Archer Jeffrey
wöchentlichen Verlust von nahezu hunderttausend Pfund. Unter dem neuen Chefredakteur haben wir wieder Verkaufszahlen von zweihunderttausend pro Tag, und im neuen Jahr werden wir zusätzlich eine ContinentSonntagsausgabe herausbringen.«
»Aber Sie werden gewiß zugeben, daß man diese Zeitung kaum mehr als ›die Times von Australiern bezeichnen kann?«
»Ja, und das bedauere ich«, sagte Keith und gestand damit diese Tatsache zum erstenmal jemandem ein, von seiner Mutter einmal abgesehen.
»Wird die Continent-Sonntagsausgabe nach dem gleichen redaktionellen Konzept gestaltet wie die Tageszeitung, oder werden Sie damit die anspruchsvolle Zeitschrift herausbringen, auf die viele Leser warten und die Australien so sehr benötigt?«
Keith wurde klar, wieso Miß Tulloh ihren Journalistenpreis gewonnen hatte und weshalb Bruce so große Stücke auf sie hielt. Diesmal wählte er seine Worte vorsichtiger: »Ich werde mich bemühen, eine Zeitschrift herauszugeben, welche die Mehrheit der Australier gern jeden Sonntagmorgen am Frühstückstisch haben möchte. Beantwortet das Ihre Frage, Kate?«
Sie lächelte. »Ich fürchte ja, Mr. Townsend.«
Er erwiderte das Lächeln. Es verschwand jedoch rasch, als er ihre nächste Frage vernahm.
»Darf ich nun einen Vorfall in Ihrem Leben zur Sprache bringen, der in den Klatschspalten weidlich ausgeschlachtet wurde?« Keith errötete leicht, als Kate auf seine Antwort wartete. Am liebsten hätte er das Interview jetzt abgebrochen; dann aber nickte er nur.
»Stimmt es, daß Sie Ihren Chauffeur an Ihrem Hochzeitstag anwiesen, an der Kirche vorbeizufahren, und zwar nur wenige Augenblicke, ehe Ihre Braut eintraf?«
Zu Keith’ Erleichterung kam Heather in diesem Augenblick wieder ins Büro marschiert und sagte mit einer Stimme, die kaum Widerspruch duldete: »In zwei Minuten findet Ihr Konferenzgespräch statt, Mr. Townsend.«
»Mein Konferenzgespräch?« Keith’ Erleichterung war nicht zu übersehen.
»Ja, Sir«, erwiderte Heather. »Sir« war ein Wort, das sie nur benutzte, wenn sie sehr verärgert war.
»London und Los Angeles.« Heather machte eine kurze Pause, ehe sie hinzufügte: »Und Tokio.« Tokio, dachte Keith. Sie muß schrecklich wütend sein. Aber zumindest hatte sie ihm die Chance gegeben, sich aus der Affäre zu ziehen. Kate hatte sogar bereits ihren Stenoblock zugeklappt.
»Disponieren Sie für den Nachmittag um, Heather«, sagte er gelassen. Er war nicht sicher, welche der beiden Frauen erstaunter war. Heather entschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Büro, und diesmal schloß sie die Tür hinter sich.
Keiner sagte etwas, bis Keith zugab: »Ja, das mit meiner Braut stimmt. Aber ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie es in Ihrem Artikel nicht erwähnten.«
Als Keith sich umdrehte und aus dem Fenster blickte, legte Kate den Bleistift auf den Tisch. »Es tut mir schrecklich leid, Mr. Townsend. Das war sehr taktlos von mir.«
»›Ich tue nur meinen Job‹, behaupten Reporter für gewöhnlich«, erwiderte Keith ruhig.
»Vielleicht könnten wir jetzt mit Ihrer etwas ungewöhnlichen, wenn nicht eigenwilligen Übernahme von 2 WW fortfahren.«
Keith richtete sich in seinem Sessel auf, und zum erstenmal bei diesem Interview entspannte er sich ein wenig.
»Als die Story in der Chronicle erschien – übrigens am Morgen Ihrer Hochzeit –, bezeichnete Sir Somerset Sie als Piraten.«
»Ich bin sicher, er hat es als Kompliment gemeint.«
»Als Kompliment?«
»Ja. Ich vermute, er wollte damit sagen, daß ich in der Tradition großer Piraten gehandelt hatte.«
»An wen denken Sie da?« fragte Kate.
»Walter Raleigh und Francis Drake«, antwortete Keith.
»Ich vermute, Sir Somerset dachte eher an Blaubart oder Käpt’n Morgan«, sagte Kate lächelnd.
»Mag sein. Aber ich glaube, Sie werden feststellen, daß beide Seiten mit dem Handel letztendlich sehr zufrieden waren.«
Kate blickte wieder auf ihre Notizen. »Mr. Townsend, Ihnen gehören – zumindest im Sinne einer Aktienmehrheit – nunmehr siebzehn Zeitungen, elf Rundfunksender, eine Fluglinie, ein Hotel und zwei Kohlengruben.« Sie blickte zu ihm auf. »Was haben Sie als nächstes vor?«
»Ich würde gern das Hotel und die Kohlengruben verkaufen. Falls Sie zufällig einen Interessenten kennen…«
Kate lachte. »Nein, leider nicht«, sagte sie in dem Moment, als Heather wieder ins Büro marschiert kam.
»Der Premierminister ist im Fahrstuhl auf dem Weg hier herauf, Mr. Townsend.« Ihr schottischer Akzent war noch ausgeprägter als
Weitere Kostenlose Bücher