Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
heilen, dachte Carolyn und nahm sich vor, sich von Beth zu nichts Alkoholischem mehr überreden zu lassen.
Sie stellte das Glas aus der Hand und bemerkte, dass Marguerite sie mit ernster und konzentrierter Miene betrachtete. Es kam ihr so vor, als würde die junge Frau geradewegs durch sie hindurchschauen und auf die Trümmer blicken, die ihr Leben darstellten.
»Ich sehe besser mal nach Beth.« Carolyn schob ihren Stuhl nach hinten und stand auf, doch genau in dem Moment tauchte Genie neben ihr auf und umarmte sie zur Begrüßung.
»Oh mein Gott. Es tut mir so leid. Ich wollte schon vor einer halben Stunde hier sein, aber gerade als ich das Büro verlassen wollte, ging noch ein Anruf ein. Die Band, die ich für nächste Woche engagiert habe, hat soeben abgesagt. Sie sollten eigentlich morgen anfangen, aber in der Familie des Schlagzeugers gab es einen Todesfall.« Sie ließ Carolyn los und setzte sich auf den freien Stuhl neben ihr. »Danach habe ich angefangen, wie eine Verrückte rumzutelefonieren, um irgendwo Ersatz aufzutreiben. Bis ich dann auf einmal auf die Uhr gesehen habe. Da dachte ich mir, ich mache mich besser mal auf den Weg und erkläre euch, was los ist.«
Carolyn ließ sich zurück auf ihren Stuhl sinken, während Genie nach Bethanys Glas griff und einen großen Schluck nahm. Carolyn sah zu dem Paar ihr gegenüber. »Das ist Genie Walker, eine Freundin von uns von der Universität. Sie ist der Grund, wieso wir hier Urlaub machen. Genie, das sind Marguerite und Julius Notte.«
»Hallo. Ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Aufenthalt hier«, sagte Genie und gab sich wieder ganz professionell, während sie Bethanys Glas zurück auf den Tisch stellte.
»Ja, es ist ganz wunderbar«, versicherte Marguerite ihr. »Verstehe ich das richtig, dass Sie hier arbeiten?«
»Ja, sie ist die Unterhaltungsmanagerin der Ferienanlage«, antwortete Carolyn.
»Besser gesagt: die künftige Ex-Unterhaltungsmanagerin, wenn ich nicht eine Band finde, die einspringen kann und morgen Abend hier eintrifft«, stöhnte Genie und stand auf. »Tut mir wirklich leid, Caro, aber ich muss wieder weg. Ich bin Beth auf dem Weg hierher begegnet. Sie ist zurück zur Villa gegangen. Sie sagt, es geht ihr gut, aber sie will sich lieber hinlegen. Ich habe ihr versprochen, dass ich dir beim Essen Gesellschaft leiste, und das werde ich auch. Aber erst mal muss ich eine Ersatzband finden. Ich komme zurück, sobald ich fündig geworden bin. Das kann allerdings ein bisschen dauern. Ich …«
»Ist schon okay«, unterbrach Carolyn sie und erhob sich ebenfalls. »Ich gehe einfach zurück zur Villa und lasse mir was vom Zimmerservice bringen. Dann essen wir eben morgen zu Abend.«
»Setzen Sie sich«, hörte sie Marguerite sagen.
Carolyn versteifte sich, als sie den befehlenden Unterton vernahm, setzte sich aber sofort wieder hin, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, diesen Entschluss gefasst zu haben. Auch Genie nahm wieder Platz, wie Carolyn verwundert und auch ein wenig besorgt feststellte. Doch kaum hatte sich dieser Gedanke geregt, war er auch schon wieder verschwunden, und Carolyn saß ganz ruhig und entspannt da.
»Sie beide werden mit uns zu Abend essen«, erklärte Marguerite lächelnd. »Ich weiß genau die richtige Band für Sie.«
Jedenfalls war es das, was Carolyn zu hören glaubte, obwohl »Band« irgendwie nach »Mann« geklungen hatte. Allerdings zeigte der Tequila inzwischen so richtig seine Wirkung, weshalb sie vermutlich etwas missverstanden hatte.
»Carolyn?«, fragte Julius, woraufhin sie ihn ansah. Aber er saß da und schaute Marguerite an.
Die nickte und lächelte ihn strahlend an. »Christian muss herkommen.«
Julius zog die Brauen zusammen und sah Carolyn mit neu gewecktem Interesse an, dann holte er sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein.
1
»Und? Was glaubst du, was deine Mutter vorhat?«
Christian Notte wandte seinen Blick von den sanft ins Meer abfallenden Klippen und schaute über die Schulter zu seinem Cousin. Zanipolo sah weiter aus dem Fenster des Resort-Vans, da seine Augen an dem Ausblick klebten, den normalerweise niemand von ihnen zu sehen bekam … jedenfalls nicht bei Tageslicht.
Er musterte den Mann kurz, dabei fiel ihm auf, dass er eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte und die schwarzen Haare nicht wie üblich zum Pferdeschwanz zusammengebunden, sondern offen trug. Dadurch wurde sein Gesicht teilweise verdeckt. Dann wanderte sein Blick weiter zu den übrigen
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