Archer Jeffrey
denken. Ich werde das Schwein verklagen.«
»Das ist eine schreckliche Art, über deinen ältesten Freund zu sprechen. Und außerdem können wir es uns nicht leisten, vor Gericht zu gehen«, sagte Carol. »Philip ist ein Millionär, und wir haben keinen Pfennig.«
»Daran ist nichts zu ändern«, sagte Michael. »Ich muß das jetzt durchziehen, selbst wenn es bedeutet, daß wir alles verkaufen müssen.«
»Auch wenn deine ganze Familie darunter zu leiden hat?« »Keiner von uns wird darunter leiden, wenn er am Ende die Prozeßkosten zahlen und saftigen Schadenersatz leisten muß.«
»Aber du könntest verlieren«, gab Carol zu bedenken. »Und dann stehen wir am Ende mit nichts da – mit noch weniger als nichts.«
»Ganz und gar unmöglich«, sagte Michael. »Er hat den Fehler gemacht, alle diese Dinge vor Zeugen zu sagen. Es müssen heute morgen über fünfzig Mitglieder im Klubhaus gewesen sein, einschließlich des Klubpräsidenten und des Herausgebers des Lokalblatts, und es kann ihnen nicht ein Wort entgangen sein.«
Carol überzeugte das immer noch nicht, und sie war erleichtert, als Michael während der nächsten paar Tage Philips Namen nicht ein einziges Mal erwähnte. Sie hoffte, ihr Ehemann sei wieder zur Besinnung gekommen und man könne die ganze Angelegenheit möglichst schnell vergessen.
Doch dann beschloß der Hazelmere Chronicle, seine Version des Streits zwischen Michael und Philip zu drucken. Unter der Schlagzeile »Schlägerei im Golfklub« stand ein vorsichtig formulierter Bericht darüber, was am vergangenen Samstag vor sich gegangen war. Der Herausgeber des Blattes wußte nur zu gut, daß er den genauen Wortlaut des Gesprächs nicht abdrucken durfte, wenn er nicht auch verklagt werden wollte, aber es gelang ihm dennoch, genug versteckte Andeutungen in den Artikel einfließen zu lassen, um einen vollen Eindruck des Vorgefallenen zu vermitteln.
»Jetzt reicht es mir aber«, sagte Michael, als er den Artikel zum dritten Mal gelesen hatte. Carol wußte jetzt, daß sie ihren Mann – was immer sie sagte oder tat – nicht mehr aufhalten konnte.
Am darauffolgenden Morgen nahm Michael mit Reginald Lomax, einem hierorts ansässigen Anwalt, mit dem sie beide zur Schule gegangen waren, Kontakt auf. Bewaffnet mit dem Artikel, gab Michael eine kurzgefaßte Darstellung des Gesprächs, dessen wortgetreue Veröffentlichung der Chronicle für unklug gehalten hatte. Michael lieferte Lomax auch seinen eigenen detaillierten Bericht über das, was sich an dem Morgen im Klub zugetragen hatte, und händigte ihm vier Seiten handgeschriebene Notizen aus, die seine Behauptungen stützen sollten.
Lomax studierte die Notizen sorgfältig.
»Wann haben Sie das hier geschrieben?«
»In meinem Wagen, unmittelbar nachdem wir aus dem Klub
gewiesen wurden.«
»Das war umsichtig von Ihnen«, sagte Lomax. »Höchst
umsichtig.«
Er starrte seinen Klienten prüfend über den Rand seiner
halbmondförmigen Brillengläser an. Michael gab keinen
Kommentar ab. »Natürlich sollten Sie sich darüber im klaren
sein, daß rechtliche Auseinandersetzungen ein kostspieliger
Zeitvertreib sind«, fuhr Lomax fort. »Wenn Sie Klage wegen übler Nachrede erheben, wird das für Sie nicht gerade billig, und selbst mit so zwingendem Beweismaterial wie diesem« – hierbei klopfte er mit dem Finger auf die vor ihm liegenden Notizen – »könnten Sie immer noch verlieren. Üble Nachrede hängt so sehr vom Erinnerungsvermögen anderer Leute ab oder vielmehr von dem, woran sich zu erinnern sie zugeben.«
»Ich bin mir dessen völlig bewußt«, sagte Michael. »Aber ich bin fest entschlossen, die Sache durchzuziehen. An jenem Morgen waren über fünfzig Leute im Klub in Hörweite.«
»Also gut«, sagte Lomax. »In dem Fall benötige ich fünftausend Pfund im voraus, als Eventualgebühr für alle unmittelbar anfallenden Unkosten und die Vorbereitung einer Gerichtsverhandlung.«
Zum ersten Mal schien Michael zu zögern.
»Rückzahlbar, selbstverständlich, aber nur, wenn Sie den Prozeß gewinnen.«
Michael holte sein Scheckbuch hervor und setzte den Betrag ein, der, so überlegte er, gerade noch mit dem Rest seiner Abfindungssumme gedeckt sein würde.
Am nächsten Morgen stellten Lomax, Davis & Lomax Strafanzeige gegen Philip Masters wegen übler Nachrede.
Eine Woche später wurde die Strafanzeige von einer anderen Anwaltsfirma mit Sitz in derselben Stadt, genauer gesagt sogar im selben Gebäude, zur Kenntnis genommen.
Während die
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