Armageddon 06 - Der nackte Gott
Analysen ihrer Kollegen von der lokalen Polizei wiederholten. Er enthielt nicht den geringsten Hinweis auf Banneth oder Quinn Dexter.
»Es war sowieso nur eine Formalität«, sagte Westeuropa zu Nordamerika und dem Halo, nachdem er den Bericht studiert hatte. »Obwohl ich zu gerne wüßte, wie Dexter diesen Unsichtbarkeitstrick durchgeführt hat.«
»Ich denke, wir sollten uns glücklich schätzen, daß keiner der anderen Besessenen dazu in der Lage zu sein scheint«, entgegnete das O’Neill-Halo.
»Dieser Orbitalschlag hat eine Menge Staub aufgewirbelt«, sagte Nordamerika. »Die ehrenwerten Herren und Damen Senatoren verlangen zu erfahren, wer dem strategischen Verteidigungskommando den Befehl gegeben hat, die Oberfläche zu beschießen. Das Dumme daran ist, diesmal schreit das Büro des Präsidenten ebenfalls nach einer Antwort. Möglicherweise rufen sie sogar einen Untersuchungsausschuß zusammen. Falls die Repräsentanten und die Exekutive beide dafür sind, könnten wir Schwierigkeiten haben, ihn abzublocken.«
»Dann lassen Sie es doch«, sagte Westeuropa. »Ich bin sicher, wir finden jemanden Geeigneten, um den Ausschuß zu leiten. Hören Sie endlich auf, ich brauche Ihnen doch wohl nicht zu erklären, wie wir uns vor derartigen Unbequemlichkeiten schützen müssen. Der Orbitalschlag ist nach Lage der Akten vom Zivilverteidigungsbüro des Bürgermeisters autorisiert und an das Verteidigungskommando weitergeleitet worden. Es war eine legitime Bitte. Hochrangige Beamte GovCentrals haben das Recht, im Notfall Unterstützung durch das Militär anzufordern. Das ist in der Verfassung verankert.«
»Das Verteidigungskommando hätte sich die Feuererlaubnis vom Präsidialbüro bestätigen lassen müssen«, sagte O’Neill-Halo grob. »Die Tatsache, daß sie auf die Erde schießen können, ohne daß eine entsprechende politische Autorisation vorliegt, hat bei nicht wenigen Leuten Unbehagen und Stirnrunzeln ausgelöst.«
»Südpazifik rührt sich nicht, oder?« fragte Westeuropa in scharfem Ton.
»Nein. Und sie hat genausoviel zu verlieren wie wir anderen auch. Der gegenwärtige militärische Berater des Präsidenten ist einer von ihren Leuten, und er leistet gute Arbeit, was die Schadensbegrenzung betrifft.«
»Hoffen wir, daß es ausreicht. Ich hasse die Vorstellung, den Präsidenten ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt fallen lassen zu müssen. Die Menschen wollen eine stabile Führung, die sie durch diese Krise bringt.«
»Wir werden sicherstellen, daß die Nachrichtenagenturen die Geschichte unter den Tisch kehren, ganz gleich, wie laut die Senatoren rufen«, sagte das O’Neill-Halo. »Das sollte kein Problem sein.«
»Sehr gut«, antwortete Westeuropa. »Damit bleibt also nur noch das Problem der gewöhnlichen Besessenen.«
»New York ist ein einziges Chaos«, gestand Nordamerika düster. »Die verbliebenen nicht-besessenen Einwohner verteidigen sich mit allen Mitteln, doch ich schätze, sie werden am Ende verlieren.«
»Wir werden wohl eine weitere Vollversammlung von B7 einberufen müssen«, schloß Westeuropa ohne jede Begeisterung. »Und entscheiden, was wir in diesem Fall unternehmen. Ich für meinen Teil hege nicht die geringste Absicht, mich aus diesem Universum dorthin entführen zu lassen, wohin all die anderen Planeten der Besessenen verschwunden sind.«
»Ich bin nicht sicher, ob wir eine Vollversammlung bekommen«, sagte das O’Neill-Halo. »Südpazifik und ihre Verbündeten sind ziemlich sauer auf Sie.«
»Sie werden schon aus ihren Löchern kommen«, entgegnete Westeuropa zuversichtlich. Er bekam keine Gelegenheit herauszufinden, ob er recht behalten sollte. Der Deputy Police Commissioner von London meldete sich genau um Viertel nach zwei mit der Nachricht vom Leichnam in der Victoria Street.
»Der alte Mann trug keinerlei Identitätsnachweis bei sich«, berichtete der stellvertretende Polizeichef. »Also nahmen unsere Beamten eine DNS-Probe. Nach unseren Akten zu urteilen handelt es sich um Paul Jerrold.«
»Den Namen habe ich schon einmal gehört«, sagte Westeuropa. »Er war ziemlich wohlhabend. Sie sind ganz sicher, daß die Brandwunden vom weißen Feuer der Besessenen stammen?«
»Sie passen perfekt dazu. Wir werden es mit Sicherheit wissen, sobald der Leichenbeschauer mit seiner Arbeit fertig ist.«
»In Ordnung, danke, daß Sie mich informiert haben.«
»Da wäre noch etwas, Sir. Paul Jerrold war einer der Null-Tau-Flüchtlinge. Er hat seine Besitztümer in einen
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