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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Geisel dienen.
    Noch während dieser Vorgänge würde Quinn selbst einen Kern von loyalen Anhängern um sich scharen, deren Aufgabe allein darin bestand, Disziplin zu erzwingen. Auch das eine Hierarchie, wie sie in der Organisation herrschte. Die neuen Besessenen würden lernen, daß sie den Status quo aufrechterhalten mußten, und auf Polizei und Regierungspersonal gehetzt – jeden, der imstande war, Widerstand zu organisieren. Im nächsten Stadium würden sie die Transportwege unterbrechen, um anschließend Kraftwerke, Wasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion unter ihre Kontrolle zu bringen. Hundert neue Fürstentümer würden entstehen, Lehen, deren einzige Verpflichtung in Gehorsam und Treue gegenüber dem neuen Messias bestand.
    Nachdem sein Reich auf diese Weise gegründet war, plante Quinn, die nicht-besessenen Techniker an sicheren Transportmethoden arbeiten zu lassen, die ihn in die Lage versetzten, den Kreuzzug von Gottes Bruder in neue Arkologien zu tragen. Irgendwann würden sie Zugang zum O’Neill-Halo erhalten. Von da an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Seine Nacht über diese gesamte Ecke der Galaxis fiel.
     
    In der Nacht nach dem Zwischenfall von Parsonage Heights fuhren die Streifenbeamten Appleton und Moyles auf ihrer üblichen Strecke durch Central Westminster. Es war ruhig um zwei Uhr morgens, als ihr Fahrzeug die alten Houses of Parliament passierte und in die Victoria Street einbog. Nur wenige Fußgänger waren unterwegs auf den Bürgersteigen vor den leeren Glasfassaden der Regierungsgebäude, die den Anfang der Straße in eine tiefe Schlucht verwandelten. Die beiden Polizeibeamten waren daran gewöhnt; Westminster war schließlich ein Bürobezirk, und es gab nur wenige Menschen, die hier wohnten und keinerlei Nachtleben, das Besucher hätte anziehen können, nachdem die Büros und Läden geschlossen hatten. Und im Verlauf der letzten Tage war der dünne Strom der nächtlichen Passanten fast völlig ausgetrocknet.
    Ein Körper fiel lautlos aus dem schwarzen Himmel über den Lichtbögen und krachte dreißig Meter vor Appleton und Moyles auf den Carbo-Beton.
    Der Kontrollprozessor des Wagens kehrte automatisch den Energiefluß zu den Nabenmotoren um und ließ das Fahrzeug nach rechts ausweichen. Es bremste und kam beinahe genau neben dem zerschmetterten Leichnam zum Stehen. Blut sickerte aus den Ärmeln und Beinen des Overalls und bildete große Lachen auf dem Straßenbelag.
    Appleton sandte per Datavis einen Hilferuf an sein Revier und forderte Unterstützung an, während Moyles die Steuerungsprozessoren der Victoria Street anwies, jeglichen Verkehr umzuleiten. Dann stiegen sie mit schußbereiten statischen Karabinern aus und gingen hinter den gepanzerten Türen in Stellung. Mit auf maximale Empfindlichkeit geschalteten Retinaimplantaten und den Bewegungsdetektorprogrammen im Primärmodus blickten sie sich suchend um. Im Umkreis von hundert Metern war niemand zu sehen. Keine Gefahr eines unerwarteten Hinterhalts.
    Vorsichtig suchten sie die steilen Fassaden aus Glas und Beton auf beiden Seiten der Straße ab, auf der Jagd nach dem offenen Fenster, durch das der Tote gekommen sein mußte. Doch es war nichts zu sehen.
    »Das Dach?« fragte Appleton nervös. Er schwenkte den Karabiner in weitem Bogen, als wollte er die halbe Arkologie in Schach halten.
    Die Wachhabenden vom Dienst des Reviers hatten sich unterdessen bereits auf das Sensornetz der Westminster-Kuppel aufgeschaltet und blickten aus der Vogelperspektive auf die beiden Beamten herab, die geduckt neben ihren Fahrzeugen verharrten. Auf den Dächern rechts und links der Straße war nicht das geringste zu sehen.
    »Ist er tot?« rief Moyles.
    Appleton leckte sich über die Lippen, während er das Risiko abwog, die Deckung der Wagentür zu verlassen und zu dem Leichnam hinüber zu springen. »Ich glaube schon.« Nach dem übel zugerichteten blutigen Körper zu urteilen, war es ein alter Kerl gewesen, richtig alt. Er bewegte sich nicht; Atem war ebenfalls nicht zu erkennen. Appletons aufgerüstete Sinne entdeckten auch keinen Herzschlag. Doch dann bemerkte er die tiefen Brandwunden auf der Brust des Toten. »Ach du heilige Scheiße!«
     
    Der Trupp von Technikern reparierte das Loch in der Westminster-Kuppel mit beeindruckender Geschwindigkeit. Eine kleine Flotte von Kriechern überquerte das gewaltige Kristallgebilde und zog ein Ersatzsegment hinter sich her. Es dauerte kaum zwölf Stunden, das alte Hexagon zu entfernen und

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