Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
Dokumentation über die größten Schaufelradbagger der Welt zu einer aktuellen Sondermeldung. Wie passend, dachte Solveigh und beobachtete Marcels Hand auf ihrer, die sich fremd anfühlte, wie aus einer anderen Zeit. Trotzdem entzog sie sich ihm nicht. Noch nicht. War sie bereit für diesen Schritt? Der Fernseher zeigte Bilder aus dem Helikopter, ein brennendes Haus. Offenbar hatte es am Stadtrand eine Explosion gegeben. Ein Terroranschlag? Solveigh musste das vermuten, dafür war sie schließlich ausgebildet. Für Gefühle war sie offenbar nicht gut genug ausgebildet worden.
    »Alles hat mit dir zu tun, Marcel. Weil es mit uns zu tun hat. Uns beiden, verstehst du? Ich gebe dir keine Schuld, aber …«
    Solveighs Stimme versagte. Ein Reporter stand vor dem Hochhaus, Feuerwehrleute rannten hinein, zwei andere schleppten eine Trage hinaus. Sie kannte das Gebäude. Es war das Gebäude, in dem sie arbeitete.
    »Slang«, versuchte Marcel ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. »Bitte wirf das alles nicht einfach weg. Wirf uns nicht einfach weg.«
    Solveigh war wie gelähmt. Will, Eddy, ihre Kollegen.
    »Slang, was ist los?«
    »Nicht jetzt, Marcel.«
    Er folgte ihrem Blick. »O mein Gott«, sagte er, und die Hand, die eben noch auf Solveighs geruht hatte, wanderte zu seiner Fototasche. Die Reflexe eines Reporters.
    Solveighs Handy klingelte.
    »Ich muss los«, sagte sie. Sie goss den Rest des Wassers in ihr Glas und leerte es in einem Zug.
    »Natürlich«, antwortete Marcel. »Kann ich mitkommen?«
    »Untersteh dich«, sagte Solveigh und griff nach ihrer Tasche.
    »Ich liebe dich immer noch!«, rief er ihr hinterher, als sie an den Barhockern entlang Richtung Ausgang rannte und dabei ihr Handy aus der Tasche kramte.
    »Das Notfallprotokoll wurde aktiviert«, sagte eine blecherne Computerstimme. »Ihr Evakuierungspunkt ist der Leidseplein. Melden Sie sich bei der Zentrale, wenn Sie Ihren Evakuierungspunkt erreicht haben.«
    An der frischen Luft sog Solveigh Sauerstoff in die Lungen. Wie viel hatte sie getrunken? Zwei Gläser. Sie halluzinierte nicht, oder? Das Notfallprotokoll. Der allerletzte Ausweg nach einem direkten Angriff auf eine Institution der EU. Evakuierung bedeutete, dass alle Mitarbeiter der ECSB aufgeteilt und auf neue Büros verteilt wurden, um von dort die Arbeit wieder aufzunehmen. Geschwächt, aber einsatzfähig, so schnell wie möglich. Solveigh war bewusst, dass von ihr erwartet wurde, den Anweisungen des Protokolls genau Folge zu leisten. Selbst eine minimale Abweichung würde der direkten Missachtung eines Befehls gleichkommen. Vor der Laterne mit ihrem Rennrad blieb sie stehen und überlegte. Der Leidseplein war nicht weit entfernt, mit dem Rad wäre sie in weniger als fünf Minuten an ihrem Evakuierungspunkt.
    Aber was, wenn es Eddy mit seinem Rollstuhl nicht rechtzeitig herausgeschafft hatte? Sie wählte seine Nummer und steckte den Kopfhörer ins Ohr. Solveigh hatte nicht vor, sich zu dem Evakuierungspunkt zu begeben. Sie musste herausfinden, was passiert war. Und Eddy finden. Sie schwang sich auf das Rennrad und trat in die Pedale. Es klingelte, aber er ging nicht ans Telefon. Eddy ging immer ans Telefon. Er war ihr Alter Ego, ihr bester Freund. Er war immer für sie erreichbar, selbst wenn er betrunken in seiner Bodega hing. Und sie war für ihn da, wenn er sie brauchte. Sie musste zum Büro. Nach Süden. Weg vom Leidseplein. Hinein ins Chaos.

KAPITEL 4
Iliciovca, Moldawien
Donnerstag, 13. Juni 2013, 19.04 Uhr (am selben Tag)
    Das lange Gras kitzelte Lilas Kniekehlen, während sie versuchte, ihre Hand so ruhig zu halten, dass der Grashüpfer sie für sicheres Terrain hielt. Als er heruntersprang, drehte sich Lila um. Sie betrachtete Ioanas Busen, der sich im Schlaf gleichmäßig hob und senkte. Bis die Bewegung kurz innehielt. Sie war aufgewacht.
    »Glaubst du, sie war eine Strigoaică?«, fragte Lila.
    »Es gibt keine Hexen, Lila. Alles Aberglaube der Alten. Wir sollten nicht so viel mit den Alten zu tun haben. Es ist nicht gesund.«
    »Hast du die Schale mit dem Wasser und den Blüten gesehen? Großmutter sagt, das hilft gegen die bösen Geister.«
    »Quatsch«, sagte Ioana und setzte sich auf. Sie verscheuchte eine Fliege von ihrem Oberschenkel. »Sag mir lieber, wie du dich entschieden hast.«
    Lila seufzte. Konnte sie nie damit aufhören? Das Mittsommerfest war in zwei Tagen, dann wäre der Spuk vorbei.
    »Du weißt, dass ich nicht mitmache«, sagte Lila.
    »Aber jetzt, wo du das Kleid

Weitere Kostenlose Bücher