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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und bemerkte einen langen Stab, der von dem Metallkragen ausging. Das andere Ende wurde von einem jungen Mann gehalten. Er war kein Besessener, und seine Zunge hing eifrig aus dem Mundwinkel. »Los, die Hände runter, Kerl. Runter sage ich!«
    Fletcher ließ den Kragen los.
    »Braaaver Junge«, schnarrte der junge Mann. »Hey, Quinn, ich hab’ ihn. Er kann nichts mehr machen.«
    Quinn Dexter materialisierte unmittelbar neben Billy-Joe. Die Sintflut aus den Sprinklern benetzte seine Robe nicht einmal. »Gut gemacht. Dafür schulde ich dir mindestens eine Komtesse und eine klassische Schauspielerin.«
    Billy-Joe legte den Kopf in den Nacken und stieß ein Freudengeheul aus. »Jawohl, Sir! Wenn das so weitergeht, ficke ich mich tot!«
    »Zu schade, daß meine gute alte Freundin Louise Kavanagh entkommen ist.«
    »Nein, ist sie nicht, Quinn«, rief Billy-Joe aufgeregt. Er schob dem verblüfften Frenkel den Griff des Haltestabs in die Hände, und Frenkel packte ihn reflexhaft. »Ich hol’ sie für dich, Quinn. Du wirst schon sehen.«
    »Nein«, sagte Quinn.
    Doch Billy-Joe rannte bereits in Richtung der Notrutsche davon.
    »Billy-Joe!« Der Ton war drohend, doch Billy-Joe antwortete nur mit einem tölpelhaften Grinsen und sprang kopfüber in den Doughnut.
    »Scheiße!« brüllte Quinn. Er hatte immer wieder betont, wie sehr er Louise Kavanagh wollte, während er die Besessenen zum Archway Tower geführt hatte. Und trotz all seiner Loyalität war Billy-Joe viel zu dumm, um auch nur die einfachste Strategie zu begreifen.
    Quinn konnte nicht selbst hinter Louise her. Fletcher musterte ihn mit berechnender Wildheit. Gefangen, aber längst nicht gebrochen. Und es gab zu viele Fragen bezüglich der seelenlosen Körperhüllen, die inzwischen reglos auf dem Korridor lagen. Er schnippte mit den Fingern auf zwei Besessene aus der Hampstead-Gruppe. »Ihr beide. Runter mit euch und helft Billy-Joe.«
    Hätte Louise die Zeit gehabt, die Instruktionen und Piktogramme auf der Außenseite des Doughnuts zu studieren, würde sie vielleicht weniger Angst verspürt haben. Die Evakuierungsrutsche war eine alte Erfindung und durch den Einsatz speziell zugeschnittener moderner Gewebe so weit fortgeschritten, daß sie aus fast jeder Höhe eingesetzt werden konnte. Die ersten vier Stockwerke glitt sie fast mit Fallgeschwindigkeit nach unten, bevor sich das Gewebe rings um sie zusammenzog und ihren Sturz sanft abbremste. Es war nur im Querschnitt elastisch, um sicherzustellen, daß die Länge konstant blieb. Das Ende würde einen Meter über dem Pflaster baumeln, ganz gleich, wie viele Menschen gleichzeitig im Innern nach unten rutschten.
    Louise wurde sanft ins Freie entlassen. Sie mußte nicht einmal die Knie beugen, um den Schwung abzufangen, als ihre Füße den Boden berührten. Ihre neurale Nanonik funktionierte wieder einwandfrei, und der Adrenalinsuppressor dämpfte rasch ihr Zittern. Sie machte ein paar unsichere Schritte weg vom Turm, dann blickte sie nach oben. Schwache Kampfgeräusche wehten aus dem offenen Fenster weit über ihr. Eine Ausbeulung kam die Rutsche hinunter, die sie an ein Meerschweinchen im Bauch einer Schlange erinnerte.
    Es war nicht genug Zeit, um in Deckung zu gehen, bevor die Person in der Rutsche unten angekommen sein würde. Louise musterte den Erinnerungslöscher in ihren Händen mit einem leeren Blick, dann richtete sie ihn auf das Ende der Rutsche.
    Zu ihrer Überraschung tauchte ein Kopf darin auf; sie hatte damit gerechnet, daß die Füße zuerst kommen würden.
    Ivanov biß die Zähne zusammen gegen die Schmerzen in seinem Arm, während sich seine neurale Nanonik auf dem Weg nach unten langsam wieder fing. Als er aus der Rutsche glitt, hatte er bereits einen Axonenblock errichtet, der sämtliche Nervenimpulse aus dem verstümmelten Arm unterdrückte. Der physiologische Schock war schwieriger zu kontrollieren.
    Mit nur einem Arm um das Gleichgewicht rudernd fiel er unbeholfen aus der Rutsche. Louise stürzte herbei, um ihm zu helfen, und ächzte erschrocken auf, als sie seinen Arm bemerkte.
    »Nein«, stöhnte Ivanov. Er rollte sich auf die Knie und packte die Wunde mit der freien Hand, um das Blut zu stauen. »Gehen Sie«, sagte er ernst.
    »Aber Sie sind verletzt!«
    »Spielt keine Rolle. Gehen Sie. Jetzt.«
    »Aber ich …« Louises Blicke suchten verzweifelt die verlassenen Straßen ab. »Ich kann nirgendwo hingehen.«
    Ivanovs Gesichtsausdruck veränderte sich. Es war ein subtiler, aber trotzdem

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