Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
jedoch keine besonders starken Schutzbanne und ein fähiger Magier… -anwärter kann diese vor Ort sicherlich leicht beseitigen.
Nehmt zum Schutz vor Räubern und wilden Tieren ein paar Leute mit. Vielleicht am besten den neuen Zugführer, Sir Ravenor, mit seinen Männern aus Sir Drakens Kompanie. Der ehrgeizige junge Mann will sich sicherlich seine Sporen verdienen.“
Dass er auf seinen Bastardsohn stolz war, wollte Prinz Raiden sich nicht eingestehen. Vor sich selbst nicht und schon gar nicht vor den anderen. Doch wollte er Ravenor zumindest die Möglichkeit geben, sich zu beweisen. Jenem Mann, der ihm eigentlich vom Aussehen und vom Charakter sehr ähnlich war.
„Mein Prinz, auch Eryn? Er ist in Sir Ravenors Zug.“
Alle wussten um den Sonderstatus des Mannes aus den Bergen. Der Prinz von Ardeen überlegte kurz.
„Warum nicht? Es ist keine besonders gefährliche Mission und Eryn kann Euch bei der Zauberei zur Hand gehen. Ja, nehmt ihn ruhig mit. Braucht Ihr noch etwas?“
Harkon verneinte. „Die Karte habe ich bereits kopiert, mein Prinz.“
Dann war Harkon entlassen und ging.
Wieso habe ich bei dem immer das Gefühl, als ob er froh ist, so schnell wie möglich von mir wegzukommen? Aber solange er mir gut dient, sollte es mir egal sein.
Das Schwert von Dobrix war sicherlich kein besonders mächtiges Artefakt. Aber es ging Prinz Raiden nicht um die Mächtigkeit der Waffe, sondern darum, dass sie aus der Zeit stammte, in der man noch per Artefakt in die Drachenfeste reiste. Später, in der Zeit der starken Zauberer und der Torwege, gebrauchte niemand mehr ein Artefakt zum Reisen. Die Zauberer waren alleine – Kraft ihrer Magie – in der Lage, zu jedem erdenklichen Ort zu reisen. Lediglich das gewöhnliche Volk musste sich mit Artefakten behelfen. Nun aber, da das Reisen nur noch durch einige wenige Tore möglich war, suchte Prinz Raiden nach einem Artefakt, das ihm Zugang zum Nimrod verschaffen sollte. Etwas, das nicht mächtig sein musste, sondern nur für diese Aufgabe geeignet. Es gab Aufzeichnungen über alte Schlüssel, die direkt in die Burg des Großen Grauen führen sollten. Jedes alte Artefakt aus der Zeit vor der großen Magierblüte kam hierfür infrage.
Ein lustiger Reim kam Prinz Raiden hierbei ins Gedächtnis:
Wenn auf glänzend kahlem Kopf,
plötzlich wächst ein langer Zopf.
Wenn den Leuten Glück ist hold,
und es regnet pures Gold.
Wenn ein eh’mals feiger Knecht,
plötzlich kämpft für Ehr und Recht.
Ja, dann musst du Obacht geben,
dort, wo diese Leute leben!
Such’ im Hause und der Gruft,
such’ im Wasser und der Luft,
such’ im Dampf und Moderduft,
bis es mächtig zu dir ruft:
Gefunden, jenen Gegenstand der Macht!
Nimm das Artefakt, wenn es zu dir lacht.
Am nächsten Morgen brachen sie in aller Frühe auf. Harkon, Ravenor und die gesamten zwanzig Mann des Zuges. Sie waren zu Pferd unterwegs und ritten ein scharfes Tempo. Die Stimmung war schlecht. Sir Ravenor, immer noch mies gelaunt, gab in einem distanzierten Tonfall nur Befehle und Harkon hielt sich heraus. Er war an sich ein schweigsamer Mensch und auch ein bisschen der normalen Welt entrückt.
Eryn, Farat und Deren hielten es für besser, sich unauffällig zu verhalten, denn sie wussten, dass Ravenor die kleinste Kleinigkeit zum Anlass nehmen würde, auf ihnen herumzuhacken. Dann fing es auch noch an zu regnen und wollte partout nicht mehr aufhören.
Sie ritten gen Norden auf der Straße nach Griscont in Richtung von Lord Borons Burg. Nachdem sie Griscont hinter sich gelassen hatten, bogen sie nach einer Weile nach Westen ab.
Der Magieranwärter Harkon lenkte sein Pferd an Ravenors Seite: „Sir Ravenor, sollte man Eryn nicht doch langsam den Armreif abnehmen? Schließlich hat Prinz Raiden selbst gesagt, dass Eryn mich magisch unterstützen solle.“
Der junge Zugführer verzog das Gesicht. „Dazu ist später immer noch Zeit, wenn Eryns Kräfte wirklich gebraucht werden. Und wenn es nur darum geht, auf einem Pferd zu sitzen und bei der Truppe zu bleiben ist das ja kaum der Fall, in dem Magie vonnöten ist.“ Den ach so lustigen Streich von neulich habe ich noch nicht vergessen. Besser du bleibst unter den Unmagischen, Eryn, du lausiger Verräter.
Eigentlich hatte Harkon das Kommando bei dieser Unternehmung, doch Sir Ravenor war zu dominant in seinem Auftreten und die Männer unterstanden ihm. So war die Sache vom Tisch und Harkon war auch niemand, der es liebte, sich mit anderen
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