Armageddon 06 - Der nackte Gott
beschädigt. Rohre waren geplatzt und Synthesemodule gesprungen. Wenigstens war kein Feuer ausgebrochen – das Vakuum hatte dafür Sorge getragen.
Emmet koordinierte die Aufräumarbeiten gemeinsam mit dem Projektmanager und versuchte sicherzustellen, daß jeder, der die Explosion überlebt hatte, hinter Drucktüren oder in Druckiglus in Sicherheit war, während er gleichzeitig die Leichen zählte. Ärztliche Hilfe war unterwegs.
Auf dem größten Schirm war das strategische Sensornetzwerk zu sehen. Langstreckensensoren tasteten die Vektoren im hohen Orbit ab, die eigentlich von den Hellhawks überwacht werden sollten. Sechs von ihnen fehlten. Die Sensoren zeigten auch, daß zwei Voidhawks aufgetaucht waren, um die Situation zu ihrem Vorteil auszunutzen.
Die Analyse des Virusprogramms in Bernhards Prozessorblock hatte noch immer kein Ergebnis gebracht. Einer der holographischen Schirme war angefüllt mit kubischer Alphanumerik. Emmet fand nicht einmal genügend Zeit, um das Programm zu beenden.
Mehrere Questoren aus seinem Prozessorblock durchsuchten die Speicher des Asteroiden nach Referenzen betreffend die Militärgeschichte der Tyrathca und den Orion-Nebel. Al hatte alles darüber wissen wollen. Bisher hatten sie nur magere Ergebnisse gezeitigt. Ausschließlich über die Soldatenkaste. Nichts davon hatte Emmet bisher gesichtet.
Von einem anderen Schirm lächelte ihm Kieras Gesicht zufrieden entgegen, und ihre verstärkte Stimme dröhnte durch den Raum, während sie der Flotte empfahl, Capone den Rücken zuzukehren und gemeinsam mit ihr auf die Oberfläche hinunter zu emigrieren. Auf dem Schirm unmittelbar daneben lief ein Programm, das die Kommunikationskreise des Asteroiden nach der Antenne durchsuchte, von der aus Kiera ihre Botschaft abstrahlte, und nach der Stelle, wo ihre Signale in das Netz eingespeist wurden.
Das strategische Sensornetzwerk gab Alarmstufe eins. Die Swabia hatte sich von ihrem Landegestell gelöst und war augenblicklich gesprungen. Diese Arschlöcher hatten sich nicht einmal Zeit genommen, vorher den Rand des Simses hinter sich zu bringen!
Sein Desktop summte drängend. »Was ist denn?« brüllte Emmet.
»Emmet, hier spricht Silvano. Ich habe eine Nachricht vom Boß.«
»Ich bin im Augenblick ein wenig beschäftigt.« Er schielte auf den Schirm mit den Kommunikationskreisen. Ganze Sektionen fielen aus. Warnungen verkündeten das Eindringen von Viren.
»Schaff deinen Hintern in das Kontrollzentrum und stell sicher, daß die Flotte auf ihrem Posten bleibt. Wer Kurs auf die Oberfläche nimmt, wird mit den strategischen Waffen aus dem All geblasen. Hast du das?«
»Aber …«
»Auf der Stelle, du kleines Arschloch.« Der Schirm wurde dunkel. Emmet fauchte ihn an; es war das Maximum an Respektlosigkeit, das er der eiskalten rechten Hand des Bosses jemals entgegenbringen würde. Er nahm sich noch die Zeit, ein paar Befehle in den Desktop-Prozessor einzugeben und eine Virussuche zu starten, bevor er rennend das Büro verließ.
Die schwere Tür zum Kontrollzentrum glitt auf. Gezackte Linien aus weißem Feuer schossen Zentimeter vor ihm durch die Luft. Alarme schrillten, während rote Blitze durch seine optischen Nervenbahnen jagten. Dichter Rauch quoll in den Korridor hinaus. Emmet kreischte panisch auf und warf sich hinter eine der Konsolen, während er eine Blase aus Luft schützend rings um sich verhärtete.
Zwei weiße Feuerbälle zerplatzten an ihren Rändern. Instinktiv schleuderte er weißes Feuer in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Sie zischten laut in dem Strom aus purpurnem Feuerlöschschaum, der aus den Deckendüsen spritzte.
»Was zur Hölle geht hier vor?« brüllte er. Er spürte zwei verschiedene Gruppen von Bewußtseinen, die sich in entgegengesetzten Ecken des Kontrollzentrums drängten. Die meisten Konsolen dazwischen waren von rotem Schaum überzogen, der zischend und blubbernd die Flammen absorbierte, die aus rußgeschwärzten Einschußlöchern hervorquollen.
»Emmet, bist du das? Kieras Bastarde haben versucht, das strategische Verteidigungsnetzwerk außer Gefecht zu setzen. Wir haben sie gestoppt. Einer ist erledigt.«
Trotz der tödlichen Umgebung nahm Emmet die Arme beiseite, die er schützend über den Kopf gelegt hatte, und warf einen zweiten Blick in die Runde. Gestoppt? dachte er ungläubig. Das Verteidigungszentrum war ein totaler Trümmerhaufen.
»Emmet!« brüllte Jull von Holger. »Emmet, sag deinen Jungs, daß sie einpacken sollen.
Weitere Kostenlose Bücher