Archer Jeffrey
höhere Auflage hatte als der Globe. Von diesem Augenblick an würden er und Armstrong in den Clinch um dieselbe Leserschaft gehen, und Townsend fragte sich, ob sie beide diesen Kampf überleben konnten.
Noch in der gleichen Stunde, da der Minister seine Erklärung im Unterhaus abgegeben hatte, rief Armstrong Alistair McAlvoy, den Chefredakteur des Citizen, an und ersuchte ihn, zum Armstrong-Haus herüberzukommen. Überdies vereinbarte er für den Abend ein Essen mit Sir Paul Maitland, dem Vorstandsvorsitzenden des Citizen.
Alistair McAlvoy war seit zehn Jahren Chefredakteur des Citizen. Als man ihn über die Entscheidung des Ministers informierte, warnte er seine Kollegen, daß niemand sicher sein konnte – auch nicht er selbst –, von einem Augenblick zum anderen vor die Tür gesetzt zu werden. Doch als Armstrong zum zweitenmal an diesem Nachmittag den Arm um McAlvoys Schultern legte und ihn den bedeutendsten Chefredakteur der Fleet Street nannte, gewann McAlvoy doch das Gefühl, seinen Posten zu behalten. Nachdem die Atmosphäre sich ein wenig entspannt hatte, warnte Armstrong ihn, daß es ab sofort zu einer Interessenkollision mit dem Globe und zum Kampf um jeden Leser kommen würde.
»Das befürchte ich auch«, sagte McAlvoy. »Also sollte ich wohl besser an meinen Schreibtisch zurückkehren. Ich rufe Sie an, sobald ich herausgefunden habe, was der Globe beabsichtigt, und sehe zu, daß wir eine Möglichkeit finden, ihm Paroli zu bieten.«
McAlvoy verließ Armstrongs Büro in dem Moment, als Pamela mit einer Flasche Sekt hereinkam.
»Wo kommt der denn her?«
»Von Ray Atkins«, antwortete Pamela.
»Öffnen Sie die Flasche«, wies Armstrong sie an. Der Korken knallte in dem Moment, als das Telefon läutete. Pamela griff nach dem Hörer und lauschte. »Es ist der neue Portier vom Hotel Howard – er sagt, er muß sich beeilen, wenn er nicht am Telefon erwischt werden will.« Sie drückte die Hand auf die Sprechmuschel. »Er wollte Sie schon vor zehn Tagen sprechen, aber ich hab’ ihn nicht durchgestellt. Er sagt, es geht um Keith Townsend.«
Armstrong griff nach dem Hörer. Als der Portier ihm berichtete, mit wem Townsend soeben eine Besprechung in der Fitzalan-Suite gehabt hatte, wußte er sofort, wie der Leitartikel der morgigen Ausgabe des Globe aussehen würde. Und der junge Mann wollte für diese exklusive Information lediglich fünfzig Pfund.
Armstrong legte den Hörer auf und brüllte eine Reihe von Befehlen, noch ehe Pamela sein Glas ganz gefüllt hatte. »Und stellen Sie mich zu McAlvoy durch, sobald ich mit Sharpe gesprochen habe.«
Im selben Moment, als Don Sharpe ins Armstrong-Haus zurückkehrte, richtete man ihm aus, daß der Chef ihn sprechen wolle. Sharpe ging geradewegs zu Armstrongs Büro. Die einzigen Worte, die er dort hörte, lauteten: »Sie sind gefeuert!« Zwei Wachtmänner packten Sharpe an den Armen und führten ihn aus dem Gebäude.
Zum Chefredakteur des Citizen, mit dem Pamela ihn sofort verbunden hatte, sagte Dick lediglich: »Alistair, ich weiß, was morgen auf der Titelseite des Globe stehen wird, und ich bin der einzige, der das übertrumpfen kann.«
Kaum hatte Armstrong aufgelegt, ersuchte er Pamela, die Atkins-Akte aus dem Safe zu holen. Er nippte vom Sekt, der nicht vom Besten war.
Am folgenden Morgen schrie die Schlagzeile des Globe. hinaus: »Minister auf Abwegen! Ray Atkins’ geheimer unehelicher Sohn. Exklusivbericht!« Es folgte ein dreiseitiges Interview mit Miß Patels Bruder, dazu Fotos. Der Artikel war mit »Don Sharpe, Chefreporter« gezeichnet.
Townsend war begeistert, bis er sich dem Citizen zuwandte und dessen Schlagzeile las:
DIE LEBENSBEICHTE DES MINISTERS Ray Atkins und sein geheimes Liebesleben!
Es folgten fünf Seiten mit Bildern sowie Auszüge aus einem mitgeschnittenen Interview, exklusiv für einen nicht namentlich genannten Sonderkorrespondenten der Zeitung.
Die London Evening Post schrieb an diesem Abend in ihrem Leitartikel, daß der Premierminister in der Downing Street 10 das Rücktrittsgesuch von Mr. Ray Atkins, Minister für Handel und Industrie, mit großem Bedauern angenommen habe.
THE CITIZEN 21. August 1978
Nicht viel los mit dem neuen ›Globe‹
Als Townsend durch den Zoll war, ging er auf Sam zu, der vor dem Abfertigungsgebäude wartete, um ihn nach Sydney zu chauffieren. Während der fünfundzwanzigminütigen Fahrt berichtete Sam seinem Chef, was sich in Australien tat. Er ließ Townsend nicht im Zweifel darüber, was er vom neuen
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