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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Rohmaterialien eine billigere Option als das Recycling darstellt«, sagte Samuel. »So nah bei der Sonne verfügen die Scheibenstädte über einen extremen Reichtum an Energie. Es gibt nur wenig Abfälle, die sich nicht zu etwas Nützlichem recyceln lassen.«
    »Trotzdem. Es muß eine strenge Bevölkerungskontrolle geben. Wenn ich so etwas sehe, dann fällt mir nur eine Bakterienkultur in einer Petrischale ein.«
    »Diese Analogie gilt nicht für intelligentes Leben. Die Tyrathca neigen von Natur aus zu logisch untermauertem restriktivem Verhalten. Schließlich haben sie ihre Bevölkerungszahlen auf einer mehr als zehntausend Jahre dauernden Reise mit einer Weltraumarche perfekt unter Kontrolle gehalten. Die Situation hier ist für sie nichts anderes.«
    »Man sollte vielleicht nicht davon ausgehen, daß ihre Dominien alle gleich sind«, warnte Sarha. »Einige Sektionen auf der Scheibe sind viel heißer als der ganze Rest; ihre thermische Regulation ist anscheinend völlig zusammengebrochen. Die Wärme von der Sonne geht geradewegs hindurch. Sie müssen tot sein.«
    »Vielleicht« entgegnete Beaulieu. »Trotzdem kann ich noch eine Menge Aktivität dort unten entdecken. Wir werden von Radarpulsen aus jeder Sektion förmlich bombardiert. Eine ganze Reihe von Dominien scheint großes Interesse an uns zu haben.«
    »Noch immer kein Start irgendeines Schiffes«, sagte Joshua. »Niemand versucht uns abzufangen, bevor wir Anthi-CL erreichen.« Er schaltete sich auf die Sensoren und beobachtete, wie Tojolt-HI vor dem strahlend roten Hintergrund der Sonne wuchs. Abgesehen von dem gigantischen Maßstab war es eine ganz ähnliche Situation wie die Annäherung an die Antimateriestation. Ein pechschwarzer, zweidimensionaler Kreis direkt in der Photosphäre. Das kalte Licht des Nebels hinter ihnen war nicht stark genug, um auch nur die schwächsten Konturen auf der Unterseite der Scheibenstadt zu beleuchten. Allein die Sensoren der Lady Macbeth enthüllten die Topographie gigantischer Türme, die aus der Scheibe wuchsen. Das Kartographieprogramm des Bordrechners hatte Mühe, eine genaue Karte zu kompilieren; die grellen elektromagnetischen Emissionen, die auf die Antennen prallten, interferierten mit den Reflexionen des Radarsignals.
    »Und was sagen sie?« fragte er Oski.
    »Ich habe ein Diskriminierungsprogramm für Schlüsselworte gestartet, das den Datenverkehr analysiert. Nach den bisherigen Proben sagen alle so ziemlich das gleiche. Sie möchten, daß wir in ihrer Sektion der Scheibe andocken, und jeder behauptet, die größten Ressourcen zu besitzen sowie die einzigartigsten Informationen.«
    »Irgendwelche Drohungen?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Behalte die Sache weiter im Auge.«
    Die Lady Macbeth drehte sich um ihre Längsachse und begann mit dem Bremsmanöver.
    Während der finalen Annäherungsphase wuchs allmählich das Datenmaterial, das die Sensoren über Tojolt-HI lieferten, und die Menschen an Bord der Lady Macbeth und der Oenone gewannen eine Vorstellung davon, wie die massive Scheibe konstruiert worden war. Die zentrale Platte, welche die eigentliche Scheibe bildete, bestand aus einem dichten Geflecht von röhrenförmigen Strukturen. Sie variierten in der Dicke von zwanzig bis zu dreihundert Metern Durchmesser. Obwohl sie dicht gepackt waren, berührten sie sich nur an speziellen Verbindungspunkten; die Lücken dazwischen waren versiegelt mit dünnen Folien, um zu verhindern, daß Licht vom roten Riesen die Umbra penetrierte und die Dunkelheit verringerte. Die individuellen Geflechte besaßen prinzipiell Kreisform, doch auch sie variierten gewaltig in der Größe, und sie überlappten sich in einem dichten regellosen Gewirr. Die spektrographische Analyse ergab, daß die zugrundeliegenden Röhren hauptsächlich aus Metall bestanden; längere Abschnitte wurden von Carbo-Silizium-Komposit überspannt. Mehr als fünf Prozent waren kristallin, und sie strahlten eine schwache Phosphoreszenz in Richtung des Nebels ab. Es gab Regionen – nach einem scheinbar zufälligen Muster über die gesamte Scheibe verteilt –, wo das Gewirr von Röhren zu komplexen, abstrakten Knotengebilden anschwoll, die mehrere Kilometer durchmaßen. Es sah fast so aus, als wären die Rohre massiv zur Seite hin verdreht worden, wenngleich das Radarbild keinerlei Hinweis auf Frakturen lieferte.
    Der dichte Schatten der dunklen Seite wurde unvermeidlich von der Wärmetauschermaschinerie beherrscht. Paneele stapelten sich zu kilometerhohen Konen,

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