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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Kriminaldirektor Wochinger war kein einfacher Feind, aber Paul Regen war im Recht. So einfach war das. Und doch so kompliziert.
    Es klopfte keine zwei Minuten später, und die Tür wurde geöffnet, ehe er sich wehren konnte.
    »Können Sie nicht warten, bis ich ›herein‹ sage?«, fragte er mit gespielt vorwurfsvollem Ton.
    »Sie haben einen Arm«, sagte Adelheid Auch. Ihre Brille saß immer noch auf der Stirnfalte.
    »Sie meinen, mir wuchs zwischenzeitlich ein dritter Arm, den Sie sehen, aber den ich nicht bewegen kann, oder hatten Sie etwas anderes im Sinn?«, fragte Paul Regen.
    »Sie haben einen Arm an der Isar gefunden«, fuhr das Auswärtige Amt unbeirrt fort.
    »Heißt das, wir können den Termin wegen der neuen Schnittstelle absagen?«, fragte Paul Regen hoffnungsvoll.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Auch. »Sie wissen genau, dass Kriminaldirektor Wochinger persönlich kontrolliert, ob Sie hingehen.«
    »Sie wissen genau, dass die jede Woche neue Probleme aus dem Hut zaubern wie zum Beispiel die Frage, ob unsere brillante Software auch erkennt, dass ein Auge gar nicht tätowiert sein kann. Ich meine, wem fällt denn so was ein?«
    »Ich weiß«, sagte Adelheid Auch, und es klang sogar mitfühlend. »Aber die Sache mit dem Arm ist schnell erledigt. Sie wollen das offenbar als Test für unser neues System.«
    Wohl eher als Offenbarungseid, dachte Paul Regen, hütete sich aber, es laut auszusprechen. Seufzend schloss er die Seite mit den Segelbooten und blickte fragend zu Adelheid.
    »Der Arm ist offenbar abgerissen, ob vom Hochwasser oder vorher, können sie noch nicht sagen.«
    »Haben wir keinen anderen für so etwas? Das klingt doch nach was, so ein abgerissener Arm.«
    »Offenbar ist er alt.«
    »Wer ist alt?«, fragte Regen. »Der, der dranhing am Arm?«
    »Nein. Also keine Ahnung. Jedenfalls wurde der Arm irgendwie konserviert und ist jetzt durch das Hochwasser angespült worden. Sie schätzen, er ist einige Jahre alt.«
    »Das heißt, keine Leiche?«
    Adelheid Auch schüttelte den Kopf.
    Natürlich nicht, dachte Paul Regen und ärgerte sich, dass man ihn nicht in Ruhe lassen konnte. Er nahm den Trenchcoat vom Haken und warf einen skeptischen Blick auf seine frisch geputzten Wanderschuhe und die saubere Jeans. Hatte das Auswärtige Amt nicht etwas von Hochwasser gesagt? Und kam das nicht einer Reisewarnung gleich? Paul Regen beschloss, dass der Arm bis nach einem frühen Abendessen auf dem Markt warten konnte. »Verschieben Sie die Schnittstelle auf morgen Mittag«, rief er im Rausgehen, sodass Adelheids Widerworte im leeren Flur verhallten.

KAPITEL 3
Amsterdam, Niederlande
Donnerstag, 13. Juni 2013, 18.48 Uhr (am selben Tag)
    »Ich weiß nicht, warum du mich anreisen lässt, um dann mit mir Schluss zu machen«, sagte Marcel. »Das hättest du auch am Telefon haben können.«
    Solveigh schluckte eine bissige Bemerkung herunter und konzentrierte sich auf die Schale mit Erdnüssen. Das Schulterholster drückte kalt auf ihre Rippen, wenn sie sich vorbeugte. Dann nippte sie an ihrem Scotch und sagte: »Du hast dich verändert, Marcel.«
    »Und du bist nie da«, sagte Marcel. Solveigh wusste, worauf das hinauslief. Ihr Job war mal wieder der Grund für alles.
    »Marcel, die wievielte war das jetzt?«, fragte Solveigh. Ein weiterer Schluck Scotch.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Marcel. Und sah sehr gut aus, als er das sagte. Nur nicht besonders glaubwürdig. Solveigh dachte an die Bilder in der Akte. Sie hatte nicht gewusst, dass auch die Partner von Mitarbeitern überprüft wurden, aber es wunderte sie auch nicht besonders. Nur hatte sie nicht darum gebeten, über Marcels Affären informiert zu werden. Vermutlich hatte ihr der Kollege einen Gefallen tun wollen und das Gegenteil erreicht. Vielleicht hatte Marcel recht, und dieser Job zerstörte alles Private. Bei dem Gedanken an letzten Februar wurde ihr schlecht. Zerstört ist hier wörtlich zu nehmen, dachte sie.
    »Marcel, hör zu. Es geht nicht nur um deine Bettgeschichten. Du bist ein anderer Mensch geworden, als du vor zwei Jahren warst. Und ich glaube, das weißt du auch.«
    »Ich weiß nicht, was das alles mit mir zu tun haben soll!«, sagte Marcel. Seine Aggressivität, seine Angriffslust, das waren einmal Eigenschaften gewesen, die sie an ihm gemocht hatte. Vielleicht hatte auch sie sich verändert.
    Als er nach ihrer Hand griff, starrte sie in den Fernseher, der über der Bar hing. Der Nachrichtenkanal wechselte von einer

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