Archer Jeffrey
Premierminister, Malcolm Fraser, hielt – konservativ und reaktionär – und von Sydneys neuem Opernhaus – hinausgeworfenes Geld und architektonischer Schwachsinn. Doch Sam hatte auch durchaus interessante und nicht von persönlichen Vorurteilen gefärbte Informationen zu bieten.
»Woher haben Sie das, Sam?«
»Der Chauffeur des Vorsitzenden hat es mir erzählt.« »Und was mußten Sie ihm dafür erzählen?«
»Nur, daß Sie auf eine Stippvisite von London
herüberkämen«, antwortete Sam, als er vor der Zentrale der Global Corporation in der Pitt Street hielt.
Aller Augen wandten sich Townsend zu, als er durch die Drehtür kam, durch das Foyer schritt und in einen wartenden Aufzug stieg, der ihn direkt ins oberste Geschoß brachte. Dort rief er nach dem Chefredakteur, noch ehe Heather die Gelegenheit hatte, ihn zu begrüßen.
Während Townsend wartete, marschierte er in seinem Büro auf und ab und blieb manchmal stehen, um das Opernhaus zu bewundern, das nicht nur von Sam, sondern von allen Zeitungen Townsends heruntergemacht wurde – mit Ausnahme des Continent. Nur eine halbe Meile entfernt befand sich die Brücke, das bisherige Wahrzeichen der Stadt. Im Hafen segelten farbenprächtige Dingis, deren Masten in der Sonne leuchteten. Obwohl Sydneys Einwohnerzahl sich verdoppelt hatte, kam Townsend die Stadt jetzt schrecklich klein vor – verglichen mit damals, als er die Chronicle übernommen hatte. Er hatte das Gefühl, auf eine Stadt aus Lego-Steinen hinunterzublicken.
»Wie schön, daß du wieder da bist, Keith«, begrüßte ihn Bruce Kelly, der durch die offene Tür trat.
Townsend schwang zu dem Mann herum, den er als ersten zum Chefredakteur einer seiner Zeitungen gemacht hatte.
»Und es ist schön, wieder zurück zu sein, Bruce. Seit dem letzten Mal ist eine Ewigkeit vergangen.«
Während sie einander die Hand schüttelten, fragte sich Keith, ob er ebenso sehr gealtert war wie dieser erkahlende, übergewichtige Mann vor ihm.
»Wie geht es Kate?«
»Sie kann London nicht ausstehen und verbringt die meiste Zeit in New York. Aber ich hoffe, sie wird nächste Woche herkommen. Was tut sich hier?«
»Nun, wie du unseren wöchentlichen Berichten entnehmen konntest, ist unser Umsatz seit dem letzten Jahr leicht gestiegen. Die Werbung bringt mehr ein, und der Gewinn hat Rekordhöhe erreicht. Ich glaube, jetzt kann ich’s mir leisten, in den Ruhestand zu gehen.«
»Genau deshalb bin ich zurückgekommen. Ich muß mit dir darüber reden«, sagte Townsend.
Bruce wurde kreidebleich. »Das meinst du doch nicht ernst?«
»Ich habe es nie ernster gemeint.« Townsend blickte seinen Freund an. »Ich brauche dich in London.«
»Warum, in aller Welt?« fragte Bruce. »Der Globe ist nun wirklich nicht die Art von Zeitung, für die zu arbeiten ich gewöhnt bin. Sie ist viel zu traditionsbewußt und britisch.«
»Genau deshalb geht der Umsatz von Woche zu Woche zurück. Die Globe Leser sind so alt, daß sie buchstäblich dahinsterben. Wenn ich Armstrong die Stirn bieten will, brauche ich dich als nächsten Chefredakteur des Globe. Die Zeitung muß völlig umgekrempelt werden. Der erste Schritt zum Erfolg besteht darin, den Globe zu einem reißerischen Sensationsblatt zu machen.«
Bruce starrte seinen Chef ungläubig an. »Aber das werden die Gewerkschaften niemals zulassen!«
»Für die habe ich auch schon Pläne«, erklärte Townsend.
GROSSBRITANNIENS AUFLAGENSTÄRKSTE TAGESZEITUNG!
Armstrong war stolz auf diesen Untertitel im Impressum der Citizen. Doch obwohl der Absatz der Zeitung konstant geblieben war, beschlich ihn das Gefühl, daß Alistair McAlvoy, der dienstälteste Chefredakteur der Fleet Street, doch nicht der richtige Mann war, seine langfristigen Strategien in die Tat umzusetzen.
Armstrong hatte immer noch nicht herausfinden können, weshalb Townsend nach Sydney geflogen war. Er konnte sich nicht vorstellen, daß sein großer Konkurrent untätig zusah, wie die Umsatzzahlen des Globe immer tiefer in den Keller gingen. Doch solange der Citizen doppelt so viele Exemplare verkaufte wie der Globe, erinnerte Armstrong seine treuen Leser mit Vergnügen daran, daß er der Eigentümer der auflagenstärksten Zeitung Großbritanniens war – die Armstrong Communications hatte soeben für das abgelaufene Geschäftsjahr einen zu versteuernden Gewinn von siebzehn Millionen Pfund angegeben, und jeder wußte, daß der Besitzer und Hauptgeschäftsführer dieses Unternehmens bereits über den großen Teich nach Westen
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