Armageddon 06 - Der nackte Gott
Nahrungssyntheseanlage repariert hast.«
Capones Faust krachte wütend gegen die Scheibe. »Dieses Miststück!« Die drei kleinen Narben leuchteten schneeweiß auf seinen hochroten Wangen. Er starrte auf die langsam versiegende Fontäne und die darunter sichtbaren zerfetzten Trümmer, die sich träge vom vertikalen Felsen gelöst hatten und davontrieben. »Also gut. Wenn sie den offenen Kampf will, dann soll sie ihn verdammt noch mal haben!«
»Al, ich fange eine Breitbandnachricht an die Flotte auf. Es ist Kiera.«
Eines der kleinen runden Bullaugen entlang der Seiten des Observationsdecks schimmerte silbern, und dann wurde Kieras Gesicht erkennbar. »… nach Arnstadt gibt es für uns keine Alternative mehr. Die Konföderierte Navy ist auf dem Weg hierher, und sie kommt mit genügend Schiffen, um uns zu vernichten. Wenn wir nicht wieder in das Jenseits verbannt werden wollen, bleibt uns keine andere Wahl, als hinunter zur Oberfläche zu gehen. Ich habe die Absicht, dies zu tun, und ich verfüge über die Mittel, unsere Autorität auf dem Planeten zu erhalten, auch ohne die Hilfe strategischer Verteidigungsplattformen und Antimaterie. Alles, was ihr jetzt habt, euren Status und eure Positionen in der Organisation, könnt ihr unter meiner Schirmherrschaft behalten. Und diesmal müßt ihr nicht einmal eure Körper auf einer dieser gefährlichen kriegerischen Missionen von Al Capone aufs Spiel setzen. Seine Zeit ist vorbei. Wer von euch sich für eine privilegierte Zukunft entscheidet, der soll sich mit Luigi in Verbindung setzen. Er wird an Bord der Swabia zu euch stoßen. Folgt ihm in den niedrigen Orbit, und ich stelle euch die Mittel zur Verfügung, um auf der Oberfläche Fuß zu fassen. Wer lieber bleiben und auf die Navy warten möchte, kann das meinetwegen gerne tun.«
»Verflucht!« Al packte den Hörer des schwarzen Telephons. »Cameron, gib mir Silvano!«
»Er ist schon in der Leitung, Boß.«
»Silvano?« brüllte Al. »Hörst du dieses Miststück?«
»Laut und deutlich, Boß.« Die Stimme seines Lieutenants knisterte und knackte statisch.
»Sag Emmet, daß er jedes Schiff aufhalten soll, das nicht dort bleibt, wo es ist. Mir scheißegal, zu welchen Mitteln er greifen muß. Ich werde später mit der Flotte reden. Und ich will, daß diese verdammte Botschaft unterbrochen wird! Auf der Stelle! Schickt eine Abteilung unserer Soldaten, sie sollen ihr Hauptquartier einkreisen und niemanden herauslassen. Ich komme persönlich herunter und kümmere mich um Kiera. Heute nacht schläft sie mit den Fischen.«
»Verstanden, Boß.«
»Ich docke jeden Augenblick an. Ich will, daß du und ein paar von den Jungs auf mich warten. Ich meine loyale Jungs, Silvano.«
»Wir werden auf dich warten, Boß.«
Luigi fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr, als er endlich an der Basis der Raumhafenspindel ankam. Das Warten und Intrigieren hatte an seinen Nerven gezerrt; für seinen Geschmack waren sie viel zu sehr im Dunkeln getappt. Er gehörte zu der Sorte, die lieber draußen im Freien operierte. Kiera hatte darauf bestanden, daß er sich unauffällig verhielt. Er spielte noch immer den Laufburschen für diesen blöden Wichser Malone unten im Boxstudio und schaufelte Scheiße für die Nicht-Besessenen. Es war selten genug geschehen, daß er Zeit gefunden hatte, um nach draußen zu seinen alten Freunden an Bord der Organisationsschiffe zu gehen, und bei diesen Gelegenheiten hatte er nicht mehr getan als ein paar zwieträchtige Worte auszusäen und Zweifel zu verbreiten.
Und jedesmal war er zu Kiera zurückgekehrt und hatte ihr berichtet, daß die Flotte allmählich die Geduld mit Capone verlor. Was sie auch tat. Aber er hatte die Zahlen ein wenig in seinem Sinne geschönt und sich besser aussehen lassen, als es der Wirklichkeit entsprach.
Nicht, daß es jetzt noch eine Rolle gespielt hätte. Er hatte Malones schmuddeligen Laden im Keller verlassen, sobald die Nachricht von Arnstadt eingetroffen war, und nicht erst auf Kieras Zeichen gewartet. Das war es. Ihre Chance. Sobald er wieder draußen bei seiner Flotte war, würden all diese Zahlen nicht mehr das geringste bedeuten. Sie würden ihm wieder folgen, das wußte er. Er war stets fair gewesen zu seinen Lieutenants, und sie respektierten ihn.
Die große Transferkammer in der axialen Nabe war fast leer, als er aus der Röhre kam. Er schwamm durch die Schwerelosigkeit zu den Türen, die zu den Pendlerbussen führten.
Ein Mann und eine Frau glitten auf ihn
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