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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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neugierig.
    Tracy schenkte ihr ein ernstes Lächeln. »Irgend etwas, das eine uralte Rasse vor langer, langer Zeit zurückgelassen hat. Es hat diese Zivilisation selbsternannter philosophischer Gurus in ein beträchtliches Dilemma gestürzt. Nicht, daß sie etwas unternehmen könnten, um die Situation zu beeinflussen. Ich glaube, das ist es, was sie am meisten aus der Fassung gebracht hat. Sie waren so lange die unumstrittenen Herren in diesem Sektor des Universums; es muß ein schwerer Schock gewesen sein, auf etwas zu stoßen, das ihnen so unendlich überlegen ist. Vielleicht ist das der Grund, warum sich Fowin heute so zugänglich gezeigt hat.« Sie unterbrach sich, als Galic am Fuß der Verandatreppe erschien.
    »Du hast es wieder einmal geschafft«, grinste er.
    »Hast du etwas anderes erwartet?« grinste sie zurück.
    Er kam die Treppe hinauf und setzte sich neben ihr in einen Deckstuhl. Es dauerte nicht lange, und andere pensionierte Beobachter gesellten sich hinzu, um über die neue Kolonie zu diskutieren. Sie zeigten eine Begeisterung, wie Jay sie noch nicht bei ihnen erlebt hatte, und sie wirkten schlagartig viel jünger und lebendiger. An diesem Abend redete zum ersten Mal nicht einer von ihnen über die Vergangenheit. Nach Einbruch der Dunkelheit zogen sie sich in Tracys Wohnzimmer zurück, wo sie anfingen, Sternenkarten aufzurufen und Planeten auszusuchen. Gutmütige Streitereien über die Vor- und Nachteile möglicher Koordinaten brachen aus. Die meisten wollten die neue Kolonie in der gleichen Galaxis wie die Konföderation, auch wenn es auf der anderen Seite des Zentrums sein mußte.
    Irgendwann gegen Mitternacht bemerkte Tracy, daß Jay auf ihrem Sofa eingeschlafen war. Galic hob sie hoch und trug sie in ihr Zimmer. Sie erwachte nicht einmal mehr, als er sie mit einer Decke zudeckte und ihr Prinz Dell auf das Kopfkissen legte. Er schlich auf Zehenspitzen hinaus und schloß leise hinter sich die Tür, bevor er zu der Debatte zurückkehrte.
    Louise war eine halbe Meile die Holloway Road hinunter geflohen. Sie war am oberen Ende schmal, die Bürgersteige gesäumt von großen Backsteinhäusern mit zerbröckelnden Fenstersimsen und undichten Dachrinnen. Auf der Straßenebene befanden sich kleine Läden und Cafés, deren trübe, schmutzige Fronten mit Brettern vernagelt waren. Louises Schritte echoten von den harten Wänden, ein akustisches Leuchtfeuer, das jedem signalisierte, wo sie war.
    Weiter unten wurde die Straße breiter. Die Bauwerke in diesem Abschnitt waren in einem besseren Zustand, mit sauberen Ziegeln, glänzenden Fassaden und teureren Geschäften. Schmale Nebengassen zweigten ungefähr alle hundert Yards ab, gesäumt von Reihenhäusern voller Mietwohnungen. Weißbirken und Kirschbäume in den Vorgärten hingen über die Zäune auf das Pflaster und erweckten den Anschein einer ruhigen, ländlichen Stadt.
    Der Hang wurde flacher, und vor Louise erstreckte sich die letzte Meile einer breiten, verlassen daliegenden Straße. Die größeren kommerziellen Geschäfte hatten eine Seite ganz unter sich aufgeteilt, und ihre Hologrammwerbung flackerte in einem grell schillernden Regenbogen über dem breiten Gehweg. Über den Fahrspuren schwebten Anzeigetafeln der Verkehrskontrolle und blinkten in farbigen Sequenzen auf den leeren Carbo-Beton hinab.
    Louise lief noch ein paar Meter weiter, bevor sie stehen blieb. Sie war außer Atem von der Anstrengung. Hinter ihr bewegte sich nichts, doch weiter oben auf dem Hügel war es so dunkel, daß sie ihre Verfolger wahrscheinlich erst bemerken würde, wenn sie vor ihr standen. Es war ganz bestimmt ein Fehler, im hellen Licht der Hologramme weiterzulaufen.
    Tollington Way lag fünfzig Meter vor ihr, eine schmale Seitenstraße, die in ein Labyrinth aus Gassen und Hinterhöfen führte, wie es hinter jeder größeren Londoner Durchfahrtsstraße zu finden war. Louise hielt sich die schmerzenden Seiten, während sie noch hundert Yards weiter in die Gasse joggte. Dann machte sie halt und duckte sich in den tiefen Schatten eines Eingangs.
    Ihre nassen Leggings scheuerten auf den Oberschenkeln, das T-Shirt war widerlich klamm und kalt, und ihre Füße fühlten sich an wie verschrumpelt. Sie zitterte am ganzen Leib vor Kälte. Hoch über ihr flackerten kleine grüne Lichter in der geodätischen Kuppel.
    »Was jetzt?« fragte sie mit zurückgeworfenem Kopf. Sicherlich würde Charlie sie mit seinen Sensoren beobachten und ihr infrarotes Bild tief unten sehen. Per Datavis

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