Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
an Bord.«
»Und das ist schlecht?«
»Ich weiß es nicht, Fletcher.« Louise versteifte sich und blickte sich selbstbewußt um. Dann räusperte sie sich. »Sie greifen auch auf die internen Kameras zu. Sie beobachten uns.«
»Ah.«
»Kommen Sie, Fletcher. Wir müssen uns fertig machen, um von Bord zu gehen.«
»Jawohl, Ma’am. Selbstverständlich.«
Er war wieder in die Rolle des Dieners gefallen, ohne mit der Wimper zu zucken. Louise hoffte nur, daß die Kameras ihr verstohlenes Lächeln nicht auffingen, als sie sich vom Deck abstieß.
Genevieves Kabine war angefüllt mit vier Zoll großen Lichtkuben, ein jeder in einer anderen Farbe. Kleine Wesen waren darin eingesperrt, als wären es Käfige aus buntem Glas. Die Projektion erstarrte, als Louise die Tür öffnete, und ein orchestrales Musikstück verklang.
»Gen! Du solltest schon längst gepackt haben! Wir sind da, weißt das? Wir sind angekommen.«
Louises kleine Schwester spähte genervt und mit roten Augen durch das transparente Gitterwerk zu ihr hinauf. »Ich hab’ gerade acht Trogoloisenkrieger des Gegenprogramms entwaffnet! So weit war ich bis jetzt noch nie.«
»Pech für dich. Und jetzt pack zusammen, du kannst später weiterspielen. Wir gehen von Bord.«
Genevieves Gesicht wurde in bockiger Auflehnung dunkel. »Das ist nicht fair! Wir müssen immer wieder irgendwo weg, wenn wir gerade erst angekommen sind!«
»Weil wir auf einer Reise sind, du Dummerchen. Noch ein paar Wochen, dann sind wir in Tranquility, und dann kannst du meinetwegen Wurzeln schlagen, bis dir Blätter aus den Ohren wachsen.«
»Warum können wir nicht einfach in diesem Schiff bleiben? Die Besessenen können nicht an Bord kommen, solange wir herumfliegen.«
»Aber wir können nicht ewig herumfliegen!«
»Ich will aber …«
»Genevieve! Tu, was ich dir sage! Schalt dieses Ding aus und pack deine Sachen. Jetzt.«
»Du bist nicht meine Mutter!«
Louise funkelte sie an. Genevieves starrköpfige Maske bröckelte, und sie fing an zu schluchzen.
»O Gen!« Louise durchquerte die schmale Kabine und nahm das kleine Mädchen in die Arme. Sie deaktivierte den Prozessorblock, und die leuchtenden Kuben flackerten und funkelten, bevor sie ganz verschwanden.
»Ich will nach Hause!« sprudelte Genevieve hervor. »Zurück nach Cricklade. Ich will nicht in dieses Tranquility!«
»Es tut mir leid, kleine Schwester«, sagte Louise tröstend. »Ich hab’ mich nicht besonders viel um dich gekümmert auf diesem Flug, nicht wahr?«
»Du mußt dir schließlich um andere Dinge Gedanken machen.«
»Wann hast du zum letzten Mal geschlafen?«
»Gestern nacht.«
»Hmmm.« Louise legte einen Finger unter Genevieves Kinn und hob ihr Gesicht, um die dunklen Linien unter ihren Augen zu betrachten.
»Ich kann nicht gut schlafen in der Schwerelosigkeit«, verteidigte sich Genevieve. »Ich denke immer, ich würde fallen, und das schnürt mir die Kehle zu. Es ist schrecklich!«
»Wir buchen ein Zimmer in einem Hotel, das sich auf dem Boden der Biosphäre befindet. Wir schlafen beide besser, wenn wir in einem richtigen Bett liegen. Na, wie klingt das in deinen Ohren?«
»Ganz okay, denke ich.«
»So ist es schon viel besser. Stell dir nur vor! Wenn Mrs. Chalsworth uns jetzt sehen könnte. Zwei unverheiratete Grundbesitzertöchter, die ohne Anstandsdamen durch den Weltraum reisen und die Erde mit all ihren dekadenten Arkologien besichtigen!«
Genevieve versuchte ein Grinsen. »Sie würde verrückt werden.«
»Ganz bestimmt sogar.«
»Louise, wie soll ich diesen Block nur mit nach Hause nehmen? Ich möchte das alles wirklich nicht wieder aufgeben.«
Louise drehte den kleinen unauffälligen Block in der Hand. »Wir sind den Besessenen entkommen, und wir sind durch die halbe Galaxis geflogen. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, daß wir Schwierigkeiten haben, dieses Ding zurück nach Cricklade zu schmuggeln?«
»Nein.« Genevieves Miene hellte sich auf. »Alle werden uns wahnsinnig beneiden, wenn wir erst wieder zu Hause sind. Ich kann es gar nicht erwarten, Jane Walkers Gesicht zu sehen, wenn ich ihr erzähle, daß wir auf der Erde waren. Sie brüstet sich immer damit, wie aufregend und exotisch ihre Ferien auf Melton Island waren.«
Louise küßte ihre jüngere Schwester auf die Stirn und drückte sie an sich. »Pack deine Sachen zusammen. Wir treffen uns in fünf Minuten an der Luftschleuse.«
Jetzt war nur noch eine peinliche Situation zu bewältigen. Die gesamte Familie Bushay
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