Armageddon 06 - Der nackte Gott
konnte, besaßen die Tyrathca keine Affinitätstechnologie.
»Wir sind bereit zum Eintauchen«, antwortete Syrinx. »Rufen Sie, wenn Sie uns brauchen.«
»In Ordnung, Leute«, wandte sich Joshua an seine Besatzung. »Wir gehen nach Plan vor.«
Sie machten die Lady Macbeth einsatzbereit. Wärmeleitpaneele wurden ausgefahren und strahlten die gesammelte Hitze des Schiffes auf der der Photosphäre abgewandten Seite ab, und Sensorbäume schoben sich aus dem Rumpf. Joshua benutzte die hochauflösenden Systeme, um die Scheibenstadt genau anzupeilen. Bis jetzt hatte er noch keine aktiven Sensoren eingesetzt. Nachdem er ihre Position bis auf ein paar Meter genau bestimmt hatte, übertrug er die Navigationsdaten auf mehr als ein Dutzend getarnter ELINT-Satelliten, die er an Bord der Lady Macbeth mitführte. Sie wurden durch ein Abschußrohr ausgesetzt und segelten einen halben Kilometer antriebslos durch das All, bevor ihre Fusionsaggregate zündeten und sie auf einer dünnen blauen Flamme in Richtung der Scheibenstadt sandten. Sie würden fast einen ganzen Tag benötigen, um in eine annehmbare Operationsentfernung zu kommen und nützliche Daten von der abgewandten Seite des Artefakts zu übertragen. Joshua und Syrinx hielten es für unwahrscheinlich, daß die Bewohner der Scheibenstadt in der Lage waren, die winzigen Sonden zu entdecken, selbst wenn sie ihre aktiven Sensoren auf den Raum rings um die Lady Macbeth fokussierten. Es war eines der akzeptableren Risiken, die diese Mission mit sich brachte.
Nachdem die Sonden ausgesetzt waren, schaltete Joshua die aktiven Sensoren des Raumschiffes ein und tastete den umliegenden Raum erneut ab. »Jetzt sind wir offiziell eingetroffen«, sagte er zu den anderen.
»Ich richte die Hauptschüssel aus«, meldete Sarha. Sie folgte dem Gitterbild und wartete, bis die Koordinaten auf die Scheibenstadt zeigten.
Joshua befahl dem Bordrechner per Datavis, ihre Botschaft abzusetzen. Es war eine einfache Begrüßungsformel, ein Text in der Sprache der Tyrathca, der über ein breites Frequenzband übertragen wurde. Aus der Nachricht ging hervor, wer sie waren, woher sie kamen und daß die Menschen freundschaftliche Beziehungen zu den Tyrathca von Tanjuntic-RI unterhielten, gefolgt von der Bitte, den Ruf zu beantworten. Die Anwesenheit der Oenone wurde vorerst verschwiegen.
Sie schlossen Wetten ab, wie lange eine Antwort auf sich warten lassen würde, ja sogar wie sie lauten würde oder ob sie statt dessen nur eine Salve Raketen bekämen. Niemand hatte auch nur einen Cent darauf verwettet, daß sie aus acht verschiedenen Sektionen der Scheibenstadt acht völlig verschiedene Antworten erhalten könnten.
»Verständlich ist es trotzdem«, sagte Dahybi schlußendlich. »Die Tyrathca sind immerhin eine Clan-Spezies.«
»Aber sie müssen eine einheitliche Verwaltungsstruktur besitzen, um einen Artefakt wie diesen funktionsfähig zu erhalten«, protestierte Ashly. »Anders ist so etwas gar nicht möglich.«
»Kommt darauf an, was sie aneinander bindet«, entgegnete Sarha. »Etwas von dieser Größe kann wohl kaum die effizienteste Möglichkeit sein.«
»Aber warum haben sie es dann überhaupt erst gebaut?« fragte Ashly.
Oski leitete die Antworten durch das Übersetzungsprogramm. »Ein paar Abweichungen im Vokabular, der Syntax und Symbologie unserer Tyrathca«, stellte sie fest. »Aber es sind ja auch fünfzehntausend Jahre vergangen. Trotzdem besitzen wir eine erkennbare Basis, die wir zur Arbeit benutzen können.«
»Ich bin ja richtig froh, daß sich etwas verändert hat«, murmelte Liol. »Es war schon richtig unheimlich, daß bei diesen Typen immer alles so unveränderlich gleich geblieben ist.«
»Aber es ist nur eine Tendenz, keine wirkliche Veränderung«, belehrte ihn Oski. »Und sehen Sie sich diese Scheibenstadt ruhig genauer an. So etwas könnten wir leicht nachbauen, wahrscheinlich sogar eine ganze Ecke besser, wie Sarha sagt. Sie demonstriert lediglich Expansion, aber nicht Entwicklung. Es hat keinen wirklichen technologischen Fortschritt gegeben, genausowenig wie in ihren Kolonien und den Archen.«
»Was besagen die Botschaften?« erkundigte sich Joshua.
»Eine ist fast völlig unleserlich. Wahrscheinlich eine Art Bild, glaube ich. Der Computer hat mit einer Musteranalyse begonnen. Die übrigen sind reine Textbotschaften. Zwei haben unseren Gruß erwidert und wollen wissen, was wir hier tun. Zwei verlangen Beweise, daß wir tatsächlich Xenos sind, und drei heißen uns
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