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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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übermannte ihn der emotionale Schock. Plötzlich zitterte er am ganzen Leib, während er sich an ein programmierbares Silikon-Dinghi für vier Personen klammerte.
    Sein Training! Wie ein guter kleiner Kadett im ersten Ausbildungsjahr.
    Ein gebrochenes Lachen drang durch den Atemschlauch des SII-Raumanzugs. Das glänzende schwarze Silikon über seinen Augen wurde halbdurchlässig, um die salzige Flüssigkeit zu ventilieren, die durch seine zusammengekniffenen Augenlider drang.
    Nie zuvor in seinem Leben hatte Erick sich so auf das äußerste hilflos gefühlt. Selbst als die Besessenen an Bord der Villeneuve’s Revenge gekommen waren, hatte er noch etwas tun können. Sich wehren, und zurückschlagen. Selbst im Orbit über New California, wo die Organisation sie bei der ersten falschen Bewegung eliminiert hätte, war er imstande gewesen, die meisten Daten aus den Sensoren in seinen Speicherzellen abzulegen. Immer hatte er etwas tun können, etwas Positives aus der Situation machen.
    Jetzt war er sich demütigend bewußt, wie sein Verstand nach und nach dem geschundenen, gequälten Körper folgte. Furcht drohte ihn zu verschlingen, Furcht, die aus den dunklen Ecken der Kabine hervorschoß und einen Schmerz in seinem Kopf erzeugte, der schlimmer war als jede physische Verletzung.
    Die wenigen Muskeln, die noch funktionierten, verweigerten ihm den Dienst, und seine Hand klammerte sich schmachvoll an das Dinghi. Die allerletzten Reserven von Entschlossenheit und Tatkraft waren aufgebraucht. Nicht einmal die allgegenwärtigen Programme seiner Nanonik konnten daran noch etwas ändern.
    Zu schwach, um weiterzuleben, zu sehr von Furcht übermannt, um zu sterben: Erick Thakrar war am Ende der Fahnenstange angelangt.
     
    Acht Kilometer westlich von Stonygate drückte Cochrane auf die Hupe seines Karma-Crusader-Busses und bog von der Straße ab. Die restlichen drei Fahrzeuge des Konvois holperten über die grasbewachsenen Bankette und kamen hinter Cochrane zum Halten.
    »Yo, Dudettes«, rief Cochrane nach hinten zu den jungen Rabauken, die über die Sitze tollten. »Pause für die große Dunkelheit.« Er drückte den großen roten Knopf auf dem Armaturenbrett, und die Türen glitten zischend auf. Die Kinder quollen nach draußen, als wäre ein Staudamm gebrochen.
    Cochrane setzte seine violette John-Lennon-Sonnenbrille auf und kletterte aus dem Führerhaus. Stephanie und Moyo kamen Arm in Arm herbei. »Ein guter Platz«, sagte sie. Der Konvoi stand am Ende eines kleinen Tals, das vollständig von der roten Wolke bedeckt war. Die Berggipfel waren nicht zu sehen.
    »Dieser ganze Trip über die Straße ist einfach klasse!«
    »Stimmt.«
    In seiner Hand materialisierte ein dicker Joint. »Auch ’n Zug?«
    »Nein, danke. Ich glaube, ich mache mich besser ans Abendessen für die Kinder.«
    »Das ist cool, Mann. Ich kann spüren, wenn feindliche Schwingungen in der Nähe sind. Ich halt’ Wache und paß’ auf, daß die Nazgul nicht über unseren Köpfen kreisen.«
    »Mach das.«
    Stephanie lächelte ihn freundlich an und ging zur Rückseite des Busses, wo der große Gepäckraum war. Moyo hatte unterdessen bereits angefangen, das Kochgeschirr auszuladen.
    »Wenn nichts dazwischenkommt, müßten wir schon morgen abend in Chainbridge sein«, sagte Moyo.
    »Ja. Weißt du, ich habe wirklich nicht damit gerechnet, daß es so glattlaufen könnte.«
    »Sonst wäre es ja langweilig gewesen.« Er setzte einen großen elektrischen Campinggrill auf dem Boden ab und justierte die Aluminiumfüße so, daß er waagerecht stand. »Außerdem denke ich, es ist das beste so.«
    Stephanie ließ den Blick über das improvisierte Lager schweifen und nickte zustimmend. Nahezu sechzig Kinder sprangen um die geparkten Wagen herum. Was als private Mission begonnen hatte, um einer Handvoll verlorener Kinder zu helfen, hatte sich rasch in eine Lawine verwandelt.
    Viermal im Verlauf des ersten Tages waren sie von Besessenen angehalten worden, die ihnen verraten hatten, wo sich nicht-besessene Kinder versteckt hielten. Am zweiten Tag hatten sie bereits zwanzig Kinder an Bord; zu diesem Zeitpunkt hatte sich Tina Sudol gemeldet, um ihnen zu helfen. Am dritten Tag hatten sich Rana und McPhee angeschlossen, und sie hatten einen weiteren Bus beigesteuert.
    Inzwischen umfaßte der Konvoi vier Fahrzeuge, die von acht Besessenen gesteuert wurden. Sie flohen nicht mehr auf dem schnellsten Weg in Richtung der Grenze zum Festland. Es war eher eine Zickzack-Route, auf der

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