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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und Sicherheitsmacht, aber keine machthungrigen Irren. Wenn erst in einer der Arkologien diese rote Wolke entsteht, dann haben wir verloren. Wir werden diese Niederlage mit soviel Würde hinnehmen, wie wir aufbringen können, und uns von dieser Welt zurückziehen. Ich werde mich ganz sicher nicht an einem Völkermord beteiligen. Ich dachte, soviel hätten Sie alle inzwischen begriffen.«
    »Dexter hat Sie geschlagen«, sagte Südpazifik. »Und seine Beute ist unsere Welt.«
    »Ich kann vierhundert Besessene in London festhalten«, sagte Westeuropa. »Auch viertausend. Vielleicht sogar fünfzehntausend, obwohl es eine blutige Angelegenheit werden würde. Ohne Dexter sind sie nur ein Haufen Pöbel. Falls er noch am Leben ist, wird er sie unter Kontrolle halben, und die Erde ist noch nicht verloren. Wir werden nicht zulassen, daß es so weit kommt. Es ist nicht London, um das wir uns sorgen müssen.«
    »Sie wissen überhaupt nichts«, fauchte Südpazifik. »Und Sie können nichts unternehmen. Wir alle können nur noch zusehen. Und beten, daß die Konföderierte Navy irgendwann mit einem funktionierenden Erinnerungslöscher aufwartet. So weit haben Sie uns gebracht. Sie halten mich für stur und kaltblütig. Nun, ich bin jedenfalls lieber stur und kaltblütig als so unglaublich arrogant wie Sie.« Ihre Repräsentation verschwand abrupt aus der Sens-O-Vis-Umgebung. Die übrigen Supervisoren folgten ihr, bis nur noch Nordamerika und das O’Neill-Halo übrig waren.
    »Dieses Miststück hat nicht ganz unrecht«, sagte Nordamerika. »Es gibt wirklich nicht mehr viel, was wir hier auf der Erde noch tun könnten. Selbst wenn Sie mit London Erfolg haben sollten, bleiben immer noch Paris, New York und andere Arkologien, die uns am Ende den Hals brechen. Und sie stehen ein ganzes Stück dichter vor einer endgültigen Übernahme durch die Besessenen. Gottverdammt, ich hasse den Gedanken, von hier wegzugehen.«
    »Ich habe unseren geschwisterlichen Kollegen nicht alles erzählt«, sagte Westeuropa gelassen. »Achtunddreißig der vermißten Alten aus dem Lancini sind erst gestern dort eingetroffen, nach dem Orbitalschlag gegen Parsonage Heights. Mit anderen Worten, der Plan, sie zu entführen und der Possession zu unterwerfen, war vor neun Stunden noch im Gange. Und wir wissen, daß Dexter dahinter steckt – dieser Freund von Carter McBride hat das überdeutlich gemacht, als er uns Jerrold lieferte.«
    »Heilige Scheiße, Dexter lebt also noch!« rief das O’Neill-Halo. »Meine Güte, Sie haben ihn voll mit einem orbitalen Laser getroffen! Und er hat es überlebt! Was zur Hölle ist dieser Kerl?«
    »Schlau und hart.«
    »Und was machen wir jetzt?« fragte Nordamerika.
    »Ich spiele meinen Trumpf aus«, antwortete Westeuropa.
    »Sie haben ein As im Ärmel?«
    »Immer.«
     
    Die schrecklichen, gequälten Schreie waren immer noch schwach. Quinn schob sich tiefer in das Reich der Geister als jemals zuvor, so weit, daß er selbst sich fast nicht mehr von den kaum-existierenden Wesen dort unterschied. Dann öffnete er sein Bewußtsein und lauschte dem schwachen Klagen von einem Ort, der immer noch weiter vom realen Universum entfernt zu liegen schien. Die ersten Laute, die er vernommen hatte, waren von Menschen gewesen, doch jetzt, da er näher heran war, dachte er, auch noch andere zu hören. Von einer Art, die er nicht kannte.
    Sie waren nicht mit dem jämmerlichen Flehen zu vergleichen, das immerfort aus dem Jenseits kam. Diese hier waren anders. Eine weit ausgeklügeltere Qual. Viel schlimmer.
    Eigenartig zu denken, daß es einen Ort geben konnte, der schlimmer war als das Jenseits. Andererseits war es nicht mehr als ein Fegefeuer. Gottes Bruder lebte an einem weit dunkleren Ort. Quinns Stimmung hob sich, als ihm der Gedanke kam, es könnte sich um die ersten Lebenszeichen des Wahren Gottes handeln, der Sich endlich erhob, um Seine Armee der Verdammten in den Kampf gegen die leuchtenden Engel zu führen. Tausend Mal in jener Nacht rief Quinn nach den Wesenheiten, deren Schreie er hören konnte, steckte all seine Kraft in die lautlose Stimme. Verzehrte sich nach einer Antwort.
    Doch es kam keine.
    Es spielte keine Rolle. Gottes Bruder hatte ihm gezeigt, was war. Träume brandeten gegen die weitesten Grenzen seines Bewußtseins, während er im Reich der Geister schwebte. Dunkle Gestalten, die in ihrer Qual vereinigt waren, einer Qual, die seit Anbeginn der Schöpfung dauerte. Er konnte nicht sehen, was sie waren. Wie jeder Traum

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