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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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entfernten sich nie weiter als bis zu den Bäumen. Es war, als verspürten auch sie Angst vor den größeren Tiefen des dunkler werdenden Habitats. Und das war der Aspekt, der in Tolton die größte Besorgnis von allen erweckte.
    Er wanderte fast genauso ziellos umher wie alle anderen auch, und wie die anderen verspürte er nicht die geringste Lust, durch die Bretterstadt zu laufen. Auch war ihm nicht danach, sich mit den Geistern zu fraternisieren. Obwohl ihm alte Geschichten vage in Erinnerung waren, daß Geister niemals jemanden töteten. Wer auch diese Geschichten erfunden hatte, er war diesen besonderen Geistern hier offensichtlich niemals begegnet.
    Also blieb Tolton ständig in Bewegung und vermied jeden Augenkontakt, während er nach … nun, er würde wissen, wonach er suchte, wenn er es sah. Ironischerweise war es Rubra, den er am meisten von allen Dingen vermißte, und der Strom von Wissen, das aus dem Kontakt mit ihm resultierte. Doch der Prozessorblock, den er benutzt hatte, um mit der Habitat-Persönlichkeit in Verbindung zu bleiben, war abgestürzt, sobald die Veränderung eingetreten war, und hatte seitdem nicht mehr funktioniert. Und die anderen Blocks, die Tolton unterwegs gefunden hatte, waren ebenfalls tot gewesen. Höchstenfalls hatte er ein statisches Rauschen empfangen, doch das war alles. Außerdem besaß er nicht genügend (genaugenommen überhaupt kein) technisches Wissen, um den Grund zu verstehen.
    Genausowenig, wie er die Veränderung verstand, die das Habitat durchgemacht hatte. Lediglich das offensichtliche Resultat, den Massenexorzismus der Possessoren. Er nahm an, daß er durch den Einfluß eines freundlichen Verbündeten zustande gekommen war. Nur, daß Valisk keine Verbündeten besaß. Und Rubra hatte nicht einen einzigen Hinweis fallengelassen, daß so etwas je geschehen könnte, in all den Wochen nicht, in denen er Tolton vor den Besessenen versteckt gehalten hatte. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als sich zu bewegen, allein wegen der Illusion von Sinn, die es vermittelte, und die weiteren Entwicklungen abzuwarten. Was für Entwicklungen das auch immer sein mochten.
    »Bitte.« Die Stimme der Frau war kaum mehr als Flüstern, doch sie klang deutlich und klar genug, um Tolton zögern zu lassen. Er drehte sich nach der Sprecherin um.
    »Bitte, ich brauche Hilfe. Bitte.« Sie war im mittleren Alter und saß gegen einen Baum gelehnt. Er ging zu ihr und wich ein paar Leuten aus, die reglos wie im Koma auf dem Gras ausgestreckt lagen.
    Es war schwierig, in diesem bleiernen Licht Einzelheiten zu erkennen. Sie war in eine große Plane gehüllt, die sie an die Brust gedrückt hielt wie einen Schal. Das lange ungekämmte Haar verdeckte teilweise ihr Gesicht, glänzende tizianrote Wurzeln, die in scharfem Kontrast zu dem verblaßten Kastanienbraun der Spitzen standen. Die Gesichtszüge hinter den Strähnen waren zart, eine kleine kecke Stupsnase und hohe Wangenknochen mit unglaublich schönen Augenbrauen. Ihre Haut war straff, fast gespannt, wie um die Form ihres Gesichts noch zu betonen.
    »Was ist denn?« fragte Tolton leise und verfluchte sich im stillen für die ausgesprochen dumme Frage. Er kniete neben ihr nieder, und das magere Licht der Axialröhre glitzerte auf den Tränen, die über ihre Wangen rannen.
    »Es tut so weh«, sagte sie. »Jetzt, nachdem sie weg ist, tut alles so furchtbar weh!«
    »Das vergeht wieder. Ich verspreche Ihnen, die Zeit wird alles heilen.«
    »Sie hat mit Hunderten von Männern geschlafen«, weinte die Frau unglücklich. »Hunderte. Und auch mit Frauen. Ich konnte die Hitze in ihr spüren. Sie war verrückt danach, unersättlich. Diese Schlampe. Diese gemeine Schlampe. Sie hat meinen Körper mißbraucht und mit diesen Tieren geschlafen. Sie hat schreckliche Dinge mit mir gemacht. Unaussprechliche Dinge. Dinge, die kein anständiger Mensch jemals tun würde.«
    Er versuchte ihre Hand zu halten, doch sie entriß sie ihm und wandte sich ab. »Das waren nicht Sie«, sagte er leise. »Nicht Sie waren es, die all diese schrecklichen Dinge getan hat.«
    »Wie können Sie das sagen? Es wurde mir zugefügt. Ich habe es gespürt. Jede Minute davon. Das hier ist mein Körper. Mein Körper! Mein Fleisch und Blut. Sie hat all das mir angetan. Sie hat mich besudelt. Sie hat mich ruiniert. Ich bin so verdorben, daß ich nicht einmal mehr menschlich bin.«
    »Das tut mir leid. Das tut mir wirklich sehr leid. Aber Sie müssen lernen, nicht so zu denken. Wenn Sie so

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