Archer Jeffrey
blickte, um dort seine nächste große Neuanschaffung zu tätigen.
Unzählige Male war Dick von Leuten, die Bescheid zu wissen glaubten, darauf aufmerksam gemacht worden, daß Townsend Anteile am New York Star aufgekauft hatte. Was diese Leute nicht wußten: Armstrong hatte genau das gleiche getan. Sein New Yorker Anwalt, Russell Critchley, hatte ihn allerdings darauf hingewiesen, daß er es nach den Bestimmungen der Börsenaufsichtsbehörde anmelden müsse, sobald er mehr als fünf Prozent der Anteile besaß.
Derzeit gehörten Armstrong knapp über viereinhalb Prozent der Aktien des Star, er vermutete, daß Townsends Beteiligung etwa gleich hoch war. Noch aber gaben sich beide Konkurrenten damit zufrieden, in Lauerstellung abzuwarten, bis der andere den nächsten Zug machte. Obwohl Armstrong kürzlich die Milwaukee-Gruppe mit ihren elf Zeitungen erworben hatte, wußte er, daß Townsend in den Vereinigten Staaten immer noch die größere Zahl lokaler und bundesweiter Publikationen besaß. Daß die New York Times nie zum Verkauf stehen würde, war beiden klar. In New York konnten sie lediglich darauf hoffen, in das nahezu risikolose Geschäft mit den Boulevardblättern einzusteigen.
Während Townsend in Sydney seine Pläne verfolgte, einem ahnungslosen britischen Publikum den neuen Globe zu präsentieren, flog Armstrong nach Manhattan, um seinen Sturmangriff auf den New York Star vorzubereiten.
»Aber Bruce Kelly wußte nichts davon«, sagte Townsend, als Sam ihn vom Tullamarine-Flughafen nach Melbourne hineinfuhr.
»Das hätte mich auch gewundert«, entgegnete Sam. »Er hat ja auch nie den Chauffeur des Vorsitzenden kennengelernt.«
»Wollen Sie mir damit sagen, daß ein Chauffeur etwas weiß, von dem noch niemand sonst in der Zeitungswelt gehört hat?«
»Nein, der stellvertretende Vorsitzende weiß es ebenfalls; denn er hat auf dem Rücksitz mit dem Vorsitzenden darüber gesprochen.«
»Und der Fahrer hat Ihnen gesagt, daß die Vorstandssitzung heute vormittag um zehn Uhr stattfindet?«
»Stimmt, Chef. In diesem Moment fährt mein Kollege den Vorsitzenden dorthin.«
»Und der Preis, auf den sie sich geeinigt haben, war zwölf Dollar die Aktie?«
»Das jedenfalls haben der Vorsitzende und sein Stellvertreter auf dem Rücksitz vereinbart.« Sam fuhr jetzt ins Stadtzentrum.
Townsend fielen keine weiteren Fragen ein, die er Sam hätte stellen können, ohne sich eine Blöße zu geben. »Eine Wette würden Sie wohl nicht darauf abschließen?« fragte er, als der Wagen in die Flinders Street einbog.
Sam dachte ein Zeitlang über diesen Vorschlag nach; dann antwortete er: »Warum eigentlich nicht, Chef? Ich wette hundert Dollar, daß ich recht habe.«
»O nein«, entgegnete Townsend. »Ihr Monatsgehalt, oder wir kehren um und fahren zum Flughafen zurück.«
Sam übersah ein Rotlicht und konnte gerade noch im letzten Augenblick den Zusammenstoß mit einer Straßenbahn vermeiden. »Einverstanden«, sagte er. »Aber nur, falls Sie Arthur ebensoviel geben, wenn wir recht haben.«
»Wer, zum Teufel, ist Arthur?«
»Der Chauffeur des Vorstandsvorsitzenden.«
»Gut, dann gilt es für Sie und für Arthur«, erklärte Townsend sich einverstanden. Der Wagen fuhr in diesem Moment zum Eingang des Courier.
»Wie lange soll ich auf Sie warten?« erkundigte sich Sam.
»Solange Sie brauchen, ein Monatsgehalt zu verlieren«, brummte Townsend und schmetterte die Wagentür hinter sich zu.
Er blieb vor dem Gebäude stehen und blickte nachdenklich die Fassade hinauf. Genau hier hatte sein Vater in den zwanziger Jahren seine Karriere als Reporter begonnen, und hier hatte Keith selbst in den Ferien als Volontär gearbeitet. Dann aber war seiner Mutter leider nichts besseres eingefallen, als die Zeitung an einen Konkurrenten zu verkaufen, ohne sich zuvor mit ihm zu beraten. Vom Bürgersteig konnte Keith in der obersten Etage jenes Fenster sehen, hinter dem sein Vater die Geschicke des Verlags geleitet hatte. Konnte es wirklich sein, daß der Courier zum Verkauf stand, ohne daß auch nur einer seiner professionellen Berater es ahnte?
Bevor Keith von Sydney hierhergeflogen war, hatte er sich die Aktienkurse angeschaut: der Courier stand bei 8 Dollar 40. Konnte er, nur auf das Wort seines Fahrers hin, so viel riskieren? Er wünschte sich, Kate wäre hier, damit er sie nach ihrer Meinung fragen könnte. Er hatte es allein ihr zu verdanken, daß Die Geliebte des Senators von Margaret Sherwood zwei Wochen auf der Bestsellerliste der New York
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