Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
zu. Luigi ärgerte sich über die Verzögerung, doch es war nicht der Ort, um eine Szene zu machen. Zehn Minuten. Nur zehn Minuten, und er war wieder an Bord eines Raumschiffes und hatte wieder das Kommando.
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte Kingsley Pryor. »Du warst einer von Capones Lieutenants.«
    »Was ist los mit dir, Kerl?« fuhr Luigi ihn an. Er hatte nie das ewige Geflüster und Getuschel aus dem Jenseits ertragen können, das ihm überall hin gefolgt war, als wäre er eine Art Kinderschänder auf der Flucht.
    »Nichts. Gehst du nach draußen auf ein Schiff?«
    »Ja. Das ist richtig.« Luigi blickte weg. Vielleicht ließ ihn das Arschloch jetzt in Frieden.
    »Das trifft sich gut«, sagte Kingsley. »Wir nämlich auch.«
    Die Türen öffneten sich und enthüllten den leeren Innenraum eines Pendlerbusses. Kingsley machte eine einladende Handbewegung. »Du bitte zuerst«, sagte er höflich.
     
    Nach dem Duschen ging Jezzibella die Kleider durch, die Libby für sie auf dem Bett zur Auswahl ausgebreitet hatte. Das Problem war: keines davon war neu. Sie hatte ihre gesamte Garderobe getragen, seit sie sich mit Al zusammengetan hatte. Ich brauche dringend etwas Neues zum Anziehen. Als sie noch auf Tournee gewesen war, hatte es dieses Problem überhaupt nicht gegeben. Kleider stellten einen so geringen Teil des gesamten Tournee-Budgets dar, daß die Musikgesellschaft nie etwas gesagt hatte, wenn sie auf jedem Planeten gleich reihenweise Klamotten kaufte. Nicht, daß es nötig gewesen wäre. In jedem einzelnen Sternensystem lebten Dutzende junger heißer Designer, die gemordet hätten, nur damit sie in einem Kleid mit ihrem Aufnäher gesehen wurde.
    Sie seufzte und überflog das Angebot noch einmal von vorn. Sie würde sich mit dem blau-grünen Sommerfummel mit den breiten Trägern und dem Supermikrorock zufrieden geben müssen. Dazu ihre jungmädchenhafte sympathische Persönlichkeit.
    Die winzigen Hautschuppen begannen sich als Folge der von ihr eingegebenen Sequenz zu kontrahieren und expandieren und produzierten winzige Veränderungen in ihrem grundlegenden Gesichtsausdruck, bis sie unendlich interessiert und vertrauensselig wirkte. Die Haut nahm einen jungen, gesunden Teint an. Von oben bis unten einundzwanzig, wieder einmal.
    Jezzibella trat zu den gewinkelten Spiegeln auf der Schminkkommode und überprüfte ihr Aussehen. Die Augen waren nicht richtig. Sie waren zu starr und drückten nicht genügend Staunen aus, nicht genügend Ehrfurcht vor der wunderbar geheimnisvollen Welt, die sie erkundeten. Ein kleines Stück der harten, gerissenen, selbstbewußten Geschäftsfrau hatte das Verfalldatum überdauert. Sie runzelte die Stirn, als sie die widerspenstigen Stellen musterte: ein weiterer Ausdruck, der nicht zu dieser Persönlichkeit paßte. Die dermalen Schuppen degenerierten wieder einmal. Und immer waren es die Bereiche um die Augen herum, die als erstes verschlissen. Ihr Vorrat an Ersatz war auch nicht besonders groß. Nicht einmal ein Planet hätte ihr helfen können, diese Knappheit zu überwinden; ihre Vorräte waren stets direkt von Tropicana gekommen, der einen adamistischen Welt, auf der die BiTek-Gesetze nicht allzu ernst genommen wurden.
    »Libby!« brüllte sie. »Libby, schaff deinen Hintern herbei, und bring dieses verdammte kosmetische Nanopack mit dir.«
    Die gute alte Libby hatte in letzter Zeit wahre Wunder vollbracht und die Schuppen geduldig immer wieder und mit einem künstlerischen Geschick reimplantiert, der die verringerte Anzahl ausglich und übertünchte. Doch selbst all ihre Magie konnte ohne Nachschub an Schuppen nicht ewig helfen.
    »Libby! Schaff augenblicklich deinen arthritischen Arsch hier herein!«
    Kiera, Hudson und drei ihrer Schläger betraten das Schlafzimmer; sie passierten die Tür geradewegs, ohne sie zu öffnen, als wären die Paneele aus Clanwood nichts weiter als gefärbte Luft. Alle fünf trugen die speziellen Maschinenpistolen mit elektrostatischer Munition in den Armbeugen.
    »Zeigen wir etwa unser wirkliches Alter?« fragte Kiera seidig.
    Jezzibella bemühte sich, ihren Schock und die aufsteigende Angst unter Kontrolle zu halten. Kiera würde es sicherlich bemerken, und Jezzibella beabsichtigte nicht, ihr diese Genugtuung zu verschaffen. Ihr Bewußtsein schlüpfte augenblicklich in die kühle herrische Persönlichkeit, ohne daß ihre abgestürzte neurale Nanonik dabei hätte helfen müssen. »Bist du gekommen, um dir ein paar Schönheitstips abzuholen,

Weitere Kostenlose Bücher