Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
1. KAPITEL
London, Februar 1814
„Halt dich gerade, Madeline! Und kannst du nicht wenigstens versuchen, so auszusehen, als würdest du dich amüsieren?“
„Ja, Mama.“ Madeline Langley setzte sich aufrechter. „Aber das Stück gefällt mir tatsächlich, und die Schauspieler sind großartig. Nur dass Lord Farquharson“, sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern, „immer viel zu dicht an mich heranrückt und …“
„Bei dem ohrenbetäubenden Lärm in diesem Theater ist das wohl kaum ein Wunder, Mädchen. Wie soll der Baron sonst verstehen, was du sagst?“, fiel Mrs. Langley ihrer Tochter ungeduldig ins Wort.
„Mit Lord Farquharsons Hörvermögen ist alles in Ordnung, Mama.“ Madeline sah ihrer Mutter fest in die Augen. „Ich fühle mich unbehaglich in seiner Nähe.“
Mrs. Langley kräuselte die Nase. „Du ermüdest mich, Kind. Seine Lordschaft zeigt Interesse an dir, und wir müssen unser Bestes tun, ihn in seinen Bemühungen um dich zu unterstützen. Aber er wird nicht um dich anhalten, wenn du weiterhin eine derart finstere Miene aufsetzt. Nimm dir ein Beispiel an Angelina – sie sieht nie mürrisch aus.“ Mrs. Langley schenkte der jüngeren und weitaus hübscheren Tochter ein strahlendes Lächeln.
Angelina warf ihrer Schwester einen gequälten Blick zu.
„Sie muss auch nicht neben Lord Farquharson sitzen“, murmelte Madeline aufsässig. Angelina unterdrückte ein Kichern.
Glücklicherweise hatte Mrs. Langley die letzte Bemerkung nicht gehört. „Still jetzt“, wisperte sie aufgeregt. „Er kommt zurück.“ Sie wandte sich um und lächelte dem Gentleman, der mit einem Tablett Erfrischungen in die Loge kam, auf höchst ermutigende Weise entgegen.
„Mylord, wie ungemein aufmerksam Sie sich um uns kümmern!“, zwitscherte sie und flatterte mädchenhaft mit den Wimpern.
„Selbstverständlich, meine Liebe.“ Lord Farquharson reichte ihr ein Glas Limonade. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn Sie oder Ihre reizenden Töchter Durst litten, wo es doch so heiß ist hier drinnen.“
Mrs. Langley machte eine abwehrende Geste. „Unmöglich, Mylord. In einer Loge von so erstklassiger Lage und Ausstattung kann es gar nicht heiß werden. Wir sind Ihnen unendlich dankbar für die Einladung. Meine Mädchen lieben das Theater über die Maßen, müssen Sie wissen, und sie schätzen die schönen Künste – übrigens genauso wie ihre Mama.“
Lord Farquharson entblößte seine spitzen Zähne zu etwas, das einem Lächeln ähnelte. „Ich bin sicher, das ist nicht das Einzige, was sie mit ihrer werten Frau Mutter gemeinsam haben.“ Er maß Angelina mit einem langen Blick, bevor er ihr ihre Limonade reichte.
„Jedenfalls war es tapfer von Ihnen, sich durch das Gedränge zu kämpfen, um uns mit Getränken zu versorgen“, fuhr Mrs. Langley fort.
„Für drei so schöne Damen würde ich noch weit mehr auf mich nehmen“, erwiderte der Baron in heldenhaftem Ton.
Mrs. Langley sah aus, als schmelze sie bei seinen Worten dahin.
Die Schwestern wechselten einen entnervten Blick.
Lord Farquharson wandte sich Madeline zu. „Das Beste zuletzt“, murmelte er bedeutungsvoll und hielt ihr die Limonade hin.
Madeline griff nach dem Glas. Es fühlte sich angenehm kühl und glatt an, ganz im Gegensatz zu Farquharsons heißen, verschwitzten Fingern, die sich wie eine Klaue um ihre legten und sie nicht losließen. Sie unterdrückte einen Schauder. „Ich danke Ihnen, Mylord“, brachte sie mit Mühe hervor und entwand ihm ihre Hand.
Ihre Reaktion schien Lord Farquharson zu gefallen. Er lächelte, als er wieder neben ihr Platz nahm.
Madeline konzentrierte sich auf die Bühne und versuchte, Cyril Farquharsons Gegenwart zu vergessen – was nicht möglich war, da er sich erneut viel zu vertraulich zu ihr herüberbeugte. „Sagt Ihnen die Limonade zu, Miss Langley?“, wollte er wissen.
„Sie ist köstlich, Mylord, danke.“ Madeline roch den Brandy in seinem Atem, der mit dem eigenartig scharfen, holzigen Duft wetteiferte, der Farquharson gewöhnlich umgab. Er war so nah an sie herangerückt, dass sie die Hitze spürte, die sein sehniger Körper ausstrahlte.
„Köstlich …“, wiederholte er träge, und Madeline fand, dass das Wort wie ein Zischen klang, als er es aussprach. Wieder strich er in einer viel zu intimen Art und Weise über ihre Finger, und sie kam zu dem Schluss, dass Limonadetrinken eine knifflige Angelegenheit war, die den Einsatz beider Hände erforderte.
Zu ihrer Erleichterung wurde es
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