Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
dafür zuschieben! Ich bin genauso gefangen wie ihr!«
    »Ja«, sagte der Mechaniker. »Und diesmal kommst du nicht davon.« Er zog einen schweren Schraubenschlüssel aus einer seiner Taschen.
    – Sie müssen alle noch hier sein, sagte die Habitat-Persönlichkeit. – Die Seelen sämtlicher Possessoren.
    – Einfach großartig.
    »Können wir ihm weh tun?« fragte die Frau in dem Tarnanzug.
    »Das werden wir gleich herausfinden«, entgegnete die Domina.
    »Wartet!« flehte Dariat. »So wartet doch! Wir müssen zusammenarbeiten, damit wir das Habitat wieder von hier wegbringen können! Versteht ihr denn nicht? Rings um uns bricht alles zusammen, und das Habitat stirbt! Wenn wir nichts unternehmen, sind wir hier drin gefangen!«
    Der Schwarze entblößte seine Zähne. »Wir hätten dich drüben im realen Universum gebraucht, um das Habitat zu schlagen.«
    Dariat zuckte zusammen. Dann wandte er sich ab und rannte los. Sie nahmen augenblicklich die Verfolgung auf. Es stand ganz außer Frage, daß sie ihn einholen würden. Er war entsetzlich übergewichtig, und er hatte gerade einen Neun-Kilometer-Marsch hinter sich gebracht. Die Peitsche traf ihn von hinten am linken Oberschenkel. Er heulte auf, nicht allein wegen des stechenden Schmerzes, sondern wegen der Tatsache, daß es überhaupt schmerzte.
    Sie grölten und pöbelten hinter ihm, entzückt über die Erkenntnis, daß sie ihm Schmerz zufügen konnten. Dariat stolperte über das Ende der Brücke und rannte ein paar unsichere Schritte in Richtung des dichteren Dschungels. Die Peitsche traf ihn erneut, diesmal auf Schulter und Wangen, begleitet vom hämischen Lachen der Domina. Dann hatte ihn der muskulöse schwarze Bursche eingeholt. Er sprang in die Höhe und trat Dariat machtvoll von hinten mit beiden Beinen ins Kreuz.
    Dariat ging zu Boden. Er landete mit ausgestreckten Armen und Beinen flach auf dem Bauch, und nicht ein einziger Grashalm verbog sich dabei. Sein aufgedunsener Leib schien auf den Spreiten zu schweben, und die längeren gingen einfach durch ihn hindurch.
    Dann begannen die Schläge.
    Füße traten auf ihn ein, in die Seiten, gegen den Kopf, den Hals, die Beine. Wieder und wieder trafen ihn Peitschenhiebe auf dem Rücken. Dann kniete der Mechaniker rittlings auf ihm und hämmerte mit dem Schraubenschlüssel auf seinem Schädel herum. Die Schläge wurden rhythmisch, und das Entsetzen nahm unerbittlich seinen Lauf. Dariat schrie und schrie und schrie. Er spürte den Schmerz, jeden einzelnen Schlag, doch es gab kein Blut, keine Verletzungen, keine Prellungen, keine gebrochenen Knochen. Der Schmerz hatte seinen Ursprung in einem Nebel aus Raserei und Haß. Jeder einzelne ihrer Schläge wurde davon getrieben, jeder Schlag ein weiterer Beweis, wie sehr sie ihn vernichten wollten.
    Schließlich wurden seine Schreie schwächer, obwohl sie nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren. Der Schmerz nahm im Gegenzug noch zu. Der Schraubenschlüssel, die Peitsche, die Stiefel und die Fäuste begannen in ihn einzusinken und die nichtstofflichen Ränder seines Körpers zu durchbrechen. Er sank tiefer in das Gras, und Schläge trieben seinen Bauch in den Boden. Eine Welle von Kälte raste aus der massiven Oberfläche und durchdrang seinen Körper. Dariats Umrisse verloren an Definition, wie seine Gestalt an Substanz. Selbst seine Gedanken verloren ihre Identität.
    Nichts und niemand konnte sie aufhalten. Kein Schreien. Kein Flehen. Kein Geld der Welt. Kein Gebet. Nichts. Er mußte es über sich ergehen lassen, alles. Ohne zu wissen, was am Ende dabei herauskommen würde. Mit der entsetzlichen Todesangst vor dem, was am Ende dabei herauskommen konnte.
    Irgendwann ließen sie von ihm ab. Keiner wußte, wie lange es gedauert hatte. So lange, wie sie gebraucht hatten, um ihren Durst nach Rache zu befriedigen. Sich an ihrem dumpfen Sadismus zu ergötzen und mit den neuen Möglichkeiten von Brutalität zu experimentieren, die ihnen ihre Existenz als Geister verschaffte. Von Dariat war nicht mehr viel zu erkennen, als sie fertig waren. Ein hauchdünner lumineszierender formloser Fleck mitten auf dem Gras; die Rückseite seiner Toga ragte kaum aus dem Boden. Gliedmaßen und Kopf waren ganz verschwunden.
    Lachend wanderten sie davon.
    Inmitten der Kälte und Dunkelheit und Apathie klammerten sich ein paar Gedankenfetzen aneinander. Ein schwaches Filigranmuster aus Leid und Elend. Alles, was von Dariat noch übrig war.
    Sehr, sehr wenig.
     
    Mit Szenen wie diesen kannte Tolton

Weitere Kostenlose Bücher