Armageddon 06 - Der nackte Gott
hier bleiben bis zum Ende unserer Existenz und beobachten, was zu uns kommt. Das ist unsere Natur. Andere Rassen und Kulturen würden den Weg in die Dekadenz oder Transzendenz vorziehen. Ich frage mich, für welchen Weg ihr euch entscheiden werdet, wenn eure Zeit gekommen ist?«
»Für die Transzendenz, hoffe ich doch«, antwortete Sinon. »Aber wie du bereits gesagt hast, wir sind eine junge Rasse, längst nicht so reif wie die deine. Wahrscheinlich ist es ganz normal für Wesen wie uns, von einem positiven Schicksal zu träumen.«
»Darin hast du recht.«
»Kannst du uns eine wirksame Lösung für das Problem der Possession nennen, dem unsere Spezies gegenwärtig ausgesetzt ist? Wie schicken wir unsere Seelen sicher durch das Jenseits?«
»Unglücklicherweise haben die Kiint recht mit ihrer Aussage, daß eine solche Lösung aus euch selbst heraus kommen muß.«
»Sind eigentlich alle Rassen, die das Problem der Seelen gelöst haben, so moralisch überheblich gegenüber unterlegenen Spezies?«
»Ihr seid nicht unterlegen, nur anders.«
»Aber wie sehen unsere Möglichkeiten aus?« fragte Stephanie.
»Ihr könntet sterben«, antwortete Tinkerbell. »Ich weiß, daß ihr alle den Wunsch danach geäußert habt. Ich kann euch dabei helfen. Ich kann eure Seelen aus den Körpern entfernen, in die sie gefahren sind, und die Natur dieses Universums nimmt ihren Lauf. Euer Wirt erhält seinen rechtmäßigen Körper und kann wieder nach Mortonridge zurückkehren.«
»Gibt es denn keine andere Möglichkeit?« fragte Stephanie. »Das klingt so schrecklich.«
»Eure Seele könnte bei mir in diesem Gefäß Aufnahme finden. Ihr würdet Teil meiner Multiplizität.«
»Wenn du das kannst, warum gibst du uns denn nicht jedem ein eigenes Gefäß?«
»Wir sind zwar so gut wie allmächtig in diesem Universum, doch das übersteigt selbst unsere Fähigkeiten. Das Instrument, das uns hergebracht und unsere Gefäße konstruiert hat, ist vor langer Zeit in unserem alten Universum zurückgeblieben. Wir hatten keine weitere Verwendung mehr dafür, so dachten wir damals.«
»Könnt ihr nicht zurück?«
»Theoretisch, ja. Aber ob wir es wollen, ist eine andere Frage. Außerdem wissen wir nicht, ob das Instrument überhaupt noch existiert. Weiterhin wärt ihr wahrscheinlich gar nicht imstande, euch an ein solches Gefäß zu adaptieren; eure Psyche ist ganz anders.«
»Nichts davon klingt besonders einladend«, sagte Stephanie.
»Für dich vielleicht«, unterbrach sie Choma hastig. »Für die meisten Serjeants hingegen ist die Aussicht, in eine neue Art von Multiplizität zu transferieren, äußerst verlockend.«
»Womit sich eine weitere Option eröffnen würde«, sagte Tinkerbell. »Ich könnte eure Seelen in die leeren Serjeantkörper transferieren.«
»Das klingt schon besser«, sagte Stephanie. »Aber wenn wir zurückkehren, und sei es in Serjeantkörpern, enden wir immer noch irgendwann wieder im Jenseits.«
»Das hängt ganz davon ab. Vielleicht entscheidet eure Rasse bereits vorher, was mit Seelen geschieht, die ihm Jenseits feststecken.«
»Du hältst aber ziemlich viel von uns, wie? Nach unserer bisherigen Geschichte zu urteilen bin ich gar nicht sicher, ob wir das verdient haben. Unsere Spezies interessiert sich nur für Dinge, auf die man schießen kann.«
»Das ist unfair«, sagte Sinon.
»Aber ehrlich. Militärisches Denken hat unsere Regierungen jahrhundertelang verseucht, bevor sie schließlich eins wurden«, warf Rana ein.
»Fangt nicht damit an«, grollte Cochrane. »Das hier ist verdammt wichtig, kapiert?«
»Ich gebe nicht vor zu wissen, was die Zukunft bringt«, sagte Tinkerbell. »Diese Arroganz haben wir zurückgelassen, als wir hergekommen sind. Ihr scheint entschlossen. Das reicht normalerweise.«
»Seid ihr nur deshalb hergekommen, weil ihr das Jenseits umgehen wolltet?« fragte Sinon. »War das die Lösung, die eure Spezies gefunden hat?«
»Nicht im geringsten, nein. Wie ich bereits sagte, wir sind eine sehr alte Spezies, und als wir noch in unserer biologischen Form waren, hatten wir bereits angefangen, uns zu einem Kollektiv aus Kollektiven zu entwickeln. Wir sammelten jahrtausendelang Wissen, erforschten Galaxien und erforschten verschiedene Dimensionen, die mit unserem eigenen Universum koexistierten. Alles, was eine junge Rasse tut, solange sie dadurch neue Erkenntnisse und Einsichten sammeln kann. Aber irgendwann gab es nichts Neues mehr für uns, lediglich Variationen des immer Gleichen,
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