16 überholte«, berichtete der Mannschaftskapitän des Klubs dem Colonel.
Der Colonel gab zu, das alles sei ihm ein Rätsel. Er kannte die beiden seit dem Tag vor fast fünfzehn Jahren, als sie dem Klub beigetreten waren.
Sie seien keine schlechten Kerle, versicherte er dem Kapitän, ehrlich gesagt, habe er sie sogar recht gern. Wie jedermann
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